Der automatische Informationsaustausch wird kommen, das ist für Georg Schubiger, Chef Private Banking bei der Bank Vontobel, nur eine Frage der Zeit.
«Sobald der Informationsaustausch OECD-Standard ist, wird ihn auch die Schweiz übernehmen», sagt Georg Schubiger (Bild) im Interview in der neusten Ausgabe der «Handelszeitung» (Artikel nicht online verfügbar). Laut ihm wäre es jedoch unklug, vorzupreschen.
Schubiger leitet das Private Banking bei Vontobel seit September 2012. Er strebt nach einem Geschäftsmodell im Einklang mit den regulatorischen Anforderungen.
Den Informationsaustausch schon gelebt
Wenn der Informationsaustausch nach dem Scheitern der Abgeltungssteuer-Idee im Steuerstreit mit dem Ausland nun in der Schweiz doch allmählich diskussionsreif wird, ist das kein Problem für den Chef des Private Banking bei der Bank Vontobel. Er kennt diesen Regulationsstandard bereits aus eigener Anschauung.
Als Chief Operating Officer bei der Danske Bank in Kopenhagen trug er in den letzten Jahren die Verantwortung für die Märkte Skandinavien, England, Irland, Luxemburg, Russland und das Baltikum. Und insbesondere in Skandinavien wird der Informationsaustausch und die freie Zirkulation von Steuerdaten gelebt.
Zuerst müssen die Altlasten bereinigt werden
Schubiger sieht gute Chancen für die Branche, sobald die Altlasten bereinigt sind. «Viele Kunden, die den Weg in die Steuerehrlichkeit gehen, bleiben bei ihren angestammten Banken», erklärt er. Bereits heute verzeichne Vontobel einen starken Zufluss an deutschen Neukunden, die ihre Steuersituation ins Reine gebracht hätten.
Allerdings müssten auch die Banken selber zunächst über die Bücher und Transparenz über die Gebühren herstellen. Auch müssten sie ein neues Dienstleistungsniveau anstreben. Dann werde «in wenigen Jahren wird niemand mehr von Schwarzgeld reden».
Die gleiche Aufgabe wie seine gescheiterten Vorgänger
Da will der 44-jährige fürs Privatebanking der Bank Vontobel ansetzen: Ein tragfähiges Geschäftsmodell entwickeln, das Kundenbedürfnisse in Einklang mit regulatorischen Anforderungen bringt. Dabei profitiere die Bank nicht zuletzt davon, weil sie es schaffte, «negative Schlagzeilen zu vermeiden».
Letztlich hat er aber die gleiche Aufgabe, wie die lange Reihe seiner ausgeschiedenen Vorgänger: Er muss beweisen, dass er die Kundenvermögen weiter ausbauen kann.
Mehr als eine Milliarde Franken von US-Kunden
«In Märkten wie Deutschland, Russland und den USA sind wir bereits gut unterwegs», sagt Schubiger gegenüber der «Handelszeitung». Allerdings gilt das US-Geschäft in der Branche als riskant: «Wir verwalten heute mehr als 1 Milliarde Franken von amerikanischen Kunden und liegen im Plan», hält Schubiger dagegen und betont, dass die Vontobel-Abteilung, die sich mit amerikanschen Kunden befasse, von der US-Börsenaufsicht SEC kontrolliert werde.
Handlungsbedarf ortet Schubiger hingegen in den Wachstumsmärkten, wo Vontobel bishlang abseits stand. Schubiger verweist etwa auf die kürzlich erlangte Beraterlizenz in Hongkong.
Stellenoptimierung permanent auf Pendenzenliste
Zugleich stärkt Schubiger den Standort Schweiz. So hat Vontobel kürzlich die österreichische Banklizenz abgegeben und will Österreich von hier aus bearbeiten. Auch das Deutschlandgeschäft sei stärker an die Schweiz angebunden worden.
«Aber wir wollen auch in der Schweiz noch einen Zacken zulegen.» Dabei spricht der ehemalige McKinsey-Berater auch von Effizienzsteigerungen: «Jede Abteilung muss die Kostenstruktur ihren Ertragsmöglichkeiten anpassen.
Die Vontobel-Gruppe beschäftigt weltweit rund 1'400 Mitarbeiter auf Vollzeitbasis und verwaltete Ende 2012 ungefähr 150 Milliarden Franken an Kundengeldern.