Die Schweiz ist in Europa zum drittgrössten Asset-Management-Markt avanciert und hat damit Deutschland überholt. Die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS hat den Markt aber durcheinandergewirbelt, und die sinkende Rentabilität bereitet Sorgen.
Die Schweizer Asset Management-Branche ist 2023 auf einen Wachstumskurs zurückgekehrt. Laut einer von der Asset Management Association Switzerland (AMAS) zusammen mit der Hochschule Luzern (HSLU) vorgelegten Studie stiegen die in der Schweizer verwalteten Vermögen (AuM) im Vergleich zum Vorjahr um 8,3 Prozent auf 3‘177 Milliarden Franken. Dabei trugen die Net-New-Asserts 1,7 Prozent und die Performanz 6,6 Prozent zum Wachstum bei.
Klicken zum Vergrössern: Das Wachstum (Net New Assets) und die Performance von 2017 bis 2023 (Quelle: AMAS, HSLU)
Bereits per Ende 2022 sei die Schweiz mit einem Marktanteil von 10,4 Prozent zum drittgrössten Asset-Markt in Europa aufgestiegen, heisst es unter Verweis auf die Zahlen des Europäischen Fonds und Asset Management Verbandes (EFAMA).
Damit habe man Deutschland (9,88 Prozent Marktanteil) überholt. Die grössten AM-Märkte sind Grossbritannien mit einem Marktanteil von 36 Prozent, gefolgt von Frankreich mit knapp 17 Prozent.
Pensionskassen als wichtigste Kundengruppe
Das grösste Kundensegment für die Schweizer Asset Manager sind Pensionskassen mit einem Anteil von gut 44 Prozent. Ihnen folgen andere institutionelle Kunden wie Staatsfonds, Family Offices, Regierungen und Unternehmen mit 20 Prozent, sowie Banken mit rund 17 Prozent.
Klicken zum Vergrössern: Relativer Anteil der institutionellen Anleger an den AuM (Quelle: AMAS, HSLU)
In der zweiten Säule des Schweizer Vorsorgesystems werden im Auftrag der Mitglieder AuM in Höhe von mehr als 1’000 Milliarden Franken verwaltet. Hier spielt die Vermögensverwaltungsbranche eine indirekte, aber entscheidende Rolle, wie es weiter heisst.
Dynamischer Inlandmarkt
Das Schweizer Asset Management ist eine Export-Industrie, wird in der Studie weiter betont. Rund 30 Prozent der verwalteten Vermögen (AuM) werden für ausländische institutionelle Kunden verwaltet. Zwar sei der Anteil der für ausländische institutionelle Kunden in der Schweiz verwalteten Vermögen 2023 um 2,8 Prozentpunkte zurückgegangen.
Das habe jedoch daran gelegen, dass die Wachstumsdynamik auf dem inländischen Markt ausgeprägter war. Von 2017 bis 2023 stieg der Exportanteil um 4,8 Prozentpunkte. Die Schweizer Vermögensverwaltungsbranche sei im Laufe der Zeit internationaler geworden.
Wichtiges Abkommen mit Grossbritannien
Die Schweizer Vermögensverwaltung sei international gefragt und die lokale Expertise werde hochgeschätzt. Von Kunden aus dem Ausland werde die Spezialisierung der Branche in bestimmten Segmenten, wie Private Markets, anerkannt.
Bei den grenzüberschreitenden Vermögensverwaltungs-Dienstleistungen seien in jüngster Zeit wichtige Schritte unternommen worden, darunter das sogenannte «Berner Abkommen» über Finanzdienstleistungen zwischen Grossbritannien und der Schweiz.
Konsolidierung mit Folgen
Die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS hat die Marktstruktur in der Schweiz deutlich verändert. Die UBS war 2023 mit einem Marktanteil von 9,3 Prozent der grösste Schweizer Vermögensverwalter, die Credit Suisse hielt 8,3 Prozent.
Zusammen kommen die beiden Institute damit potenziell auf einen Marktanteil von 17,6 Prozent. 2021 hätten sie kombiniert noch 19,2 Prozent vom Markt gehalten.
Die Tatsache, dass die Wettbewerbslandschaft, stark durch die Präsenz ausländischer Asset Manager und grösserer Kantonalbanken bestimmt wird, verhindere jedoch eine dominante Marktposition, schreibt der Verband weiter.
Klicken zum Vergrössern: Marktanteil der zehn grössten in der Schweiz tätigen Vermögensverwalter (Quelle: AMAS, HSLU)
Und die Wettbewerber konnten zulegen. Im Zwei-Jahresvergleich legten unter den Top-10 die Zürcher Kantonalbank, Pictet AM, Partners Group, LGT Capital Partners, Baloise AM und Lombard Odier AM allesamt zu.
Der Anteil von Axa Investment Management blieb unverändert, während Vontobel um einen Prozentpunkt deutlich zurückfiel. Auf die zehn grössten Vermögensverwalter entfielen 2023 rund 45 Prozent der im Inland verwalteten Gelder.
Wichtig für die Schweiz
Das Wachstum der Branche belege, dass Asset Management insgesamt ein wichtiger Pfeiler der Schweizer Wirtschaft darstellt und sich für die unterschiedlichsten Interessengruppen als gewinnbringend erweist, betont der Verband.
Im Jahr 2023 habe die Branche rund ein Prozent zum BIP der Schweiz beigetragen. Sie erwirtschaftete 4,05 Milliarden Franken an Gewinnen und der Steuerbeitrag wird mit 0,59 Milliarden Franken angegeben. Zudem biete die Branche rund 58'700 Vollzeitstellen.
«Die Asset Management Study 2024 bestätigt, dass der Sektor nicht nur ein wesentlicher Pfeiler der Schweizer Wirtschaft ist, sondern in den kommenden Jahren noch wichtiger werden wird», sagte AMAS-CEO Adrian Schatzmann.
Sinkende Rentabilität
Als Herausforderungen werden die sinkende Rentabilität der Branche gesehen. Zudem steige der öffentliche Druck auf die Asset Manager, einen messbaren Beitrag zum Klimaschutz und zu und zu mehr Nachhaltigkeit zu leisten.
Initiativen für eine nachhaltige Finanzwirtschaft wie die Selbstregulierung würden unter den Schweizer Asset Manager an Bedeutung gewinnen und dürften massgeblich zur Erfüllung der Nachhaltigkeitsziele beitragen, ist der Verband überzeugt.