Der Immobilienmarkt wird immer stärker von Firmen und Institutionellen beherrscht. Das schreibt die Bankengruppe Raiffeisen in ihrer jüngsten Immobilienstudie.
Private trauen es sich immer weniger zu, selbst Bauprojekte anzugehen und verabschieden sich auch vermehrt als Besitzerinnen und Besitzer von Renditeimmobilien aus dem Markt.
«2008 wurden zwei Drittel der Baugesuche für Einfamilienhäuser von Privaten gestellt, mittlerweile sind es weniger als die Hälfte», heisst es in der am Donnerstag von der Raiffeisen Gruppe publizierten Studie. Aktuell werde etwa noch jede zehnte neue Mietwohnung von privaten Bauherren erstellt. Vor zwanzig Jahren war es noch jede fünfte.
Auch bei den Bestandsimmobilien ist jener Trend zu beobachten. Privatpersonen würden öfter ihre Renditeobjekte verkaufen, insbesondere an institutionelle Investoren. Der Anteil der Mietwohnungen in Privatbesitz habe sich seit 2017 auf 45 von zuvor 49 Prozent reduziert.
Steigende Komplexität durch Regulierung
Dafür gibt es laut den Immobilienexperten von Raiffeisen verschiedene Gründe. Der Anteil der Bevölkerung, der sich Eigentum leisten kann, sinkt. Das wirkt sich dann auch auf die Zahl der privaten Bauvorhaben aus. Aber auch strukturelle Faktoren werden genannt. So steigen nicht nur die Baukosten und damit das finanzielle Risiko, wenn es dabei zu Verzögerungen und Problemen kommt. Sondern auch die Komplexität, mitverursacht durch ein «enges Regulierungskorsett», wenn es etwa um Verdichtung, Lärmschutz oder energetische Anforderungen geht.
Der Trend zu grösseren Wohngebäuden verstärke das noch. Zudem stellt Raiffeisen auch «Wohlstandsphänomene» fest. Als Faktor wird etwa auch eine Abnahme der «handwerklichen Kompetenz» gesehen. Die Menschen seien nicht mehr bereit, ihre Freizeit dem Nebenjob eines Bauprojektes zu opfern.
Fehlende handwerkliche Grundfähigkeiten
«Die handwerklichen Grundfähigkeiten von Herrn und Frau Schweizer nehmen tendenziell ab, weil es immer mehr Bürojobs gibt und die meisten Arbeitnehmer im Berufsalltag kaum noch handwerkliche Arbeiten verrichten», sagt Fredy Hasenmaile, Chefökonom von Raiffeisen Schweiz.
Die Lücke sei von den Institutionellen Investoren in den vergangenen Jahren mehr als ausgefüllt worden. Sie verfügen in der Regel über grössere finanzielle und personelle Ressourcen und können Skaleneffekte und Synergien erzielen.
Nachfrage treibt Mieten
Beim Blick auf den Immobilien und Mietmarkt hätten sich auch im ersten Quartal die Trends der Vormonate fortgesetzt. Bei den Preisen für Eigentum habe sich das Wachstum weiter abgeschwächt, währen die hohe Nachfrage bei den Mieten für eine weiter steigende Tendenz sprechen.
«Die beiden jüngsten Anstiege des Referenzzinssatzes dürften auf absehbare Zeit die letzten bleiben. Nach der Mieterhöhungsrunde im April müssen Bestandsmieter daher keine baldigen, weiteren Wohnkostensteigerungen befürchten», heisst es weiter.