Der asiatische Bondmarkt dürfte dank positiver Daten und anhaltender Stärke der Firmen weiter florieren, sagt Joel Kim von ING Investment Management.
Die Schuldenkrisen in Europa und den USA spitzen sich weiter zu. Zum einen sind die Emittentenrisiken in den Regionen für viele Obligationenanleger kaum noch tragbar.
Zum andern werfen die Papiere von soliden Staaten äusserst niedrige Rendite ab. Auf der Suche nach attraktiveren Anlagechancen lohnt sich ein Blick nach Asien.
«Im fernen Osten verfügen viele Staaten über robuste Volkswirtschaften. Staaten, Unternehmen wie auch Privathaushalte sind weniger verschuldet als in Industrienationen. Zudem dürften sich die Kreditrahmendaten noch verbessern», sagt Joel Kim (Bild links), Manager des Asian Debt Fonds von ING Investment Management.
Attraktive Bewertung
Asiatische Anleihen sind laut Kim sehr attraktiv bewertet. Obligationen weisen sowohl im Investment-Grade- als auch High-Yield-Segment Renditeprämien (Spreads) gegenüber ihren US-Pendants auf (vgl. Grafik).
«Die Aufschläge sind jedoch nicht gerechtfertigt. Die Spreads dürften das Ausfallrisiko überkompensieren, so ist vor allem im Investment-Grade-Universum asiatischer Anleihen derzeit nicht mit Ausfällen zu rechnen», so Kim. Daher bestehe im laufenden Jahr Spielraum für eine Spread-Verengung.
«Auch in den kommenden Jahren werden die soliden Unternehmensbilanzen und der relativ geringe Refinanzierungsbedarf die Ausfallquoten niedrig halten. Selbst wenn sich das Wirtschaftswachstum in Asien infolge der geldpolitischen Straffung 2011 mässigen würde, rechnen wir nicht mit einer Veränderung des Basisszenarios», erklärt Kim.
Hauptsorge Inflation
Der steigende Preisdruck ist die Hauptsorge, mit der die Volkswirtschaften Asiens derzeit konfrontiert sind. «Während die Politik ein breites Arsenal an Instrumenten zur Inflationsbekämpfung einsetzen wird, dürften sie daneben zunehmend auf eine Aufwertung ihrer Währungen setzen. Denn schliesslich ist die importierte Inflation immer noch massgeblich für die Headline-Inflation in der Region», sagt Kim. Die Währungsaufwertung wirkt sich jedoch wieder positiv für ausländische Investoren aus.
Laut dem Spezialisten sind die direkten Folgen einer stärkeren Währung für die asiatischen Unternehmen jedoch gering: «Bei der Mehrheit von Emittenten in unserem Universum zeichnet sich kein wesentlicher Druck auf die Gewinnspannen ab. Insofern halten wir eine übermässige zinspolitische Straffung oder eine harte Landung für wenig wahrscheinlich.»
Risiken für Korea und Indien
Und wenn der Ölpreis sprunghaft ansteigen sollte? «Dies könnte die Nettoimporteure von Energie belasten», sagt Kim, «ich denke da beispielsweise an Korea oder Indien. Bis auf Weiteres ziehen wir es daher vor, uns in Devisen zu engagieren, die im Energiehandel mit Überschüssen aufwarten. Ebenso favorisieren wir Währungen, bei denen die Währungshüter bereits ihre positive Haltung zu einer Aufwertung signalisiert haben. Also Devisen wie der Singapur-Dollar, der malaiische Ringgit, die indonesische Rupiah und der chinesische Yuan.»
Asiatische Anleihen sind eine äusserst dynamischen Anlageklasse und setzen daher seitens der Investoren fundierte Kenntnisse in den Bereichen Unternehmensanleihen, Staatsanleihen, Zinsmärkte und Devisen voraus.
Noch Nachholbedarf
Weil amerikanische und europäische Anleger noch Nachholbedarf an asiatischen Werten haben, geht ING Investment Management davon aus, dass ausländische Investoren ihr Engagement sukzessive ausweiten werden. Dies werde sich günstig auf die Nachfrage und somit Kursentwicklung auswirken.
Bislang ist die Anlageregion Asien ohne Japan nur zu rund 4 Prozent im Leitindex Barclays Global Aggregate Bond vertreten. «Es ist lediglich eine Frage der Zeit, bis die Region in den Leitindizes stärker gewichtet wird», sagt Kim.