Banken aus dem Euroraum, die immer noch Geschäfte in Russland machen, sollen nach dem Willen der EZB ihr Engagement dort weiter zurückfahren oder ihre Geschäftseinheiten verkaufen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) drängt Kreditinstitute aus dem Euroraum, die immer noch in Russland tätig sind, ihre Pläne zur Verkleinerung oder zum Rückzug aus dem Markt zu beschleunigen. Sie werden dazu aufgefordert «klare Fahrpläne zu erstellen und ihre Führungsgremien sollen der Aufsichtsbehörde regelmässig über die Fortschritte berichten», schreibt Andrea Enria, der Leiter des Aufsichtsgremiums der EZB in einem Schreiben an das Europaparlament, wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» berichtet.
Viele EU-Banken hatten ihr Geschäft im wachstumsstarken russischen Markt über Jahre hinweg deutlich ausgeweitet. Nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine Ende Februar 2022 haben einige Institute die Beziehungen zu dem Land schnell gekappt und Einheiten verkauft. Andere sind weiter aktiv und haben Mühe, sich vom Russland-Geschäft zu trennen, um damit auch finanzielle Risiken abzubauen.
Enttäuschend langsame Fortschritte
«Ich habe wiederholt öffentlich meine Besorgnis über die enttäuschend langsamen Fortschritte der Banken bei der Verringerung der Risiken geäussert, die sich aus den laufenden Geschäften auf dem russischen Markt ergeben», schrieb Enria weiter.
Die von der EZB beaufsichtigten Banken haben ihr Russland-Engagement im vergangenen Jahr um 37 Prozent reduziert, wobei sich der Abbau «im vierten Quartal beschleunigt hat», so der EZB-Aufseher weiter.
«Die meisten Institute haben ausserdem beschlossen, keine neuen Geschäfte in Russland zu tätigen, und prüfen verschiedene Ausstiegsstrategien, wie zum Beispiel den Verkauf von Geschäften und den Abbau ihrer Aktivitäten auf dem russischen Markt», schrieb er.
Die EZB prüfe laufend, ob weitere aufsichtsrechtliche Massnahmen für einzelne Banken gerechtfertigt sind, auch in Bezug auf deren Eigenkapitalausstattung.
Raiffeisen und OTP mit grösstem Exposure
Laut von «Bloomberg» und J.P.Morgan gesammelten Daten hat die österreichische Raiffeisen International mit einem Exposure von 20 Milliarden Euro den grössten Anteil an dem auf insgesamt 45 Milliarden Euro geschätzten Russland-Geschäft von Banken aus dem Euroraum. Das mache auf der Stufe Eigenkapitalquote (CET1) einen Anteil von 230 Basispunkten aus, sollten die dortigen Geschäfte komplett abgeschrieben werden müssen.
Die ungarische OTP-Gruppe komme mit grossem Abstand auf 69 Basispunkte, gefolgt von Unicredit (61 Bp) und Credit Agricole (46 Bp). Bei der Societe Generale, Intesa Sanpaolo und ING wird das CET1-Risiko auf 25 bis 21 Basispunkte geschätzt.