Der Steuerstreit mit dem Ausland ist zumeist beigelegt. Derweil sind die Fluchtbewegungen von Privatpersonen in der Schweiz weiterhin beträchtlich. Das dürfte auch mit dem Steuerwettbewerb der Kantone zu tun haben, der knallhart geführt wird, wie neue Daten zeigen.
Im Wettbewerb um Steuersubstrat ist der ländlich geprägte Kanton Basel-Landschaft alles andere als behäbig unterwegs. Von allen 26 Schweizer Ständen hat er die Steuern für natürliche Personen zuletzt am deutlichsten gesenkt und rückt um zwei Ränge vor – allerdings nur auf Platz 20.
Damit ist Basel-Landschaft immer noch weit entfernt von den Zentralschweizer Steueroasen, wie aus der diesjährigen Ausgabe des «Tax Monitor Schweiz» hervorgeht, der von den Experten der Grossbank Credit Suisse (CS) erstellt wurde. Die Top-3 der steuergünstigsten Kantone für Privatpersonen führen demnach Zug, Schwyz und Nidwalden unverändert an.
Intensiverer Wettbewerb um Privatpersonen
Laut den Experten wird die Besteuerung von natürlichen Personen künftig im Innerschweizer Standortwettbewerb an Bedeutung gewinnen. Dies unter anderem, weil bei den juristischen Personen im Zuge der Unternehmenssteuerreform der Spielraum für weitere Senkungen dünn geworden ist. Der von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) geplante globale Mindeststeuersatz von 15 Prozent für international tätige Unternehmen mit einem Umsatz ab 750 Millionen Euro dürfte diesen Trend verstärken, so die Studie.
Wer also künftig Firmen auf sein Kantonsgebiet locken will, muss das im Bereich Steuern mit tiefen Sätze für das spezialisierte Personal tun.
Der Steuerwettbewerb im Inland dürft damit wohl kaum abflauen. Weiterhin sind auch die Fluchtbewegungen von Schweizer Steuerpflichtigen ein Thema, folgt man einer Studie zur Teilnahme an der Steueramnestie, über welche die Zeitung «Tages-Anzeiger» (Artikel bezahlpflichtig) jüngst berichtete.
66 Milliarden Franken nachträglich deklariert
Demnach haben schweizweit von den Jahren 2010 bis 2020 rund 156’000 Steuerpflichtige an einer Amnestie teilgenommen. Das sind fast 3 Prozent aller Steuerpflichtigen in der Schweiz. Insgesamt deklarierten sie versteckte steuerpflichtige Vermögenswerte in Höhe von mindestens 66 Milliarden Franken. Das sind 3,5 Prozent des gesamten in der Schweiz deklarierten steuerpflichtigen Vermögens.
Wie viele weitere Milliarden im Dunkeln bleiben, darüber spekuliert die Studie nicht. Ebenfalls kann nur gemutmasst werde, wie stark die kantonalen Unterschiede bei der Besteuerung solchen Fluchtbewegungen Vorschub leisten. Die Steuerehrlichkeit in der Schweiz sei im internationalen Vergleich jedenfalls relativ niedrig, fanden die Autoren.
Berner feiern den «Tax Independence Day» im April
Die CS-Experten ihrerseits berechneten nun erstmals, wie lange Steuerpflichtige arbeiten müssen, bis das Geld zum Bezahlen der Steuern sowie der obligatorischen Sozialabgaben verdient ist. Die Studie nennt diesen hypothetischen Tag im Jahresverlauf den «Tax Independence Day». Dieser Tag fällt beispielsweise für ein ausgewähltes Doppelverdiener-Ehepaar im Kanton Zug auf den 20. Februar und in Zürich auf den 14. März.
Die Solothurner, Waadtländer, Berner und Neuenburger müssen hingegen bis in den April für die Steuern arbeiten (siehe Grafik oben).