Dank der Digitalisierung diskutieren Frauen bei Networking-Veranstaltungen kaum mehr darüber, wie man die gläserne Decke durchbrechen und gleichzeitig Kinder grossziehen kann.
Vor zehn Jahren waren Networking-Veranstaltungen für Frauen in der Finanzbranche meist von der Branche oder dem Arbeitgeber organisierte Abende, bei denen meist einzig die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gepriesen wurde. Zum Ausklang des Abends sollten dann die Teilnehmerinnen in Gespräche verwickelt werden, die ihrer Karriere irgendwie helfen würden.
Die Referate machten zudem häufig deutlich, wie weit die Themen von den Lebensrealitäten der Zuhörerinnen entfernt war - was viele mehr befremdete als sie zu einer frauengerechten Gestaltung der Arbeitswelt anregte.
Inhalt statt Cocktails
Glücklicherweise zeichnen die beruflichen Frauennetzwerke jetzt ein anderes Bild. Sie sind zunehmend digital, inhaltsorientiert und machen nicht an Branchengrenzen halt. Und was noch wichtiger ist: Die Frauen entscheiden selbst, welche Art von Beratung sie brauchen.
Dies sind einige der Faktoren, die Claudia Bally antrieben, als sie vor drei Jahren «bwomen your business network» mitgründete, eine digitale Plattform für berufstätige Frauen in der Schweiz.
Vernetzt über soziale Medien
Seither ist die Plattform auf 500 Mitglieder mit über 1’200 Followern auf LinkedIn angewachsen und finanziert sich durch selbst festgelegte Beiträge der Mitglieder. Obwohl sich das Netzwerk stark auf Unternehmerinnen und Frauen in Führungspositionen konzentriert, wird es von Fachleuten aller Ebenen genutzt, die das Fachwissen der Mitglieder nutzen wollen.
«In einigen Fällen wollen die Mitglieder der Plattform ihre Karriere nach einer Unterbrechung wieder aufnehmen oder suchen nach Ratschlägen für die Gründung eines neuen Unternehmens oder den Wechsel der Branche», so Bally.
Karriere-Toolbox
Die Plattform dient als Werkzeug, das Frauen für ihre eigenen beruflichen Bedürfnisse nutzen können. Im Gegensatz dazu konzentrieren sich professionelle Netzwerke wie «The Boardroom» darauf, Frauen in den Vorstand von Unternehmen zu bringen,
Die Themen, die in letzter Zeit auf der Plattform behandelt wurden, reichten von «Wie bleibe ich mit meinem Team verbunden, während ich aus der Ferne arbeite» bis zu «Was ist das Metaverse und wie kann es meinem Unternehmen helfen?»
Gemäss Bally sind Frauen häufig offen dafür, ihre Erfahrungen auszutauschen und sich gegenseitig zu helfen. Die Frauen würden zugleich die vielen Möglichkeiten nutzen, um von Gesprächen mit Fachleuten aus anderen Branchen profitieren zu können.
Mitglieder wählen aus
Die Mitglieder schlagen sich gegenseitig Ideen vor. Die gewählten Themen werden dann als 45-minütige Online-Sitzungen für maximal acht Teilnehmer in der Mittagspause durchgeführt. Bally empfiehlt den Mitgliedern, sich vor der Anmeldung zu einer Veranstaltung immer zu fragen, was sie von der Sitzung jeweils mitnehmen möchten.
Zu den weiteren Veranstaltungen gehören in Echtzeit gestreamte Hubs und gelegentliche persönliche Treffen, die in einer Art Networking-Soirée enden können. Die digitale Plattform verfügt auch über eine Chatfunktion, über die sich die Mitglieder austauschen können.
Bally hat zwar keinen direkten Einblick in diese Unterhaltungen. Sie hat aber erfahren, dass sich zwei Mitglieder zusammengetan haben, um gemeinsam ein Unternehmen zu gründen, nachdem sie über dieses Format in Kontakt getreten sind.