Die Beratungsfirma Deloitte hat weltweit Führungskräfte nach ihren Einstellungen zum Klimawandel befragt. Schweizer Unternehmen spüren dabei offenbar steigenden Druck von allen Seiten, nur nicht von den Banken.
Etwas entspannter, skeptischer was die Ernsthaftigkeit der Bemühungen angeht und mit einer Spur Fatalismus, so lässt sich die Haltung der Schweizer Führungskräfte im Vergleich mit den global ermittelten Einstellungen zusammenfassen, wenn es um den Klimawandel geht.
Eine globale Umfrage der Beratungsfirma Deloitte unter den Führungskräften von Unternehmen hat dabei augenfällige Unterschiede aufgezeigt. So würden sich Schweizer Unternehmen zwar von einer Vielzahl von Anspruchsgruppen unter Druck gesetzt fühlen, etwas gegen den Klimawandel zu tun – doch die Werte fallen in allen Kategorien tiefer aus als global.
Weniger Konfrontation in der Schweiz
Die von Schweizer Unternehmen als am einflussreichsten bezeichneten Anspruchsgruppen sind dabei die Behörden, die Zivilgesellschaft und der eigene Verwaltungsrat. Deutlich geringer als bei den globalen Ergebnissen ist der Druck hingegen von aktivistischen Mitarbeitenden oder von Banken.
«Unternehmen sollten die Bedeutung des Finanzsektors für die Transition zur Erreichung der Netto-Null-Ziele nicht unterschätzen», sagt Deloitte Schweiz-Chef Reto Savoia. «Banken, Versicherungen und Vermögensverwalter müssen immer genauer ausweisen, wie viele Treibhausgasemissionen mit ihren Finanzprodukten verbunden sind.» Die Unternehmen sind auf Kredite angewiesen und brauchen stringente Businesspläne, um die Transition zu stemmen.
Skepsis in Bezug auf Ernsthaftigkeit
Auffallend ist auch, dass nur 12 Prozent der Schweizer Führungskräfte die Bemühungen des Privatsektors, den Klimawandel zu adressieren, als «sehr ernsthaft» einschätzen. Beim öffentlichen Sektor sind es 20 Prozent. Global lagen diese Werte bei 29 Prozent beziehungsweise 28 Prozent.
Auch bei den Fragen, ob die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels verhindert werden können und ob Wirtschaftswachstum und Erreichung der Klimaziele vereinbar sind, fielen die zustimmenden Antworten aus der Schweiz signifikant tiefer aus als weltweit, schreibt Deloitte.
Bei der Frage, was derzeit die grössten Herausforderungen sind, rangiert der Klimawandel jedoch auf Platz drei: 40 Prozent der Befragten nannten ihn als eine der drei wichtigsten Prioritäten innert Jahresfrist. Weltweit zählten 42 der Befragten dies zu den Top-Sorgen. Bei den Schweizer Führungkräften wurden lediglich Lieferkettenprobleme und wirtschaftliche Unsicherheiten (je 44 Prozent) auf der Prioritätenliste höher eingestuft.
Höhere Investitionen in Nachhaltigkeit
Drei Viertel der Schweizer Unternehmen haben den Antworten zufolge im vergangenen Jahr relevant mehr Ressourcen in Nachhaltigkeit investiert. Nahezu allen Befragten hätten negative Auswirkungen des Klimawandels auf das Unternehmen gemerkt. Schweizer Unternehmen spüren die Ressourcenknappheit, die Kosten zur Eindämmung des Klimawandels, die Regulierung der Emissionen sowie den Druck der Aktionäre und der Zivilgesellschaft stärker als der weltweite Schnitt.
Deloitte hat für die Studie im Jahr 2022 mehr als 2’000 Geschäftsleitungsmitglieder in 24 Ländern zu ihren Einschätzungen in Bezug auf den Klimawandel und zu den Reaktionen ihrer Unternehmen befragt.