Im Leben des Financiers Martin Ebner spielen zwei Kantonalbanken eine entscheidende Rolle. Beim ersten Mal steht Ebner am Abgrund. Beim zweiten Mal legt er sein Lebenswerk als geläutertes Stehaufmännchen in neue Hände.
Der Verkauf seiner BZ Bank an die Graubündner Kantonalbank dürfte für Martin Ebner einer seiner letzten Husarenritte gewesen sein. Denn zu seinem 75. Geburtstag hatte der kinderlose Milliardär vor knapp zwei Jahren gegenüber Medien erklärt, dass die Regelung seines Nachlasses für die nächsten Jahre wohl seine grösste Herausforderung sei.
Nun kommt die legendäre BZ Bank in die Hände eines staatsnahen Instituts. Schon einmal schloss Ebner einen schicksalhaften Deal mit einer Kantonalbank. Damals allerdings unter gänzlich anderen Vorzeichen: Es entbehrt wohl nicht einer gewissen Ironie, dass in einer von Ebners dunkelsten Stunde wie nun auch bei der Übergabe seines Lebenswerks eine Kantonalbank auf der Gegenseite stand und steht.
Fast das Genick gebrochen
Anfang August 2002 sah sich Ebners damalige BZ Gruppe Holding gezwungen, die Mehrheit an den börsenkotierten Beteiligungsgesellschaften BK Vision, Pharma Vision, Spezialitäten Vision und Stillhalter Vision an die Zürcher Kantonalbank (ZKB) zu verkaufen. Vorausgegangen waren massive Kursverluste dieser Anlagevehikel. Sie waren in den Strudel eines Börsencrash geraten, der vom Platzen der Dotcom-Blase ausgelöst worden war.
Vor dem Einbruch hatte Ebner mit seiner BZ Gruppe über die Jahre ein Vermögen von über 5 Milliarden Franken angehäuft. Das stark auf Fremdkapital gebaute Beteiligungsimperium hielt allerding den Börseneinbrüchen in den Jahren 2001 und 2002 nicht stand. Ebner stand am Abgrund.
Gefürchteter Raider
Mit dem Notverkauf an die ZKB fand eine in der Schweiz beispiellose Karriere ein vorläufiges Ende. Ebner war als Financier bewundert und als Corporate Raider gefürchtet. Er galt als einer der kompromisslosesten Verfechter des Shareholder Value in Europa. Er begnügte sich nicht mit einer Rolle als reiner Finanzanleger, sondern verschaffte sich mit seinen Beteiligungen Zugang zu den Schalthebeln, um verschlafene Manager in ineffizienten Konzernen wachzurütteln und ordentliche Renditen für die Aktionäre zu fordern.
Damit polarisierte Ebner, der sich gerne mit einer farbenfrohen Fliege vom Establishment abgrenzte, wie kein anderer die Schweizer Wirtschaft. Er mischte traditionsreiche Konzerne wie die Schweizer Rück, Roche, ABB oder Alusuisse und Lonza auf und erzwang dort moderne, Wert schaffende Strukturen.
Exemplarisch war sein Vorgehen bei der damaligen Schweizerischen Bankgesellschaft, deren Führung er teilweise geradezu abkanzelte. Im Stil eines angelsächsischen Raiders kritisierte er die Eigenkapital-Rendite der nachmaligen UBS als miserabel, forderte eine Verzinsung von mindestens 15 Prozent und focht energisch die Einführung der Einheitsaktie an.
Läuterung und Comeback
Umso grösser war später die Häme, als seine hochverschuldete BZ Gruppe einen Konkurs nur knapp abwenden konnte. Doch Ebner rappelte sich wieder hoch. Sein Vermögen bewegt sich inzwischen wieder in Dimensionen wie vor dem jähen Absturz, der zum Verkauf seiner «Visionen» im August 2002 geführt hatte.
Weggefährten erklären seinen märchenhaften Wiederaufstieg zum einen mit seiner analytischen Brillanz und seinen unternehmerischen Qualitäten. Zum andern sei er nun aber weniger kaltschnäuzig und habe sich geläutert. Der Prediger des Shareholder-Value hat die Fliege schon länger abgestreift. Jetzt hat er sein Lebenswerk in neue Hände gelegt.