Der Preisabfall nährt Befürchtungen, dass die Gold-Hausse zu Ende geht. Die bevorstehenden Jahresabschlüsse europäischer Banken dürften jedoch genau das Gegenteil beweisen.
In den letzten Wochen büsste der Goldpreis markant an Terrain ein. Für mache Auguren war das Grund genug, schon vom Ende der grossen Gold-Hausse zu sprechen und neue Aktienanlagen zu empfehlen.
Es gibt jedoch verschiedene Gründe, weshalb der Goldpreis in letzter Zeit etwas schwächer tendierte. Zum einen erholte es sich von seinen Rekordnotierung im letzten Jahr; zum andern ging die Baisse tatsächlich mit einer kurzen Hausse am Aktienmarkt einher, wo es bis zum Jahres zu einem Rally kam.
Kurzfristig Aktien im Vorteil
Tatsächlich spricht kurzfristig einiges für Dividendenpapiere, zumal viele Unternehmen in den nächsten Wochen gute Abschlüsse ausweisen werden und das wirtschaftliche Wachstum in den Schwellenländern nach wie vor intakt ist, wie etwa Nick Beecroft, Marktsstratege der dänischen Saxo Bank erklärt.
Ebenfalls stimuliert wurden die Aktienmärkte durch die diversen staatlichen Massnahmen sowohl in Europa als auch in den USA. Wie lange dies allerdings der Fall sein wird, ist unklar.
Zudem bleiben nach wie vor viele Problemherde sowohl in der Euro-Zone als auch in den USA bestehen. Aufschluss darüber werden in den nächsten Wochen vor allem die Abschlüsse der grossen europäischen Banken geben. Denn darin wird sich zeigen, wie stark die einzelnen Institute in den verschiedenen überschuldeten EU-Ländern investiert sind und wie sie allfällige Ausfälle verkraften können, wie Frédérik Leroux, Partner der französischen Fondsgesellschaft Carmignac Gestion erkärt.
Probleme dies- und jenseits des Atlantiks
Dabei liegt es auf der Hand, dass manche Banken auf Grund ihrer Engagements auf neuerliche Kapitalspritzen angewiesen sein werden. Das wirft wiederum die Frage auf, wer dafür aufkommen soll. Solange jedoch die Banken in vielen Ländern einen sol wichtigen Beitrag zum Bruttoinlandprodukt leisten, werden die meisten Regierungen vieles daran setzen, dass ihre wichtigsten Geldhäuser nicht untergehen.
Spätestens dann wird es aber jedem Anleger wieder unmissverständlich bewusst sein, wie fragil nach wie vor das Vertrauen ins globale Finanzsystem ist.
Auch in den USA sind die grossen Probleme noch bei weitem nicht gelöst – Quantitative Easing hin oder her. Unverändert hoch ist die Arbeitslosigkeit, und das Thema Inflation ist – nicht ganz überraschend – wieder zum Tagesgespräch avanciert, was wiederum enorme Ängste in der Bevölkerung schürt und die Frage aufwirft, wie sich der kleine Sparer gegen die drohende Geldentwertung schützen kann.
Reality-Check ruft Gold in Erinnerung
Kein gutes Zeichen ist überdies, dass der so genannte Shiller-Case-Index, der die Häuserpreise in den USA misst, in den letzten Wochen wieder gesunken ist. Auch dies ist ein sicheres Indiz für den Mangel an Vertrauen in die Märkte, wie Frédérick Leroux von Carmignac Gestion weiter unterstreicht.
Vor diesem Hintergrund dürften in den nächsten Wochen einige Anleger ihre Engagement neu überdenken, was durchaus auf eine neuerliche Flucht in Realwerte aller Art schliessen lässt. Dazu gehört auch Gold, das damit seinen Aufwärtskurs schon bald fortsetzen dürfte. Wie in den letzten Jahr deutet einiges darauf hin, dass bis im Frühsommer neue Höchststände gestestet werden. Mads Koefoed, Makro-Stratege der Kopenhagener Saxo Bank hält dabei Kurse von 1'600 Dollar je Unze durchaus für realistisch.
Zwanzig Jahre nach oben
Vor diesem Hintergrund lässt sich auch sagen: Solange Themen wie Inflation, Währungsdifferenzen oder die weitere Zinsentwicklung die Einschätzungen der Fachleute dominieren, gibt es keine Anzeichen für eine Goldbalse. Vielmehr bleibt das gelbe Edelmetall die beste Absicherung bei gravierenden Problemen im globalen Finanzsystem.
Der Vergleich mit der langen Aktienhausse, die 1982 in den USA einsetzte, drängt sich daher auf. Zwar gab es immer auch wieder Rückschläge, - wie das nun auch beim Gold der Fall ist – doch insgesamt währte die Hausse der Dividendenpapiere gut zwanzig Jahre. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts geht es mit dem gelben Edelmetall sukesszive nach oben; vieles deutet darauf hin, dass es nochmals mindestens zehn Jahre aufwärts geht.