Zahlreiche Grossbanken verfügen mittlerweile über eine Strategie für Bitcoin und digitale Anlagen. Nur die UBS und die Credit Suisse schweigen zu dem Thema. Was macht die internationale Konkurrenz? Versuch einer Auflistung.

Wann immer aus einer Grossbank oder aus einem Fondshaus Informationen zum Aufbau eines Geschäfts mit Bitcoin & Co dringen, sind die Schlagzeilen gewiss.

So geschah es, als sich in den USA die Grossbank Citigroup sich über Pläne zum Handel mit Bitcoin-Futures ausliess, J.P. Morgan die Anlageberatung für digitale Assets startete oder Goldman Sachs vom Aufbau eines «Crypto Desks» sprach.

Warten auf die Regulierung

Anhaltende Stille zu diesem Thema herrscht bei UBS und Credit Suisse (CS), obwohl sich beide Grossbanken recht intensiv mit der Anwendung der Blockchain-Technologie für Handelsgeschäfte auseinandersetzen und verschiedene Projekte am Laufen haben.

Glaubt man wiederum den Krypto-Evangelisten, stehen die institutionellen Investoren bereit, auf den Bitcoin-Zug aufzuspringen, sobald die internationale Regulierung es erlaubt.

«BusinessInsider» hat ein Dossier zusammengestellt, wie es die zehn Top-Banken an der Wall Street mit Kryptos denn so halten – offiziell und auch hinter den Kulissen.

Credit Suisse

gottstein 501

Krypto-Dienstleistungen: Keine
Krypto Executives: Nicht bekannt

Offizieller Standpunkt von CEO Thomas Gottstein: «Wir waren bislang sehr vorsichtig wegen des Geldwäschereithemas und wegen Bedenken zur Nachhaltigkeit. Bitcoin wird allerdings definitiv nicht mehr verschwinden. Wir sind aber nicht aktiv und bieten keine Bitcoin-Konten an. Wir beobachten den Markt. Wir glauben an die Blockchain-Technologie und sind diesbezüglich sehr fokussiert.» (Interview mit Bloomberg-TV)

Inoffiziell: Es sind keine Krypto-Aktivitäten der CS bekannt. Doch ist die Haltung Gottsteins zu dem Thema deutlich offener jene seines Vorgänger Tidjane Thiam. Die CS hat derzeit allerdings andere Probleme, als sich an ein mit Risiken behaftetes Geschäft zu wagen.

UBS

hamers 503

Krypto-Dienstleistungen: Keine
Krypto Executives: Nicht bekannt

Offizieller Standpunkt von CEO Ralph Hamers: «Wir sind der Meinung, dass Kryptos weiterhin eine unreife Anlageklasse sind. Wir bieten das Thema nicht aktiv an.»

Inoffiziell: Beobachter sagen, solange Ex-Bundesbanker Axel Weber Verwaltungsratspräsident der UBS ist, wird die UBS keine Krypto-Dienstleistungen anbieten. Gleichzeitig kann es sich der grösste Wealth Manager der Welt wohl nicht leisten, Kunden woanders hinzuschicken, sollten diese Interesse an Bitcoin haben. Inoffiziell dürfte die UBS Execution-Services anbieten. Kürzlich hat die UBS gar einen sogenannten Head of Digital Assets ernannt, der im Asset Management tätigt ist. Auf Nachfrage hiess es, der Titel sei etwas irreführend. Es ginge darum, die Blockchain für Anwendungen im Fondsgeschäft zu testen.

Deutsche Bank

DB

Krypto-Dienstleistungen: Keine
Krypto Executives: Nicht bekannt

Offizieller Standpunkt von CIO Ulrich Stephan: «Kryptowährungen sind weder durch einen Währungsraum und dessen Wirtschaftskraft gedeckt noch durch Gold. Es gibt keine einheitliche Regulierung. Manchmal fallen die Handelsplattformen aus.»

Inoffiziell: Die Deutsche Bank bietet keine Dienstleistungen im Kryptobereich an. Aber sie prüft das Angebot einer Custody-Plattform für institutionelle Investoren. Schon vergangenes Jahr hatte die Deutsche Bank einen «Proof of Concept» für ein solches Angebot erbracht. Weitere Pilotprojekte sollen im Gang sein, und möglicherweise will sich die Deutsche Bank Drittanbietern öffnen.

Barclays

jes staley 500

Krypto-Dienstleistungen: Keine
Krypto Executives: Nicht bekannt

Offizieller Standpunkt von CEO Jes Staley: «Kryptowährungen sind für uns eine Herausforderung, weil sie auf der einen Seite einen innovativen Charakter haben und für technologische Verbesserungen im Finanzsystem sorgen können. Auf der anderen Seite besteht das Risiko, dass Kryptowährungen für Aktivitäten gebraucht werden, mit denen eine Bank nichts zu tun haben will.»

Inoffiziell: An den Aussagen von Staley aus dem Jahr 2018 hat sich nichts geändert. Im Gegenteil: Barclays ist noch strikter geworden. Diesen Sommer blockierte Barclays Kundentransaktionen in Richtung der Krypto-Plattform Binance.

Bank of America

Moynihan

Krypto-Dienstleistungen: Handel mit Futures
Krypto Executives: COO Tom Montag

Offizieller Standpunkt von CEO Brian Moynihan: «Wir beobachten die Märkte um zu verstehen, was auf der Investment- und auf der Transaktionsseite läuft, wie sich die Interessen der Kundschaft entwickeln und ob wir unsere Position überdenken müssen.»

Inoffiziell: Mit Tom Montag hat die Bank of America einen mächtigen Krypto-Befürworter in der Konzernleitung und seit Anfang dieses Jahres hat sich die strikt ablehnende Haltung des Bankriesen etwas aufgeweicht. Seit diesem Sommer dürfen einige wenige Kunden der Bank of America mit Crypto Futures handeln. Tom Montag wird allerdings Ende dieses Jahres in Pension gehen.

Citigroup

Citi

Krypto-Dienstleistungen: Handel mit Futures
Krypto Executives: Alex Kriete und Greg Girasole, Co-Heads Digital Assets, Itay Tuchman Forex-Chef

Offizieller Standpunkt von Forex-Chef Itay Tuchman: «Wir haben keine Angst, etwas zu verpassen, weil Kryptos sich weiter etablieren werden. Es handelt sich hier nicht um einen Wettlauf zum Mond, es gibt Raum für mehr Anbieter.»

Inoffiziell: Citigroup war nicht unter den ersten Grossbanken, die sich an Kryptos wagten, doch hat sie zuletzt mit verschiedenen Initiativen für die meisten Schlagzeilen gesorgt, beispielsweise mit dem Start des Future-Handels und dem geplanten Aufbau eines Crypto Desks in London. Die neue CEO Jane Fraser sagte allerdings auch, Citigroup bewege sich mit grösster Vorsicht in diesem neuen Bereich.

Goldman Sachs

GS

Krypto-Dienstleistungen: Handel mit Krypto-Derivaten
Krypto Executives: Mathew McDermott, Head Digital Assets; Mary Rich, Head Digital Assets Wealth Management

Offizieller Standpunkt: «Nachdem wir verschiedene Bewertungsmethoden analysiert und unser Modell für die strategische Asset Allokation angewendet haben, sind wir zum Schluss gekommen, dass Kryptowährungen für ein diversifziertes Kundenportfolio nicht in Frage kommen.» (aus einem Report an Wealth-Management-Kunden im vergangenen Juni)

Inoffiziell: Während Goldman Sachs noch immer unentschieden scheint, ob Wealth-Management-Kunden ein Krypto-Angebot erhalten sollen, sorgte die Investmentbank mit verschiedenen Ankündigungen für Furore: Im Mai nahm ein Crypto Desk die Arbeit auf mit dem Handel von Bitcoin-Derivaten. Geplant war, den Handel auf Optionen und Futures von Ether auszudehnen wie auch Bitcoin-ETF anzubieten. Im Sommer reichte das Asset Management bei der SEC ein Gesuch für einen DeFi- und Blockchain-ETF ein. CEO David Solomon verfolgt eine klare Technologie-Strategie, was der Glaubwürdigkeit von Goldman Sachs im Krypto-Bereich nützt.

J.P. Morgan

Krypto-Dienstleistungen: Handel mit Futures, selektives Angebot im Wealth Management
Krypto Executives: Mary Erdoes, CEO Asset und Wealth Management

Offizieller Standpunkt von CEO Jamie Dimon: «Ich bin kein Bitcoin-Fan. Mir ist Bitcoin egal, es interessiert mich nicht. Allerdings sind unsere Kunden daran interessiert, und ich sage meinen Kunden nicht, was sie zu tun haben.» (Aussage vom vergangenen Mai)

Inoffiziell: Dimon hat nie einen Hehl daraus gemacht, was er von Bitcoin hält. Gleichzeitig ist J.P. Morgan nun die US-Grossbank, die mit fünf Fonds von Grayscale und Osprey im Wealth Management das breiteste Krypto-Angebot hat, weil es «Kunden wollen», wie Erdoes sagte. In der Investmentbank handelt J.P. Morgan mit Krypto-Futures.

Morgan Stanley

MS

Krypto-Dienstleistungen: Handel mit Derivaten, selektives Angebot im Wealth Management
Krypto Executives: Andrew Peel, Head Digital Asset Markets, sowie weitere

Offizieller Standpunkt von CFO Jonathan Pruzan: «Wir spürten grosses Interesse von Privatkunden, die Zugang zu dieser neuen Anlageklassen wollten. Das versuchen wir zu ermöglichen. Steigt das Interesse weiter, werden wir mit Regulatoren und anderen zusammenarbeiten, um angemessene Dienstleistungen anbieten zu können.»

Inoffiziell: Morgan-Stanley-CEO James Gorman unterschied sich bereits im Jahr 2017 von seinen Wall-Street-Kollegen, indem er den Krypto-Boom mit «das ist mehr als eine Modeerscheinung» kommentierte. Inzwischen ist Morgan Stanley wohl die in Kryptomärkten am stärksten präsente US-Grossbank. Sie bot im vergangenen April als erste ihren Privatkunden Zugang zu Bitcoin-Fonds und weiteren Anlageprodukten an und stieg früh in den Derivate- und Futures-Handel ein. Anders als die allermeisten Wealth Manager beurteilt Morgan Stanley Kryptowährungen durchaus als Bestandteil eines diversifizierten Portfolios.

Der grösste Wealth Manager der USA hat mit einer Reihe von hochrangigen Managern Arbeitsgruppe gebildet, die divisionsübergreifend an Strategien für die weitere Anwendung von Kryptowährungen im Wealth und im Asset Management arbeitet. Was Morgan Stanley – aus regulatorischen Gründen – auch noch nicht macht, ist die Aufbewahrung und der Handel von Kryptowährungen.

Wells Fargo

Charlie Scharf

Krypto-Dienstleistungen: Selektives Angebot im Wealth Management
Krypto Executives: Darrell Cronk, PresidentWells Fargo Investment Institute, Laura Fontana, Head Blockchain Innovation

Offizieller Standpunkt von CEO Charlie Scharf: «Wir folgen den Bedürfnissen und Wünschen unserer Kunden mit einem grossen Vorbehalt: Alles muss den regulatorischen Bestimmungen entsprechen.»

Inoffiziell: Wells Fargo hatte im vergangenen Dezember noch verlauten lassen, die Bank habe keine Empfehlungen zu Krypotwährungen und Kunden sei es nicht erlaubt, Krypto-Konten bei der Bank zu halten. Schon im April 2021 sagte CEO Scharf an der Aktionärsversammlung, Wells Fargo habe intern einige Aktivitäten im Krypto-Bereich aufgenommen. Wenig später hiess es, Wells Fargo plane aktiv gemanagte Krypto-Strategien für qualifizierte Investoren. Im Sommer lancierte die US-Bank ein Krypto-Angebot für Privatkunden. Grundsätzlich seien Kryptos eine Anlagemöglichkeit für interessierte Kunden.