Während in der Bankenbranche die CEOs verzweifelt versuchen, mit Lohnerhöhungen ihre besten Leute zu halten, zeigt die Tech-Branche wie «Retention» wirklich geht: bei Palantir mit einem Milliarden-Paket.
Dass das Silicon Valley in Kalifornien punkto Lohn-Attraktivität Wall Street und die Bankenwelt längst abgelöst hat, merkt die Finanzbranche nun schmerzlich. Investmentbanken kämpfen gegen die Technologie-Konzerne um die Jungtalente an den Spitzenuniversitäten. Berufseinsteigern geben sie nach dem ersten Burnout Lohnerhöhungen von 20'000 Dollar oder versprechen ihnen Zusatzferien, um sie bei der Stange zu halten.
Bei der Credit Suisse (CS) versucht das Management in diesen Wochen mit Bonus- und Lohnversprechungen die besten Leute vor dem Absprung zu bewahren.
In der WG zum Multi-Millionär
Silicon Valley hat ein anderes Rezept: Aktienzuteilungen und Optionen, welche den zuvor in einer WG wohnenden Software-Ingenieur zum Stichtag zum Multi-Millionär machen. Solche Entlöhnungsmethoden finden unter anderem ihre Rechtfertigung darin, dass die Interessen von Aktionären und Bonus-Empfängern gleichgeschaltet sind.
Vom Erfolg profitieren die Stakeholder gleichermassen. Es ist ein Prinzip, mit dem sich namentlich auch die Schweizer Grossbanken traditionell schwer tun, wenn sie ihre Aktionäre Jahr für Jahr aufs Neue enttäuschen, nicht aber ihre Manager.
1,1 Milliarden Dollar
Der vergangenes Jahr an die Börse gegangene Tech-Konzern Palantir hat in der laufenden Bonus-Diskussion nun eine neue Marke gesetzt. Mitgründer und CEO Alex Karp erhielt für seine Leistungen im vergangenen Jahr ein Vergütungspaket in der Höhe von 1,1 Milliarden Dollar, wie das «Wall Street Journal» ausgerechnet hat. Davon entfallen rund 800 Millionen Dollar auf Aktienoptionen sowie knapp 300 Millionen Dollar auf Aktien-Zuteilungen.
Das Daten-Analyse-Unternehmen Palantir erfreut sich in der Schweiz einer steigenden Zahl von Kunden: Die CS nutzt die Software zur Überwachung ihrer Mitarbeitenden genauso wie zur Abwehr von Finanzkriminalität; der Rückversicherer Swiss Re entwickelte mit Palantir eine Plattform, auf der Gesundheits-, Wirtschafts- und Sozialdaten gesammelt sind. Der Medienkonzern Ringier ist inzwischen so eng mit Palantir verbandelt, dass seit einem Jahr mit Laura Rudas eine Managerin des Daten-Unternehmens im Verwaltungsrat sitzt.
Schweizer Europa-Hub
Seit vergangenem Februar hat Palantir, das Unternehmen ist nach den «sehenden Steinen» aus dem Roman-Trilogie «Der Herr der Ringe» benannt, in Altendorf (SZ) seinen Sitz in der Schweiz, der auch dem Aufbau eines Europa-Hubs dienen soll.
Die Covid-19-Pandemie gab Palantir Auftrieb. Das Unternehmen schloss mit den Regierungen in Griechenland und den Niederlanden eine Vereinbarung ab, die ihm den Zugang zu Personen- und Gesundheitsdaten gibt. Im Gegenzug erhielten die Länder IT-Unterstützung bei der Pandemiebekämpfung. Recherchen des britischen «Guardian» und des deutschen Magazins «Der Spiegel» hatten diese Geheimabkommen enthüllt.
Verluste über Verluste
Es ist auch Karps schillernder Persönlichkeit zu verdanken, dass Palantir so viel kontroverse Aufmerksamkeit erlangt. Der Amerikaner und Doktor der Philosophie hat eine Vorliebe für bunte Sportbekleidung und wilde Frisuren. Ausserdem gefällt er sich darin, mit seinen Mitarbeitenden hin und wieder zu meditieren.
In 17 Jahren an der Spitze von Palantir hat Karp allerdings noch keinen einzigen Dollar Gewinn erwirtschaftet, ist aber Milliardär geworden. Im Jahr 2020 kam bei einem Umsatz von 1,1 Milliarden Dollar ein Verlust von 1,2 Milliarden Dollar zustande. Doch an der Börse ist Palantir mit rund 46 Milliarden Dollar bewertet.
Milliardensalär kommt häppchenweise
Wie sich der Aktienkurs von Palantir entwickelt, kann Karp jedoch egal sein. Die Auszahlung seiner Milliarden-Vergütung erfolgt nun häppchenweise Quartal für Quartal über die nächsten zehn Jahre – sofern er CEO bleibt.