Die Verbannung ins Home-Office und die Absichten von Firmen, ihre Büroflächen zu reduzieren, hat am Immobilienmarkt kaum Spuren hinterlassen. Das könnte sich allerdings ändern, wie eine Studie von Raiffeisen zeigt.
Die Zahl der Baugesuche mit Büronutzung hat im Corona-Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr leicht zugenommen. Zu diesem überraschenden Schluss kommt eine Studie der Raiffeisen Bank, welche am Donnerstag veröffentlich wurde.
Es sind dies grobe Schätzungen
Damit hat der Immobilienmarkt atypisch auf die Entwicklungen im Dienstleistungs-Sektor reagiert. Denn der langfristige Trend zum Home-Office entwickelte sich vergangenes Jahr zu einer verordneten Flucht. Zwar fällt es den Analysten noch schwer, genaue Voraussagen darüber zu treffen, wie gross der Anteil der Beschäftigten im Home-Office künftig sein wird, da die Firmen erst noch die entsprechenden Konzepte erstellen müssen.
Trotzdem ist schon heute ziemlich klar, dass ein signifikanter Teil der Büroflächen nicht mehr benötigt wird. Die UBS etwa hat schon früh eine grobe Schätzung dazu abgegeben: Die Grossbank erwartet, dass rund 30 Prozent der Mitarbeitenden jeweils von einem anderen Ort aus arbeitet als im Büro – in unterschiedlicher Zusammensetzung.
Moderne Bauten dürften rentabel bleiben
Warum die Statistiken zum Immobilienmarkt noch gar nicht auf diesen Trend reagiert haben, dürfte sehr viel mit der Trägheit der Branche zu tun haben. Dies zum Einen, weil die Verträge für Büroliegenschaften sehr langfristig ausgelegt sind. Anderseits benötigen Büroprojekte in der stark besiedelten Schweiz einen vergleichsweise langen Anlauf – das heisst, die Projekte, welche im vergangenen Jahr aufgelegt wurden, stammen aus früheren, vor-Corona-Jahren.
Es gibt aber noch einen weiteren Grund, wie Raiffeisen schreibt. Moderne, gut gelegene Büroprojekte können trotz grösserer Risiken im aktuellen Tiefzinsumfeld weiterhin rentabel sein. Die Kosten der zusätzlichen Angebotsausweitung tragen eher die Marktteilnehmer mit älteren, weniger gut gelegen Objekten.
Noch sind die Preise nicht gesunken
«Angesichts der verzögerten Marktreaktion sollten bei anstehenden Bauprojekten unbedingt grundsätzliche Fragen zur Sinnhaftigkeit eines Projektes und dessen Chancen in der Post-Corona-Realität gestellt werden», empfiehlt Martin Neff , Chefökonom von Raiffeisen Schweiz. Projekte, die auf die veränderten Bedürfnisseangepasst sind, haben in der neuen Realität gute Chancen. Projekte, welche die neuen Anforderungen nicht erfüllen, werden aber mittelfristig durch den drohenden Verdrängungswettbewerb mit grossen Herausforderungen konfrontiert sein, so Neff.
Mit rund 10,5 Prozent bewegt sich der Anteil der leerstehenden Flächen im Bereich der letzten Jahre. Auch preisseitig ist der Markt nicht ins Rutschen geraten, wie die Bank weiter schreibt. Die Mietpreise für Büroflächen sind trotz Krise nicht gesunken.