Die anhaltende Corona-Pandemie hat die Notwendigkeit von Impact Investments nochmals verstärkt. Vor diesem Hintergrund lancieren Banken und Vermögensverwalter eine Vielzahl von Fonds und anderen Produkten. Finanzspezialisten der Universität Zürich warnen vor jetzt vor dem «Impact Washing».
«Impact Washing» ist eine Erscheinung, die sowohl Aufsichtsbehörden als auch die Vertreter der Branche selber sehr beunruhigt. Doch was versteht man unter diesem neudeutschen Begriff?
«Impact Washer» nutzen das «Impact Investing» als Marketinginstrument, um Anlegerkapital anzuziehen und die eigene Reputation zu pflegen, ohne dass sie tatsächlich materielle Lösungen für soziale und ökologische Herausforderungen bereitstellen. Dabei haben die Finanzmärkte in den vergangenen Jahren eine substanzielle «Mainstreamisierung» der nachhaltigen Anlagepraktiken durchlaufen, wie die Wirtschaftswissenschafter der Universität Zürich in einem unlängst veröffentllichen Report feststellen.
Co-Autor von«Impact Investments: a call for (re)orientation» ist Falko Paetzold, Gründer und Managing Director am Center for Sustainable Finance and Private Wealth der Universität Zürich. Er wies bereits vor einem Jahr in einem lesenswerten Interview auf finews.ch auf die Problematik hin.
Vom Vollstopp zu massiven Volumina
Sowohl die Weltbank als auch das Global Network Impact Investing Network haben Versuche lanciert, verbindliche Kriterien für Impact Investing aufzustellen und Anbieter in die Pflicht zunehmen. Sowohl die UBS, Credit Suisse als auch die Zurich Insurance gehörten 2019 zu den rund 60 Vermögensverwaltern, die die von der Weltbank erstellten Standards unterzeichneten.
Nun hat die Corona-Pandemie den weltweiten Trend nach Impact Investments noch verstärkt. Der Markt kam 2020 zwar zunächst zu einem Vollstopp. Doch inzwischen sind die Investitionsvolumen wieder massiv angestiegen.
Veränderungen sind das Ziel
Was davon wirkliches Impact Investing ist, und was Impact Washing, ist schwer festzustellen. Aber die Autoren der Universität Zürich benennen das Kriterium klipp und klar: Impact Investments haben die positive Veränderung von sozialen und ökologischen Verhältnissen zum Ziel. Damit würden sie ganz klar von ESG-Anlagen abheben, wo Veränderung nicht das Hauptziel sei.
«Echte» Impact-Anlagen erkenne man an detaillierten und spezifischen Produktebeschrieben, so die Autoren weiter, die eine entsprechende Typologie entworfen haben.
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Die Performance messe sich an den real erreichten sozialen oder ökologischen Zielen wie auch an der Rendite für Anleger. Produkteanbieter müssten Beweise vorlegen, dass zwischen der Impact-Anlage und dem erzielten Effekt ein kausaler Zusammenhang besteht.
Sustainable Finance 3.0
Die Autoren stellen fest, dass sich der Impact-Investing-Markt im Übergang zu sogenanntem Sustainable Finance 3.0 befindet. Die erste Phase, Sustainable Finance 1.0, sei in erster Linie durch individuelle Investoren geprägt gewesen, die ihre gesellschaftliche und ökologische Verantwortung wahrnehmen wollten.
Sustainable Finance 2.0 sei die Entwicklung zu einem Mainstream-Thema auf den Finanzmärkten gewesen. Während dieser Entwicklung sei aber der Schlüsselaspekt dieser Anlagen vernachlässigt worden: Tragen diese Anlagen tatsächlich dazu bei, die Welt zu verbessern?
Eine grosse Chance
Sustainable Finance 3.0 sei aufgrund der massiv gestiegenen Kapitalflüsse und der UN-Ziele eine grosse Chance – aber auch eine bedeutende Herausforderung. Nicht mehr die Vermeidung von Nachhaltigkeits-Risiken sei dann das Ziel der Finanzmärkte, sondern die Nachhaltigkeit als Kern eines Geschäftsmodells, um langfristige Veränderungen und die Schaffung von Werten zu erreichen.