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Der britische Asset Manager Ignis ist seit kurzem mit einem Büro in Zürich vertreten. Was sind seine Ziele, und wo liegt das Potenzial für Anlagen in den nächsten Monaten? Im Interview mit finews.ch gibt Regionaldirektor André Haubensack Auskunft.

Herr Haubensack, die anhaltende Euro-Schwäche, die Probleme innerhalb der EU sowie die freudlose Konjunktur trüben die wirtschaftlichen Aussichten. Könnten die Pessimisten dennoch falsch liegen?

Trotz aller negativen Einschätzungen bleibt der Euro für mich eine interessante Währung. Die Diskussionen über einen Satelliten-Euro und die damit verbundene Aufspaltung der Euro-Zone halte ich für Mumpitz.

Wieso denn?

Das Thema ist vor allem politisch geprägt. Doch gerade deswegen halte ich ein Auseinanderbrechen der Euro-Zone für undenkbar. Das Konzept der Einheitswährung muss sich auch in solchen Situationen bewähren.


«Es war richtig, dass die EU ihre Banken stützte»

Das wurde bestimmt schon bei der Lancierung des Euro in Betracht gezogen. Entsprechend werden die Regierungen alles daran setzen, dass nichts auseinanderbricht. Wie stark die Einheit notfalls sein kann, zeigte sich während der Finanzkrise, als die EU ihre Banken stütze.

Werden die Probleme nicht bloss aufgeschoben, wenn der Staat interveniert?

Nein. Die Finanzkrise hatte ihren Ursprung in den USA mit der Subprime-Krise. Dann kam der Interbankenmarkt wegen dem extremen Leverage vorübergehend zum Stillstand. Diese US-Probleme übten einen Domino-Effekt auf den Rest der Welt aus. In dieser Ausnahme-Situation war es absolut richtig, dass die EU ihre Banken stützte. Die Stresstests haben denn auch jüngst gezeigt, dass die grosse Mehrheit der Finanzhäuser gesund ist.


«Der Fair-Value des Euro liegt bei 1.30 Franken»

Wie beurteilen Sie das weitere Potenzial des Euro?

Bei einem Ausstieg schwacher Länder würden deren Schulden explodieren, und das Vertrauen wäre definitiv dahin. Ausserdem ist der Exit einzelner Länder aus der aktuellen Euro-Zone gar nicht möglich, auch rechtlich nicht. Wir sind der Meinung, dass der «Fair-Value» des Euro bei einem Niveau von zirka 1.30 Franken liegt.

Ignis Asset Management favorisiert europäische Finanztitel. Worauf beruht diese Einschätzung?

Wir haben zwei Europa-Experten bei Ignis, die unterschiedliche Meinungen vertreten. Barry Norris ist eher vorsichtig gegenüber Bankaktien im Vergleich zu Versicherungen und nimmt eine moderate Sicht der Dinge ein.


«Dividenden sind ein besonders wichtiges Entscheidungskriterien»

Er geht davon aus, dass sich die künftige Regulierung der Banken zwangsläufig auf deren Wachstum auswirken wird. Vor diesem Hintergrund ist er eher zurückhaltend.

Und wie sieht der andere Portfolio-Manager die Situation?

Olly Russ verfolgt eine eher einkommensorientierte Strategie; er sieht entsprechend einige Chancen im Sektor, nicht zuletzt auf Grund der Konsolidierung, die sich nun vollzieht. Einige Institute werden klar zu den Gewinnern gehören. Wer auf diese setzt, wird Freude haben.

Was sind Ihre Top-Picks im Bankensektor?

BNP Paribas, UniCredit, Intesa und Santander. Diese Banken werfen schöne Dividenden ab, was in nächster Zeit ein besonders wichtiges Entscheidungskriterien sein wird.

Trotzdem, der Einwand, dass verschärfte Gesetze das Ertragspotenzial der Banken hemmen werden, ist nicht ganz von der Hand zu weisen.

Die Richtlinien von Basel III werden nur verwässert und ohnehin erst ab 2015 eingeführt. Das gibt den Banken Zeit, sich mit ausreichend Eigenkapital einzudecken und auf die veränderten Rahmenbedingungen zu reagieren.


«Versicherungen arbeiten mit viel weniger Leverage»

Zudem haben viele Institute ihr Fremdkapital bereits massiv abgebaut, so dass der europäische Finanzsektor insgesamt gut gewappnet ist. Er steht bereits viel stabiler da als früher.

Was halten Sie von Versicherungsaktien?

Versicherungen sind stetiger und damit auch tiefere Beta-Spieler. Im Wirtschaftszyklus kommen sie später, Sie folgen im Prinzip der Entwicklung der Banken. Vor diesem Hintergrund haben wir die Assekuranz relativ zum Index bereits übergewichtet. Zudem arbeiten die meisten Versicherungsunternehmen mit viel weniger Leverage als die Banken. Das ist von Vorteil für vorsichtige Investoren.

Was sind Ihre Top-Picks?

Zurich Financial Services, die finnische Versicherungsgesellschaft Sampo und AXA.

Seit einem Jahr ist Ignis Asset Management auch in Zürich mit einer Geschäftsstelle vertreten. Was sind Ihre Ambitionen?

Wir wollen vor allem den Bekanntheitsgrad von Ignis markant steigern. Viele wissen nicht, dass wir Kundengelder in der Höhe von mehr als 80 Milliarden Euro verwalten.


«Wir wollen uns intensiv um Pensionskassen-Mandate bemühen»

Zudem bedienten wir die bestehenden Kunden zuvor von London aus. Die Kunden unterhalten sich aber lieber in ihrer Sprache mit uns. Darum wollen wir sie nun noch besser, sprich näher, betreuen, gerade weil die deutschsprachigen Märkte Deutschland, Österreich und die Schweiz zum Teil anders funktionieren.

Konkret?

Wir haben festgestellt, dass Österreich und die Schweiz einander kulturell und strukturell näher sind als Deutschland. In der Schweiz und Österreich ist das Geschäft personenbezogener, während in Deutschland oftmals Vermittler dazwischen geschaltet sind.

Wer ist Ihre Zielkundschaft?

Primär ist es der Wholesale-Bereich, also verschiedene Banken. Darüber hinaus beteiligen wir uns nun auch intensiv an Ausschreibungen für Pensionskassen-Mandate. Da fühlen wir uns prädestiniert, zumal wir in Grossbritannien als Asset Manager für Finanzanlagen von Versicherungen eine lange Erfahrung haben. Das ist unsere Kernkompetenz.


«Wir werden unsere besten Fondsmanager nach Zürich bringen»

Welche Ziele haben Sie sich hierzulande gesteckt?

Es ist noch zu früh, um Zahlen zu nennen. Wir sind aber gut unterwegs. Unsere Fonds sind von der FINMA zugelassen. Primär geht es darum, unsere Marke «Ignis Asset Management» in Kontinentaleuropa zu etablieren und unsere Expertise als aktiver Fondsmanager mit Boutique-Ansatz bekannter zu machen.

Wie wollen Sie das erreichen?

Wir werden unsere besten Fondsmanager für Roadshows nach Zürich bringen. Unsere Kunden sollen wissen, mit wem sie es zu tun haben und welche Kompetenz da vorhanden ist. Insgesamt hat Ignis Asset Management derzeit 83 Investment-Professionals.


Andre_Haubensack_qAndré Haubensack hat gleichzeitig mit sämtlichen Kollegen aus dem europäischen Team von New Star zu Ignis gewechselt. Zuvor war er bis 2005 dreizehn Jahre lang bei der Credit Suisse tätig, wo er zuletzt für den Aufbau und die Leitung der Fondsplattform «Fund Lab» zuständig war.

Das Unternehmen Ignis wollte mit der Übernahme des gesamten Teams seine verstärkte Ausrichtung auf den europäischen Markt unterstreichen. Vor allem wegen der hervorragenden Kompetenz im europäischen Aktienbereich erscheint diese Änderung auch sinnvoll.