Die Mission des Fonds-Giganten Vanguard ist, zu teure Angebote aus der Industrie zu verbannen. Nun zieht das US-Unternehmen in der Schweiz die Schraube weiter an.
Seit Mittwoch kosten die Produkte von Vanguard in der Schweiz durchschnittlich noch 0,2 Prozent pro Jahr, eine Reduktion um 8 Basispunkte, wie der amerikanische Asset Manager mitteilte. Börsengehandelte Fonds (ETF) kosten künftig nur noch 0,13 Prozent pro Jahr in Gebühren.
«Für uns gehören Preissenkungen zum Tagesgeschäft», sagte Vanguard-Europachef Sean Hagerty im Gespräch mit finews.ch. «Langfristig werden sich unsere Preise gegen Null bewegen – auch wenn die Produkte natürlich niemals ganz gratis sein können.»
Luft nach oben in Europa
Als Genossenschaft strebt Vanguard im Unterschied zu börsenkotierten Finanzunternehmen nicht unmittelbar nach Profit, was es den Amerikanern erlaubt, den Kunden die Produkte so günstig wie möglich anzubieten. Mit dieser Strategie ist das US-Unternehmen zum zweitgrössten Fonds-Anbieter der Welt geworden und verwaltete Ende September 5,7 Billionen Dollar.
In den USA sei das Unternehmen mit einem Marktanteil von deutlich über 20 Prozent wohl schon so gross, dass weiteres starkes Wachstum über dem Markt schwierig zu bewerkstelligen sei, sagte Hagerty. In Europa, wo Vanguard noch knapp unter 200 Milliarden verwaltet, ist noch viel Luft nach oben – auch weil der Marktanteil erst im tiefen einstelligen Bereich liegt, wie er sagte.
Kein Platz in der Industrie
Die tiefen Zinsen und die sehr hohe Bewertung der Aktienmärkte machen tiefe Verwaltungsgebühren im Fondsbereich umso wichtiger: Jeder Prozentpunkt, der an den Manager geht, fehlt dem Anleger auf dem Konto.
«Teure, aktiv verwaltete Fonds verlieren allmählich Marktanteile und sollten komplett aus dem Markt verschwinden», sagte Hagerty. «Für diese Produkte ist in der Industrie kein Platz.»
Komplexität ist nicht nachhaltig
Vertreter dieser Kategorie behaupten allerdings gern, die aktive Verwaltung biete gegenüber Index-Fonds und ETF vorteile, gerade in einem schlechten Marktumfeld. Manche Konkurrenten von Vanguard reagierten darauf bereits mit aktiv gehandelten ETF.
Bei Vanguard gehört es allerdings auch zum Geschäftsmodell, einfache Produkte anzubieten. Die Komplexität und die Gebühren in der Industrie seien nicht nachhaltig, sagte Hagerty.
«Das System ist sehr träge, viele Leute verstehen nicht, wie viel sie wirklich bezahlen», sagte der Manager. «Wir hoffen wirklich, dass die Investoren aufwachen.»