Der Schweizerischen Nationalbank forscht intensiv zu Kryptowährungen und digitalem Zentralbankgeld. Auf dem Schweizer Finanzplatz werden Rufe nach dem E-Franken laut.

Lange Zeit schien klar, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihre Vorsicht gegenüber digitalem Zentralbankgeld nicht so schnell ablegen würde. Die Währungshüter machten wiederholt deutlich, dass sie die Diskussionen um elektronische Währungen nicht offensiv begleiten würden.

Ganz anders als die Kollegen der Riksbanken in Schweden, welche schon vor zwei Jahren ihren ersten Bericht über eine E-Krona präsentiert hatten.

Heute zeigt sich, dass die Schweizer Experten der Abteilung Banking Operations von Andréa Mächler eng mit Experten aus anderen Ländern zusammenarbeiten, um die Möglichkeiten, aber auch Risiken, welche mit der Einführung einer sogenannten «Central Bank Digital Currency» (CBDC) einhergingen, besser zu verstehen.

SNB organisiert Cryptokonferenz

Am 14. Mai führte die Bank eine Expertenkonferenz zum Thema Internationales Währungssystem durch, mit  Finanzmarktprofis unter der Leitung von Christine Lagarde, der Chefin des Internationalen Währungsfonds. Heute Freitag nun ist in Zürich eine Konferenz zum Thema «Cryptoassets and Financial Innovation» angesagt, wo unter anderem die Frage der Auswirkungen von CBDC auf die Geschäfte der kommerziellen Banken erörtert wird.

Die Anlässe der SNB sind nicht schlecht getimt. Prominente Fürsprecher einer staatlichen, digitalen Währung fordern mit Nachdruck von der Bank, aktiv zu werden und das Feld nicht etwa den Privaten zu überlassen.

Das Thema brennt unter den Nägeln

Die Chefin der Hypothekarbank Lenzburg, Marianne Wildi, hat diese Woche in einem Interview mit «cash.ch» gefordert, dass die SNB den digitalen Franken einführt. Damit würde sie gemäss Wildi Innovationen Vorschub leisten, die auf der Blockchain aufbauen, aber eine stabile digitale Währung als Basis benötigen.

Die SNB arbeitet mittlerweile seit geraumer Zeit an der Frage von digitalen Währungen. Wichtige Vertreter der traditionellen Bankenindustrie (wie UBS Präsident Axel Weber), aber auch der neuen Fintech-Industrie verlangen nach solchen Instrumenten.

Dirk Niepelt, Ökonomieprofessor an der Universität Bern und Direktor des SNB Studienzentrums Gerzensee, sagt im Gespräch mit finews.ch, es würde ihn nicht erstaunen, wenn demnächst von Seiten der SNB weitere Schritte in diesem Bereich folgen würden: «Die Thematik gewinnt immer mehr an Fahrt und Breite. Mein Eindruck ist, dass man sich intensiv mit dem Thema auseinandersetzt.»

Nur nichts überstürzen

Natürlich ist die SNB eher vorsichtig, was die Herausgabe eines elektronischen Frankens betrifft. Vor einem guten Jahr äusserte Mächler die Bedenken der Währungshüter in unüblich prononcierter Form: «Digitales Zentralbankgeld für die breite Bevölkerung ist nicht nötig, um einen effizienten bargeldlosen Retailzahlungsverkehr zu gewährleisten», sagte Mächler.

«Es wären damit kaum Vorteile verbunden, dafür würden unkalkulierbare Risiken im Bereich der Finanzstabilität entstehen, denn das zweistufige System würde dadurch in Frage gestellt.»

Ob die verschiedenen Konferenzen, welche letztlich auch im Zusammenhang mit der intensiven weltweiten Forschung in diesem Bereich steht, etwas an der ablehnenden Haltung ändert, bleibt abzuwarten. Verglichen mit der vereinfachten Lizenzierung der Fintech-Banken durch die Finma beinhaltet die Einführung einer digitalen Zentralbankwährung eine viel genauere Abwägung der Konsequenzen – für das Währungssystem, die Finanzbranche und für Konsumenten.