Der Streit im laufenden Blockchain-Projekt Tezos droht weiter zu eskalieren. Nach einem Rücktritt eines Tezos-Stiftungsrates sitzt Präsident Johann Gevers am längeren Hebel.
Guido Schmitz-Krummacher ist als Stiftungsrat bei Tezos zurückgetreten, wie die Nachrichtenagentur «Reuters» berichtet. Damit hat sich die Ausgangslage im Streit mit den Tezos-Gründern, dem Ehepaar Arthur und Kathleen Breitman, weiter zugunsten des von ihnen angefeindeten Stiftungspräsidenten Johann Gevers verbessert.
Denn gemäss Stiftungsrecht obliegt es dem Präsidenten, einen Nachfolger für Schmitz-Krummenacher zu nominieren. Der Präsident darf auch einen Stichentscheid tätigen, sollte das dritte Stiftungsratsmitglied, in diesem Fall ist dies Diego Pons, gegen den nominierten Kandidaten sein. Gemäss Eidgenössischer Stiftungsaufsicht ESA muss der dritte Stiftungsrat bis spätestens Ende Januar 2018 ernannt sein.
ICO-Einnahmen ein Vielfaches wert
Laut «Reuters» trat Schmitz-Krummacher zurück, weil er den Konflikt leid ist und keine Zeit mehr dafür aufwenden möchte. Die Breitmans und Gevers liegen über die beim Tezos-ICO (Initial Coin Offering) eingenommenen Gelder, welche von der Stiftung gehalten werden, im Streit.
Die Tezos-Gründer werfen ihrem Stiftungspräsidenten Gevers vor, er habe das Tezos-Projekt nicht wie abgemacht vorangetrieben und sich einen überhöhten Bonus aus dem ICO ausbezahlen wollen. Der ICO brachte im vergangenen Juli die Rekordsumme von 232 Millionen Dollar ein. Weil die Tezos-Geldgeber in Bitcoin und Ether bezahlten ist diese Summe bis heute auf ein Vielfaches angestiegen. Den Breitmans stünden 8,5 Prozent der Einnahmen als Bonus zu, beim heutigen Stand weit über 70 Millionen Dollar.
Tezos-Stiftung kauft den Code
Wegen der Verzögerungen beim Tezos-Projekt haben die Geldgeber die versprochene Gegenleistung, eine Auszahlung der neuen Kryptowährung Tezzie, noch nicht erhalten. In den USA sind deswegen drei Sammelklagen gegen die Breitmans, ihre Firma sowie gegen die Stiftung eingegangen.
Während Gevers die Gelder kontrolliert, besitzen die Breitmans den Tezos-Code über die im US-Bundesstaat Delaware ansässige Firma Dynamic Ledger Solutions. Ein Vertrag sieht vor, dass diese Firma nach einer Übergangsphase von der Tezos-Stiftung gekauft wird.
Gevers hat derweil einen internen Audit über die Vorgänge in der Tezos-Stiftung eingeleitet. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass diese Untersuchung Gevers reinwaschen wird. Der Südafrikaner hat kürzlich sein Startup Monetas in Liquidation schicken müssen, nachdem Investorengelder ausgeblieben waren.