Wenn Kleinanleger auf obskure Nebenwerte wetten, bedeutet das nicht selten ihren Ruin. Tief gefallene Online-Trader entdecken nun aber ein ganz neues Mittel, um sich wieder aufzurappeln.
Martin Shkreli ist der «meistgehasste Mann der USA». Dieses zweifelhafte Etikett trägt der Hedge-Fonds-Manager, seit ihn letzten Dezember das FBI verhaftete und er sich nun wegen Steuervergehen und Betrugs verantworten muss.
Shkrelis mutmassliche Opfer sind Medikamenten-Bezüger, die von ihm geführte Pharma-Firma Retrophin und die Investoren seines Hedge-Fonds – aber offenbar auch ein unscheinbarer Online-Trader namens Joe Campbell.
Ein «Short» mit Folgen
Campbells Tragik ist, dass er letzten November 35'000 Dollar auf den weiteren Kursverfall des angeschlagenen amerikanischen Pharma-Nebenwerts KaloBios setzte. Doch dummerweise stieg just in diesem Moment Shkreli in den Titel ein. Worauf der Kurs explodierte. Campbell sah sich mit seinem «Short» jetzt am falschen Ende der Wette. Und schuldete seiner Gegenpartei plötzlich 106'445 Dollar.
Damit war er faktisch Pleite. Doch nicht am Ende seine Möglichkeiten. Auf der Crowdlending-Plattform GoFundMe lancierte er nämlich sogleich eine Sammelaktion. Wildfremde Menschen sollten ihm Geld leihen, um seine Trading-Schulden zu begleichen.
Überraschenderweise fand Campbell tatsächlich Sponsoren. Mehrere Tausend Dollar kamen in Kürze zusammen, damit der glücklose Trader seinen «margin call» abstottern kann. Weniger überraschend findet das nun Nachahmer, wie das Anleger-Portal «Zero Hedge» schreibt.
Kein einziger Cent
So der nach eigenen Angaben 24-jährige Matt Reed, der nun ebenfalls GoFundMe bemühte, um seine Online-Fehlspekulationen auszugleichen. Er habe 200'000 Dollar – sein ganzes Geld – verloren, weil er zu lange an Deals festgehalten habe, klagte er. Er überlege gar, sich umzubringen, drohte der Jung-Trader auf einem Portal.
Doch offenbar stumpfen auch Crowdlending-Teilnehmer rasch ab. Bisher, so der Bericht, ist noch kein einiziger Cent für Reed zusammengekommen.