Geschäfte im heiklen Nuklear-Business, Schmiergeld-Zahlungen zwischen den Grossmächten USA und Russland sowie verschwiegene Konten in der Schweiz: Der Fall hat alle Zutaten für einen Krimi.
In einer russisch-amerikanischen Schmiergeld-Affäre kommt es zum Prozess: Im Zentrum der Untersuchung steht ein Moskauer Uran-Monopolist – und die Spuren führen in die Schweiz.
Für Vadim Mikerin und seine Mitangeklagten, die sich derzeit vor einem Gericht im US-Bundesstaat Maryland verantworten müssen, ist die Affäre bittere Realität.
Wie einer Mitteilung des auch bei Schweizer Banken gefürchteten Department of Justice (DoJ) zu entnehmen ist, wird ihnen Geldwäsche, Korruption und eine Verschwörung gegen US-Recht vorgeworfen. Die Angeklagten hätten sich dazu eines Geflechts von Scheinfirmen und Konti bedient, das bis in die Schweiz reichte.
Ein giftiger Kuchen
Dazu sollen sie sich auch Geheimcodes bedient haben, um ihre Operationen zu verschleiern – so liefen die Schmiergeld-Zahlungen unter «lucky figure» (Glückszahl) oder «cake» (Kuchen).
Dieser Kuchen schmeckt dem Angeklagten Mikerin inzwischen nicht mehr. Wie das DoJ Anfang Woche mitteilte, bekannte sich der 56-jährige russische Behördenvertreter für schuldig, gegen Geldwäscherei- und Korruptionsgesetze verstossen zu haben. Insbesondere gestand er seine Rolle beim Transfer von mehr als zwei Millionen Dollar an Schmiergeldern nach Russland ein.
Diese hatten das Ziel, die Vergabe lukrativer Aufträge im Nuklear-Business an amerikanische Firmen zu begünstigen.
Der in Maryland wohnhafte Russe befand sich dazu in einer idealen Position, wie den Gerichtsdokumenten zu entnehmen ist. Mikerin amtete nämlich als offizieller Präsident des Amerika-Geschäfts von JSC Techsnabexport (Tenex). Tenex mit Hauptquartier in Moskau ist die Monopolistin für sämtliche Lieferungen von Uran und Uran-Anreicherungs-Diensten aus Russland an Energiefirmen weltweit. Auch die Abrüstung von Nuklear-Sprengköpfen wurde teils über Tenex abgewickelt (Bild).
Unter staatlicher Kontrolle
Auf Grund ihrer eminenten strategischen Bedeutung kontrolliert der russischen Staat Tenex, respektive die staatlichen Atomenergie-Gesellschaft. Um sich einen privilegierten Zugang zu diesem Nadelöhr zu verschaffen, gelangten Exponenten von US-Firmen deshalb an Mikerin. Und wickelten die Zahlungen an ihn über ein kompliziertes Geflecht von Offshore-Firmen und Konten ab.
Das FBI, das den Machenschaften rund ums brisante Geschäft mit Uran auf die Schliche kam, stellte Geldtransfers in die USA, Zypern, Lettland und die Schweiz fest.
Das lässt aufhorchen: Zypern gilt seit langem als Zentrum für russische Steueroptimierer, während die Schweiz mit ihrem wichtigen Bankenplatz vor allem als Finanzdrehscheibe funktioniert. Das Baltikum hingegen avanciert Experten zufolge zunehmend zum Magnet für jene Geschäfte, für die der Boden in anderen Offshore-Plätzen zu heiss geworden ist.
Unwillkommenes Schlaglicht
Die amerikanische Staatsanwälte halten bislang geheim, bei welcher Bank in der Schweiz die Schmiergelder liegen. Und die hiesigen Aufsichtsbehörden äussern sich gewöhnlich nicht zu einzelnen Instituten.
Dennoch muss es zu denken geben, dass der hiesige Finanzplatz schon fast routinemässig in internationalen Geldwäscherei-Skandalen figuriert, wie auch finews.ch berichtete (etwa hier und hier). Dies, obwohl die Schweiz im Vergleich zum Ausland strengste Geldwäscherei-Bestimmungen kennt.
Unter verschärfter Beobachtung
Ebenfalls wenig willkommen dürfte das Schlaglicht sein, das der US-Prozess auf das verschwiegene Russland-Geschäft der Schweizer Banken wirft. Denn im Rahmen der Sanktionen um die Ukraine-Krise und neuer Steuergesetze in Russland steht dieses Business bereits unter verschärfter Beobachtung.