Eine effektive und innovationsfreundliche Interessensvertretung für Finanzplatz-Anliegen? Das wünscht sich die Londoner City. Endlich ein Bereich, in der die Schweizer Bankbranche mal die Nase vorn hat, findet Sindy Schmiegel von der Bankiervereinigung.
Sindy Schmiegel ist Leiterin Kommunikation UK bei der Schweizerischen Bankiervereinigung
Britische Finanzdienstleister sind heute Mitglied in bis zu 50 Organisationen, bezahlen x-verschiedene Mitgliedsbeiträge und stellen Mitarbeiter für Arbeitsgruppen, Konsultationen und Diskussionen aller möglicher grosser und kleiner Anliegen zur Verfügung. Dadurch entstehen Kosten in unglaublicher Höhe, die Entscheidungsfindung ist ineffizient, und wenn ein Politiker Pech hat, wird er von drei verschiedenen Verbänden, die natürlich alle wichtig sind, mit unterschiedlichen Forderungen zum gleichen Thema bestürmt.
Genug damit, sagte sich ein hochkarätiges Gremium der Londoner City und lancierte eine Konsultation, wie die Finanz-Verbandslandschaft im Vereinigten Königreich schlagkräftiger aufgestellt werden könnte. Nicht zuletzt versprechen sich die Initianten, dass die Finanzbranche verlorenes Vertrauen leichter zurückgewinnt, wenn klarer ist, was die City leistet und wofür sie (ein)steht.
Super-Verband erwünscht
Auf dem Wunschzettel von Barclays, Nationwide & Co. steht ein Super-Verband, der Anliegen bündelt und aktuell auf sie eingeht, nach aussen einheitlich auftritt und vor allem für Politiker kompetenter Ansprechpartner ist. Kleine Finanzdienstleister versprechen sich eine bessere Wahrnehmung ihrer Anliegen, ausserdem sollen neue Player im Finanzmarkt frühzeitig eingebunden werden.
Aus Londoner Perspektive müsste die Existenz der hiesigen Bankiervereinigung als eine komfortable Situation erscheinen. Die City sucht etwas, was die Schweiz schon hat. Doch was passiert im Paradies der Interessenvertretung?
Was geschieht mit Fintech?
Vorhandene Differenzen werden überbetont anstatt sie als normal zu betrachten. Dabei wird geflissentlich übersehen, dass das, was den Finanzplatz zusammenhält, immer noch von allen Bankengruppen mitgetragen wird. Die Deltas sind also gering, aber sie werden bewirtschaftet, was das Zeug hält.
Es ist deshalb nicht angeraten, in Richtung Themse eine lange Nase drehen. Und noch ein Punkt in der Konsultation stimmt mich nachdenklich: Der Einbezug neuer Player am Markt in den Super-Verband ist ausdrücklich vorgesehen. Auch in der Schweiz müssen wir uns in nächster Zeit Gedanken machen, wie mit Fintech-Unternehmen, Crowdfundern und Co. umzugehen ist.
Branchenfremde Dienstleister einbinden
Don't kill the messenger: Wegdiskutieren lässt sich nicht, dass die Wertschöpfungskette durch bankenferne Dienstleister weiter aufgebrochen wird. Wir können diese Entwicklung ignorieren oder diese neuen Akteure frühzeitig und offen einbinden. Sonst enteilt uns London einmal mehr.