In Zeiten von Negativzinsen seien Dividendenwerte bei Investoren besonders gefragt, sagt Daniel Koller von der Schweizer Beteiligungsgesellschaft BB Biotech im Interview mit finews.ch.
Herr Koller, im Schatten der volatilen Stimmung an den Finanzmärkten hat sich der Biotech-Sektor und damit auch BB Biotech im vergangenen Jahr ausserordentlich gut entwickelt. Haben Sie vor zwölf Monaten damit gerechnet?
Die fundamental gute Entwicklung überrascht uns keineswegs. Mehr als die Hälfte aller neu zugelassenen Medikamente stammt inzwischen aus den Labors von Biotechfirmen-Tendenz weiter steigend. Im Jahr 2008 erreichten die Biotech-Unternehmen die Schwelle der Profitabilität. Mittlerweile entfaltet dieser Industriezweig nicht nur beim Umsatz, sondern auch bei der Gewinnentwicklung eine enorme Dynamik.
Was die Industrie an neuen Technologien und Medikamenten auf den Markt bringt, führt teilweise zu einem Paradigmenwechsel in der Behandlung von Patienten wie es beispielsweise im Therapiegebiet Hepatitis C geschehen ist. Diese Fortschritte sind – nach Jahren der Seitwärtsbewegung am Markt – nun in den Unternehmensgewinnen und Aktienkursen feststellbar.
Sie geben einen Grossteil der Gewinne an ihre Investoren sprich Aktionäre weiter. Muss man das als Werbeaktion für den Biotech-Sektor verstehen?
Wenn Sie damit die Barmittelausschüttung aus Kapitaleinlagereserve meinen, so wollen wir in der Tat unsere Aktie für Investoren attraktiver machen. Mit einer 5-prozentigen Dividendenrendite befinden wir uns im Vergleich zu den Schweizer SMI-Titeln im ersten Viertel der dividendenstärksten Werte.
«Wir bieten eine starke Wachstumsstory»
In Zeiten von Negativzinsen sind Dividendenwerte bei Investoren besonders gefragt. Bei BB Biotech bekommen sie zu einer überdurchschnittlich hohen Ausschüttung auch noch eine starke Wachstumsstory dazu. Das macht uns etwas zum Exot im Markt – im positiven Sinne.
Allerdings macht die Ausschüttung im Vergleich zum Kurszuwachs einen eher kleinen Anteil an der Gesamtrendite der BB Biotech-Aktie aus. Deshalb ist es nicht ganz zutreffend zu sagen, der grösste Teil wird ausgeschüttet. Der grösste Teil unseres Gewinns bleibt in der Gesellschaft und bleibt im Sektor investiert, was im Interesse unserer Aktionäre ist.
Macht der Erfolg, den Sie mit BB Biotech in den letzten Jahren erzielt haben nicht etwas schwindlig? Anders gefragt, was kehren Sie vor, um auch künftig erfolgreich zu sein?
Unsere Anlagephilosophie hat sich in den vergangenen Jahren nicht verändert. Insofern gehen wir immer noch gleich in der Aktienselektion vor. Die Auswahl neuer Anlagen ist ein sehr vielschichtiger Prozess, der sich über Monate, wenn nicht sogar Jahre hinziehen kann.
«Wir sind keine Währungsexperten»
Bevor uns die Entwicklungspipeline eines Unternehmens nicht überzeugt, wird auch nicht investiert. Auch heute investieren wir eher kleinere Beträge, im unten einstelligen Prozent-Bereich unseres Anlagevermögens, in neue Beteiligungen. Diese müssen sich über die Zeit beweisen und zu einem Kerninvestment entwickeln.
Um dies zu erreichen haben wir in den letzten Jahren weiter in das Management Team investiert und neue Talente an Bord geholt, die sich in spezifischen Krankheitsbildern bestens auskennen und so sicherstellen, dass wir mit der rasanten technologischen Entwicklung mithalten.
Das laufende Jahr hat mit Paukenschlägen begonnen. Die Aufhebung des Euro-Mindestkurses der SNB hat auch die BB-Biotech-Aktie am Schweizer Markt unter Druck gebracht. Wie reagieren Sie auf den erstarkten Franken?
Wir sind keine Währungsexperten, weshalb wir auch jetzt unserer Philosophie treu bleiben und kein aktives Währungsmanagement betreiben. Da die meisten unserer Portfolio-Gesellschaften aus den USA stammen, hat die Aufhebung des Mindestkurses zudem keinen Einfluss auf deren Geschäftsentwicklung.
«Die Märkte profitieren von der Geldschwemme»
Kurzfristig mussten wir natürlich auf dem Portfolio gerechnet in Schweizer Franken eine Korrektur hinnehmen. Ein Blick über die Grenze nach Deutschland, wo wir ebenfalls kotiert sind, zeigt ein ganz anderes Bild, nämlich einen positiven Effekt.
Die EZB hat ein enormes QE-Programm angekündigt. Welche Auswirkungen hat dieses auf Ihre Aktie?
Die Aktienmärkte dürften generell von der Geldschwemme profitieren. Ein positives Sentiment ist natürlich auch für uns wünschenswert. Da Biotech-Unternehmen weniger den konjunkturellen Zyklen unterliegen, hat das Programm auf die Unternehmen aber geringen Einfluss.
Sie bauen eine Niederlassung in London auf. Welche Überlegungen stecken dahinter?
Grossbritannien ist für uns auf Grund zweier Aspekte ein klarer Wachstumsmarkt. Erstens, besitzen Investoren aus Grossbritannien eine Affinität zum Thema Biotech und setzen sich damit seit Jahren auseinander. Die Bereitschaft zu investieren ist auf Grund der damit verbundenen Nähe zum Sektor höher als in Kontinentaleuropa. Zudem ist der Risikoappetit auch ausgeprägter.
«Biotechnologie ist heute nachhaltig profitabel»
Zweitens stellen wir fest, dass börsenkotierte Beteiligungsgesellschaften eine etablierte Anlageform mit hoher Nachfrage seitens der Investoren sind. Indem wir nun mit Claude Mikkelsen eine Person vor Ort haben, können wir den Markt systematischer bearbeiten.
Sie bieten mit BB Biotech eine Wachstumsstory, die gleichzeitig hohe Dividenden ausschüttet. Warum soll das nachhaltig sein?
Die Nachhaltigkeit ergibt sich vorderhand auf Grund der fundamentalen Stärke des Sektors. Die Biotech-Industrie ist heute insgesamt nachhaltig profitabel. Wenn Sie die Bewertungen anschauen, dann bewegen wir uns trotz substanzieller Kurszuwächse immer noch im grünen Bereich.
Daniel Koller ist seit 2004 im Management-Team von BB Biotech und leitet es seit 2010. Sein Spezialgebiet sind kardiovaskuläre Krankheiten. Er studierte Biochemie an der ETH Zürich, wo er auch promovierte. In der Folge arbeitete er als Aktienanalyst bei der damaligen UBS Warburg (2000 bis 2001) sowie später als Investmentmanager bei der Firma equity5life (2001 bis 2004).