Gold-Investoren hatten in den vergangenen Tagen gut lachen, trotzte doch das gelbe Edelmetall den massiven Verwerfungen an der Börse. Doch nun ist – wie beim Erdöl – von einem «Gold-Peak» die Rede. Dieses Phänomen sorgt für Verunsicherung.
Auch wenn die Börsen zum Wochenauftakt bereits wieder in den grünen Bereich drehten: Die Verlustspur, die seit der Aufgabe des Euro-Mindestkurses seitens der Schweizerische Nationalbank (SNB) quer durch die Finanzmärkte geht, wird noch lange sichtbar bleiben.
Inmitten der Wertvernichtung bei Währungen, Rohstoffen und Aktien glänzt dabei eine Anlage umso heller: Das Gold. Der Druck auf den Dollar und die Aussicht auf eine erneute Geldschwemme in der Eurozone beflügelten die Nachfrage nach dem gelben Edelmetall.
Mit einem Preisanstieg von fast zehn Prozent avancierte dieses zusammen mit dem Silber pompt zum einträglichsten Investment im noch jungen Jahr. Allerdings ist es offen, wie lange die Gewinnsträhne anhält.
Wendepunkt in Griffweite
Denn bald schon könnte es der Goldpreis mit einem Phänomen zu tun bekommen, das bislang kaum auf dem Radar der Anleger auftauchte. Dafür beschäftigt es die Goldproduzenten umso mehr, wie der Finanzblog «Zerohedge» berichtet.
So hielt der kanadische Minenbetreiber Goldcorp im vergangenen Dezember vor Grosskunden der einflussreichen Investmentbank Goldman Sachs einen Vortrag, der aufhorchen liess: Den Goldförderen, so Goldcorp, drohe der «Peak» – also ein Wendepunkt, nach dem die Förderung des Edelmetalls stetig abnehme (siehe Grafik).
Und: Dieser Peak werde 2015 erreicht.
Die Voraussage von Goldcorp stützt sich dabei auf Experten, die einen Zyklus von zwanzig Jahren zwischen der Entdeckung der meisten neuen Gold-Reserven und deren maximaler Ausbeutung errechneten. Die Botschaft, die Goldcorp damit an potenzielle Investoren aussenden wollte, ist klar: Nur grosse Minenbetreiber werden in einem solchen Umfeld überleben.
Kleine Minen in Schwierigkeiten
Die Theorie vom Gold-Peak fällt in eine Zeit, in der kleinere Goldförderer etwa in Kanada und China in Schwierigkeiten geraten und den Betrieb teils unterbrechen müssen. Dies hatte aber vorab mit den fallenden Gold-Notierungen der vergangenen Monate zu tun. Sie setzten der Profitabilität gehörig zu.
Was ein Peak in der Gold-Produktion wirklich anzurichten könnte, ist unklar. Umso mehr, als dass das Konzept selber umstritten ist: Beim Erdöl wird seit seit Jahrzehnten vor einen bevorstehenden «Förder-Knick» gewarnt – eingetreten ist er auf breiter Front bislang (noch) nicht.
Vorkehrungen treffen
Kommt hinzu, dass die weltweiten Gold-Bestände ganz eigenen Gesetzen gehorchen. Ein industrieller «Verbrauch» des Edelmetalls ist beispielsweise kaum feststellbar. Vielmehr wird das gelbe Edelmetall laufend rezykliert – die weltweiten Goldvorräte nehmen also weiterhin zu. Schon dies allein macht es schwierig, einen wirtschaftlich «wahren» Wert des Edelmetalls zu errechnen.
Ob mit Peak oder ohne: Anleger in Gold machen gewiss nichts verkehrt, wenn sie sich auf weiterhin bewegte Zeiten beim Edelmetall gefasst machen.