Diesem Mann stehen Milliarden zur Verfügung. Damit investiert er auch tüchtig in die Schweizer Finanzbranche – und nimmt dabei als Aktionär Einfluss. Manchmal hebt er sogar die rote Karte.
Der Mann hat Recht studiert, Wirtschaft und Philosophie, er hält Krisen für ein gutes Zeichen und glaubt an die »schöpferische Zerstörung», das Grundkonzept des österreichischen Ökonomen Joseph Schumpeter. Sollte man vor so einem Mann Respekt haben?
Man sollte. Insbesondere eine massgebliche Zahl Schweizer und liechtensteinischer Finanzinstitute sollte vor Yngve Slyngstad (Bild) zumindest Respekt haben. Denn er ist der Chef des norwegischen Staatsfonds, womit er über rund 800 Milliarden Franken waltet und auch entscheidet, wo dieses aus dem Ölgeschäft stammende Geld investiert wird.
In 21 Finanzinstitute investiert
Slyngstad tut dies gerne in der Schweiz: Über die Jahre hat er den Schweizer Anteil im Aktienportefeuille des Staatsfonds laufend vergrössert. Zurzeit sind rund 27 Milliarden Franken in 130 Unternehmen investiert – nicht weniger als 21 Firmen davon stammen aus der Banken- und Versicherungsbranche. Sogar von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) hält der Fonds einige Anteile, wie der nachstehenden Aufstellung zu entnehmen ist.
Ein aktiver Investor
Die Angaben zu den Beteiligungen beziehen sich auf den 31. Dezember 2013. Aber Slyngstad ist ein aktiver Investor. So liegen gemäss neusten Angaben beispielsweise die Beteiligungen an der Credit Suisse (CS) und UBS zurzeit sogar leicht höher, Zurich hat er inzwischen wieder etwas abgebaut.Aber das sind Retouschen: Der 52-Jährige verfolgt mit dem Staatsfonds – gezwungenermassen – einen langfristigen Anlagehorizont.
Auch aus diesem Grund beschränkt er seine Rolle als aktiver Investor nicht darauf, in Einzelunternehmen zu investieren. Er will auch als Aktionär in Erscheinung treten – und tut das auch. Das Prinzip lautet: Als Eigner wird Einfluss genommen, Verwaltungsräte stehen in der Verantwortung, und Aktionäre sollen gleich behandelt werden.
An den Generalversammlungen ist der norwegische Staatsfonds zumindest mit seinen Stimmen jeweils präsent – und nicht etwa, um den Anträgen des Verwaltungsrats blindlings zuzustimmen. Seine Stimmen wirft der Staatsfonds schon mal in die Waagschale, um Zuwahlen in den Verwaltungsrat zu verhindern.
Zig Verwaltungsräte fielen durch
Slyngstad lässt dies jeweils genau dokumentieren: Bei EFG International, Helvetia, Julius Bär, Partners Group, Swissquote und Vontobel stellten sich die Norweger an den letzten Generalversammlungen gegen die Zuwahl von einem oder gleich mehreren Verwaltungsräten. Bei der Partners Group fiel zudem der Bericht über die Managementkompensationen durch.
In den Jahren zuvor mussten dies auch Zurich und die UBS erfahren – bei der Grossbank stiess sich Slyngstad am Bonus-System. Für 2013 war das nicht mehr der Fall gewesen. Auch die CS erfuhr an ihrer letzten Generalversammlung keine Opposition aus Norwegen.
Direkter Draht
Das muss nicht heissen, dass die Vergütungsberichte tatsächlich keine Kritik aus Norwegen provozierten. Denn ein Investor wie Slyngstad und der norwegischen Staatsfonds muss seinen Einfluss nicht allein über die Generalversammlungen ausüben. Dafür gibt es auch Telefon und den direkten Draht zum Management. Und Slyngstad hat so viel Gewicht, dass ihm dort bestimmt zugehört wird.