Der 10-jährige Bullenmarkt im Gold soll 2015 wieder in Fahrt kommen, wenn auch nur schrittweise, wie die Analysten von Thomson Reuters GFMS prognostizieren.
«Das Fehlen einer eindeutigen Kursrichtung und die Erwartung von niedrigeren Preisen sind derzeit die Schlüsselfaktoren, welche die Privatanleger vom Kaufen abschrecken», erklärt Rhona O'Connell (Bild), Leiterin der Edelmetall-Forschung des in London ansässigen Unternehmens Thomson Reuters GFMS (GFMS). Eine ähnliche Mentalität habe sich übrigens auch unter den professionellen Investoren festgesetzt.
Die Erholung des europäischen Wirtschaftswachstums ist fürdie Goldpreisprognose von GFMS ausschlaggend, weil nur dann die Anleger ihre Aufmerksamkeit auf den Inflationsdruck richten würden, heisst es weiter.
Zentralbanken pumpen weiter
Dieser entstand auf Grund der massiven Liquiditätsspritzen der Zentralbanken verschiedener Länder in das Finanzsystem. Und damit geht es offenbar noch weiter. Chinas Zentralbank soll in den vergangenen Wochen angeblich 81 Milliarden Dollar an Bargeld in die fünf grössten Banken gepumpt haben. Und auch die Europäische Zentralbank startete vergangene Woche eine neue Finanzierungsrunde zur Ankurbelung der schwachen Kreditvergabe.
«In diesem Jahr verzeichnen wir zumindest bei professionellen Anlegern ein leicht zunehmendes Interesse an Gold», ist von den Fachleuten bei Thomson Reuters GFMS weiter zu vernehmen. Allerdings sei es noch sehrzögerlich auf Grund des Auslaufens des US-Anleihekaufprogrammes und der erwarteten Zinserhöhungen.
Blick nach Osten
Mit Blick auf die Goldnachfrage im Nahen Osten, die durch politische und militärische Auseinandersetzungen stark bestimmt wird, erklärt Rhona O'Connell, dass jeder Preisrückgang in Richtung 1'200 Dollar die Unze das Interesse am gelben Edelmetall wieder verstärken würde.
Gegenüber dem Vorjahr fiel in der ersten Jahreshälfte 2014 die Nachfrage nach Anlagegold in Form von Goldbarren weltweit um 50 Prozent geringer aus. Den stärkstenRückgang verzeichneten dabei die beiden grössten Goldverbraucher der Welt, China und Indien.
Anleger warten auf 1'200-Dollar-Marke
Die GFMS-Experten gehen davon aus, dass die Anleger nun auf einen Kurs von 1'200 Dollar je Feinunze warten, der in den nächsten Monaten erreicht werden dürfte.
Auf der anderen Seite kaufen die Zentralbanken der Schwellenländer weiterhin rege Gold, weswegen die Analysten von GFMS davon ausgehen, dass die Fördermenge der Goldminen in diesem Jahr einen Rekord erreichen und danach auf diesem Niveau verharren werde. In Verbindung mit voraussichtlich zunehmenden Inflationsängsten sollte die Nachfrage dann anziehen.
Boden für Bullenmarkt
«Von daher ist zu erwarten, dass der Goldpreis 2015 seinen Boden findet, bevor schrittweise dann wieder ein Bullenmarkt entstehen wird», sagt O'Connell.