Immer wieder stöbern wir Projekte auf, die den Finanzplatz Schweiz inspirieren könnten. Heute zum Beispiel: Eine Bank, die innert zwei Jahren zum Milliardenbetrieb wurde. Eine Grossbank, die 100 Millionen in Finanz-Startups steckt. Eine Kleinstbank, die das Crowdfunding neu erfindet …
Von Null auf 1 Milliarde: Eine neue Kraft im Kommerzgeschäft
Eine Bank, die erst zwei Jahre alt ist, und bereits ein Milliardengeschäft betreibt? Das gibt es. In England meldete die Shawbrook Bank zu Wochenbeginn, dass sie mittlerweile über 1 Milliarde Pfund an Firmen- und Privatkrediten gewährt hat. Und bloss 16 Monate nach dem Start – genauer: im Mai 2012 – hatte die Neubank bereits die Gewinnschwelle überschritten. Der Jahresgewinn dann lag bei umgerechnet 3,8 Millionen Franken.
Wo liegt das Rezept? Die Bank konzentriert sich aufs KMU-Kommerzgeschäft und auf Retail-Sparkunden. Unternehmenschef Ian Henderson erklärt das rasche Wachstum damit, dass man eine Bank sei, die ihr Geld wirklich ausleihen will – und nicht bloss so tut. Andere Banken behandeln das KMU-Geschäft eher zweit-, dritt- oder viertrangig, doch gerade hier besteht eine lebhafte Nachfrage.
Eine andere Neuerung, die insbesondere bei der Rentabilität hilft: Shawbrook hat kein eigenes Filialnetz, aber es ist auch nicht nur eine Online-Bank. Sondern sie arbeitet mit diversen KMU-nahen Vermittlungsinstitutionen zusammen. Erwähnt sei allerdings auch, dass Shawbrook von RBS gegründet wurde, also einer Grossbank. Doch dies gerade mit der Absicht, das Banking neu zu machen.
Bankgeschäft heisst auch Crowdfunding
Einen anderen radikalen Schritt im Kreditgeschäft ging die Volksbank Bühl in Baden-Württemberg. Die Regionalbank mit gut 300 Mitarbeitern gründete eine eigene, regionale Crowd-Funding-Plattform. Auf «Viele schaffen mehr» können Vereine, gemeinnützige Organisationen, Kulturstiftungen und auch Einzelpersonen ihre Projekte und Ideen präsentieren, um sie von den Nutzern stückchenweise finanzieren lassen.
Bemerkenswert an der Sache: Bislang konnten mehr als 75 Prozent der vorgestellten Ideen finanziert werden. Mit dieser Quote erreichte die Volksbank einen weltweiten Rekord. Ein mögliches Fazit: Wenn Crowd-Funding regional verwurzelt ist, könnte sein Potential noch grösser sein als bislang gedacht.
Mit 100 Millionen an die Spitze der Neo-Finance
Wie ist bei der Finanzentwicklung ganz vorne dabei? Ganz einfach: Indem man ins Silicon Valley geht und dort bei einschlägigen Startups mitmacht. Dies dachte sich die spanische Grossbank BBVA; sie hat 100 Millionen Dollar in die Hand genommen, um sich damit an Jungfirmen zu beteiligen, die Produkte, Dienstleistungen und Technologien für die Finanzbranche entwickeln. Zum Beispiel im Bereich Mobile Banking, E-Commerce, Zahlungstechnologie, Datenanalysen...
«Indem BBVA in Startup-Gesellschaften investiert, die sich für neue Geschäftsmodelle engagieren, können wir die nächsten Herausforderungen für den Finanzsektor vorhersehen und kennenlernen», sagt Jay Reinemann von BBVA. Es geht also darum, dass die im Silicon Valley gewonnenen Erfahrungen auf den ganzen Konzern rückkoppeln. BBVA hat für diese Selbst-Erneuerung (die mit etwas Glück ja auch zum Big Business werden könnte) eine eigene Tochtergesellschaft gegründet, BBVA Ventures in San Francisco.
Die Kunden haben die besten Ideen
In Österreich haben Die Erste Bank und die Sparkasse gemeinsam ein Online-Ideen-Laboratorium aufgeschaltet. Der Name: sLab. Die Kunden sollen dort alle ihre Ideen für die ideale Bank der Zukunft einbringen, und wer will, kann dann die Projekte weiterkommentieren.
Die Sache hat teils den Charakter einer Klagemauer (was aber ja auch ein gutes Mittel der Kundenbindung und zur Problemortung sein kann). Aber man spürt auch: Die Nutzung des Handy als Bancomat-Karte und das Feld der Mobile-Überweisung sind Themen, die bewegen.
Eine gemeinsame Plattform für Finanz-Applikationen
Es gibt hunderte Online-Apps für die Finanzbranche, aber wie findet man sie? Wie kann man sie einfach zusammenführen? Wohin der Weg führt, deutet ein neues Projekt der kalifornischen Service-Providers Yodlee an. Unter dem vielsagenden Namen Active Commerce Exchange gründete das Unternehmen einen Hub, auf dem Entwickler von Finanz-Apps ihre Produkte vermarkten können. Derzeit finden sich hier zum Beispiel Angebote von Software- und App-Firmen wie PaySimple, BillGuard und LivePlan.