An einer Risk-Konferenz in Toronto legte Nouriel Roubini dar, was der entscheidende Börsen-Treiber der nächsten Zeit wird: die grosse Politik.
Oder anders: Während man sich in der Finanzwelt 2012 vor allem auf die inneren Risiken der Märkte konzentrieren musste, dürften die wichtigsten Trends 2013 von den grossen politischen Entscheidungen getrieben werden: Wahlen in Europa (insbesondere Deutschland), der Parteienstreit über die Fiskalpolitik in den USA, Unwägbarkeiten in Nahost, neues politisches Spitzenpersonal in China und Japan.
Hier zeichne sich ein massiver Wandel ab, sagte der Ökonom Nouriel Roubini gegenüber der «New York Times». Denn in den letzten Jahrzehnten liess sich die Wirtschaft in den Industrieländern stark durch die Märkte selber bestimmen; dass sie politisch gemanagt wurde, war ein Phänomen der Schwellenländer.
Wir brauchen neue wirtschaftspolitische Werkzeuge
Nun aber dürften auch die entwickelten Weltgegenden zu einer «emerging-markets-style world» zurückkehren, in der die Politik fast alles bestimmt, so der Professor der Stern School of Business in New York.
Der entscheidende Punkt dabei ist allerdings: Der politische Werkzeugkasten funktioniert heute nicht mehr. Die Wirtschaftspolitik der letzten Jahre konzentrierte sich auf die Regulierung (insbesondere im Finanzbereich) sowie auf Salär- und Steuerfragen. Mehr und mehr aber zeigt sich, dass dies nicht genügt – weshalb wir einen neuen wirtschaftspolitischen «Werkzeugkasten» entwickeln müssen. «Dies ist unvermeidbar ein politischer Prozess.»
Reden Sie mit einem Politologen!
Und so zitiert die «New York Times» auch einen (hochrangigen, aber namenlosen) Banker, der an derselben Veranstaltung beim Global Risk Institute in Toronto feststellte: «Wenn man 2013 die Wirtschaft verstehen will oder wissen will, wo man investieren soll, darf man nicht mehr einfach mit Ökonomen reden. Man muss mit Politologen sprechen.»
• «Politics Makes a Comeback in Business», in: «New York Times», 13. Dezember 2012
• «Politics Will Define 2013», in: Nouriel Roubini's EconoMonitor, 13. Dezember 2013
Nouriel Roubini im «Bloomberg TV»-Interview, 14. Dezember
Kernaussagen: Die Rezession in Europa dürfte sich nächstes Jahr verschärfen, insbesondere Deutschland könnte angesteckt werden. Die fundamentalen Probleme in der Eurozone sind immer noch da: Zuwenig Wettbewerbsfähigkeit, zuwenig Wachstum, zuviel Schulden, zuwenig Reformen.