Die Genfer Justiz macht vorwärts im milliardenschweren Betrugsskandal rund um Bernard Madoff und nimmt Aurelia Finance ins Visier.
Am vergangenen Freitag wurden fünf Partner der Genfer Vermögensverwaltungsfirma Aurelia Finance vom Genfer Staatsanwalt Marc Tappolet angeklagt. Er wirft ihnen ungetreue Geschäftsbesorgung und absichtliche Bereicherung auf Kosten von Kunden vor.
Sie sollen Millionen an Kundengeldern über eine Scheinfirma auf den Bermudas in die Kanäle des amerikanischen Milliardenbetrügers Bernard Madoff eingeschleust haben. Dabei hätten sie sich selber Kommissionen von bis zu 4 Prozent zugeschoben und allein im Jahr 2007 an die 25 Millionen Dollar verdient.
Bis zu 80 Prozent verloren
Anzeige gegen die Verantwortlichen von Aurelia Finance erstatteten rund dreissig Kunden, die insgesamt 30 Millionen Franken verloren hätten, wie deren Rechtsvertreter François Canonica gegenüber mehreren Genfer Medien erklärte. Die düpierten Kunden werfen der Finanzgesellschaft vor, bei der Vermögensverteilung keinerlei Diversifikation vorgenommen zu haben, sondern bis zu 80 Prozent des Geldes in den Fonds Hermes World investiert zu habe, der als so genanntes Feeder-Konstrukt die Machenschaften von Bernard Madoff alimentierte. Den angeklagten Vermögensverwaltern von Aurelia Finance droht eine Strafe von bis zu fünf Jahren Gefängnis; vor allem wenn sich der Tatbestand der strafbaren Bereicherung bestätigen sollte.
Rechtliche Schritte gegen HSBC und Ernst & Young
Aurelia-Gründer Laurent Mathysen-Gerst wehrt sich vehement gegen die Anklage und erklärte, alle Kunden seien stets über die Transaktionen informiert gewesen, und falls manche Klienten zuletzt mit 80 Prozent ihrer Vermögen in diese Fonds investiert gewesen seien, dann nur mit ihrem Einverständnis. Mathysen-Gerst widerspricht auch dem Vorwurf, unrechtmässige Kommission eingezogen zu haben, ausserdem sagte er gegenüber der Westschweizer Tageszeitung «Le Temps» weiter, er selber habe einige Millionen Franken mit Madoff verloren.
Seinerseits will der Aurelia-Gründer rechtliche Schritte gegen die amerikanische Börsenaufsicht SEC unternehmen sowie gegen den Finanzkonzern HSBC und die Revisionsfirma Ernst & Young, die mit der Aufsicht der Aktiven des Hermes Fonds betraut gewesen seien.