UBS-Investmentbanking-Chef Jerker Johansson wirft nach nur einem Jahr das Handtuch. Eine Doppelführung soll nun die Probleme in dieser Sparte beheben.
Die Schweizer Grossbank kommt nich nur Ruhe. Ausgerechnet im problembehafteten Bereich des Investmentbanking geht der Chef - und zwar per sofort. Das lässt auf einige Differenzen mit der obersten Spitze schliessen.
Ersetzt wird der gebürtige Schwede Jerker Johansson durch Alex Wilmot-Sitwell und Carsten Kengeter. Sie übernehmen die Führung als Co-CEOs.
• Alex Wilmot-Sitwell ist seit 1996 für die Bank tätig und Mitglied der Konzernleitung. Seit November 2005 ist er Joint Global Head Investment Banking Department und seit Januar 2008 Chairman und CEO UBS Group Europe, Middle East & Africa (EMEA).
• Carsten Kengeter stiess erst im September 2008 von Goldman Sachs zur UBS und ist Joint Global Head Fixed Income, Currencies and Commodities (FICC) innerhalb der Investment Bank. In seiner neuen Funktion wird Kengeter auch Einsitz in die Konzernleitung nehmen.
War Jerker Johansson mehr als nur ein Lückenbüsser?
Jerker Johansson, bisheriger CEO Investment Bank, tritt mit sofortiger Wirkung zurück. Er war im März 2008 zur UBS gestossen und Mitglied der Konzernleitung gewesen. Seine Nomination war unter einem enormen Druck erfolgt, nachdem der bisherige Amtsinhaber, Huw Jenkins, wegen des Subprime-Debakels hatte gehen müssen. Ausserdem waren damals viele führende Investmentbanker nicht bereit, zur schlingernden UBS zu wechseln. Schon damals gab es Stimmen, die behaupteten, Johansson sei bloss zweite Wahl.
Jerker Johansson war zuvor während 22 Jahren bei Morgan Stanley tätig gewesen, wobei er kaum je in den problembehafteten Abteilungen des Fixed Income gearbeitet hatte, wo bei der UBS die grösste Not am Mann herrschte. Das sorgte bereits bei seiner Ernennung für einige Verwunderung.
Frühe Rückschläge für den Chef
In der Folge musste der wortkarge Banker einen herben Rückschlag hinnehmen, als der gefeierte Investmentbanker Andre Estevez Mitte 2008 das Handtuch warf. Denn der gebürtige Brasilianer hätte das Debakel im Fixed-Income, wo also die hohen Verluste aus dem Subprime-Business angefallen waren, lösen sollen. Doch ihm ging alles viel zu langsam, so dass er die UBS wieder verliess. Dadurch wurde das Problem intern vertagt und Johansson stand noch mehr unter Druck. In den weiteren Monaten gelang es ihm nicht, die Probleme effektiv in den Griff zu kriegen.
Zugleich fand er intern keinen echten Rückhalt. Denn er musste sich mit Stellen- und Bonusstreichungen durchsetzen - während er sich selber nicht zu kurz kam. Schon vor Amtsantritt hatte er gut fünf Millionen Franken in Bargeld und Aktien erhalten, für seinen Vertrag zuvor bei Morgan Stanley.
Bestbezahlter Mitarbeiter der UBS
So kam es auch, dass er im letzten Jahr der bestbezahlte Manager bei der UBS war. Um die Gemüter in der ganzen Bonus-Diskussion zu beruhigen hatte Johansson unlängst gesagt: «Wir stecken hier alle gemeinsam drin.» Das klang schon ziemlich nach Resignation, zumal Johansson Anfang Jahr weitere Rückschläge verbuchen musste.
Bei der Präsentation des Geschäftsergebnisses 2008 im vergangenen Februar in Zürich machte Johansson entsprechend einen verkrampften und lustlosen Eindruck. Offensichtlich war ihm auch klar, dass noch eine Menge Schwierigkeiten zu lösen waren und wenige Tage später sein direkter Vorgesetzter, CEO Marcel Rohner, den Bettel hinschmeissen würde. In Schweizer Bankkreisen konnte sich der Schwede in all den Monaten kaum etablieren. Er sei zu schweigsam und strahle überhaupt kein Charisma aus.
Am Ende waren selbst die Vertrauensleute weg
Mit den Abgang von Präsident Peter Kurer und Marcel Rohner verlor Johansson an der Spitze der UBS auch jene Vertrauensleute, die ihn eingestellt hatten. Und mit dem Einzug der früheren CS-Leute rund um Konzernchef Oswald Grübel und COO Ulrich Körner dürfte Jerker Johansson klar geworden sein, dass seine Tage gezählt sind, zumal er in den letzten zwölf Monaten den Beweis schuldig geblieben war, die Investemtbanking-Sparte der UBS wieder auf Vordermann zu bringen.
Klar ist auch, dass in diesen Turnaround-Zeiten CEO Grübel gerne Leute an den Schaltstellen weiss, die ihm absolut ergeben sind, und beim eigenwilligen und stoischen Schweden Jerker Johansson war das offenbar nicht immer der Fall. Unklar bleibt denn auch die Zukunft der ganzen Investmentbanking-Sparte.