Wer im Schweizer Private Banking arbeitet, verdient im internationalen Vergleich gut – aber ist wenig effizient. Dies zeigen neue Daten aus Zürich.

Der Druck auf die Erträge bleibt, die Margen sinken: In den Grundzügen malt die neue «International Private Banking Study»ein trübes Bild der Branche. Die Erhebung wurde erarbeitet am Institut für Banking und Finance der Universität Zürich, wobei die Autoren insgesamt 209 Banken aus neun Ländern (respektive Regionen) untersuchten; der Fokus lag auf dem Zeitraum 2004 bis 2010. In der Schweiz berücksichtigten die Wissenschaftler insgesamt 83 Banken (respektive Private-Banking-Abteilungen).

Hier die herausragenden Ergebnisse:

  • Die Bruttomarge auf den Assets under management lag in den Schweizer Private-Banking-Instituten zuletzt bei 67 Bps. Am höchsten rangierte hier Grossbritannien mit 80 Prozentpunkten, am tiefsten Österreich mit 53 sowie die USA und Liechtenstein mit je 54 Bps. Gemeint sind die Honorar- und Kommissionserträge in Relation zu den verwalteten Vermögen.
  • Dabei sanken die Bruttomargen, die auf den verwalteten Vermögen erzielt wurden, zwischen 2004 und 2010 um insgesamt 21 Prozent. Als Gründe nennt die Studie «risikobewusstere und an einer gesteigerten Performance interessierte Kunden, die dank der verbesserten Vergleichbarkeit von Produkten, Preisen und Dienstleistungen in ihrer Verhandlungsposition gestärkt sind».
  • Die Erträge pro Angestellten waren in der Schweiz immer noch recht hoch: Sie lagen 2010 bei 442'000 Franken – dies waren allerdings fast 40'000 Franken weniger als ein Jahr zuvor. Am höchsten war der Wert dabei in Liechtenstein (449'000 Franken), am tiefsten in Österreich und Deutschland (jeweils 260'000 Franken).
  • Entsprechend verhielt es sich mit den Personalkosten. Im Schweizer Private Banking lag der Aufwand pro Kopf bei 224'000 Franken – das bedeutet Rang eins. Es folgen Liechtenstein (171'000 Franken), Grossbritannien (164'000 Franken), USA (160'000 Franken), Benelux (145'000 Franken), Österreich (143'000 Franken), Deutschland (134'000 Franken), Italien (114'000 Franken) und Frankreich (103'000 Franken).
  • Die Studie zeigt auch die durchschnittlichen Lohnkosten: Sie lagen letztes Jahr im Schweizer Private Banking bei 183'000 Franken pro Kopf. Bemerkenswert ist dabei, wieviele Fortschritte zunichte gemacht wurden: Bei 180'000 Franken hatten die Durchschnittslöhne bereits 2004 gelegen. Dann stiegen sie bis 2007 auf 211'000 Franken, um danach wiederum, vor allem bis Ende 2009, deutlich zu sinken.
  • In absoluten Zahlen sind die Durchschnittslöhne im Schweizer Wealth Management am höchsten: Auf die helvetischen 183'000 Franken folgen Liechtenstein mit 146'000 Franken pro Kopf, Grossbritannien mit 125'000 Franken und Benelux mit 119'000 Franken. Auch gemessen an der Kaufkraftparität verdienen die Schweizer Private Banker am besten – dicht gefolgt von ihren Kollegen in Grossbritannien.

Lohnkosten pro Mitarbeiter 2010, in 1'000 Franken

  • In den Schweizer Privatbanken entfallen auf einen Angestellten rund 47 Millionen Franken an Assets under Management. Hier lag Liechtenstein am höchsten: Auf einen Angestellten im Private Banking kommen dort 60 Millionen Franken an verwalteten Vermögen. Mit 23 Millionen Franken war der entsprechende Wert in den USA am tiefsten.
  • Die Schweizer Banken weisen im internationalen Vergleich eine recht geringe Effizienz auf. Das Aufwand-Ertrags-Verhältnis lag Ende 2010 bei 77 Prozent – um 17 Prozentpunkte tiefer als noch 2007.
  • Bei den Schweizer Privatbanken erwiesen sich kleine Institute (mit weniger als 10 Milliarden Franken an Assets under Management) im Schnitt als weniger effizient. Diese kleineren Institute, so die Autoren, seien an sich jedoch nicht weniger wettbewerbsfähig – auch unter ihnen gebe es Beispiele, deren Performance mit grösseren Banken mithalten könne. «Diese Banken verfolgen ein Geschäftsmodell, das ihnen trotz der geringen Grösse eine gesunde Balance zwischen Kosten und Erträgen ermöglicht», sagt Urs Birchler vom Institut für Banking und Finance. Die Grösse sei angesichts der vielen Sourcing-Optionen und geostrategischen Alternativen nur einer von vielen Erfolgsfaktoren.
  • Der Druck aufs Bankgeheimnis und die Steuerstreitigkeiten führten 2009 zu hohen Geldabflüssen von Schweizer Banken. Im Jahr 2010 hingegen gelang es der Schweizer Wealth-Management-Branche, Nettoneugeld in Höhe von 49 Milliarden Franken zu akquirieren. Diese Entwicklung sei zumindest teilweise auf die Zuspitzung der Schuldenkrise im Euroraum sowie die starke Abwertung des Euros zurückzuführen, so die Autoren: «Die wirtschaftliche und politische Stabilität der Schweiz ist in turbulenten Zeiten nach wie vor ein wichtiger Standortfaktor», sagt Urs Birchler.

«The International Private Banking Study 2011», Institut für Banking und Finance, Universität Zürich — Prof. Dr. Urs Birchler, Dr. Christian Bührer, Daniel Ettlin, Fabian Forrer — Dezember 2011