Die HSBC Private Bank verliert mehrere Spezialisten fürs Israel-Geschäft: Offenbar bündeln sich hier diverse Probleme. Andere Schweizer Banken profitieren.
Ein Team unter Leitung von Issac Doueck, bislang Managing Director und Leiter des Israel-Geschäfts von HSBC Private Bank in New York, verlässt die britischstämmige Grossbank. Vier Leute haben in den letzten Tagen gekündigt, und sie wollen integral zur UBS wechseln. Dies erfuhr die Tel-Aviver Wirtschaftszeitung «Calcalist».
Die UBS bestätigt bislang, dass zwei ehemalige Mitarbeiter von HSBC «ihre Arbeit für UBS in Israel aufgenommen» haben.
Bereits im Frühjahr hatte Simon Hakim, damals Leiter der HSBC-Niederlassung in Tel Aviv, die britische Bank verlassen. Seit Beginn dieses Monats arbeitet Hakim als Executive Direktor für die UBS in Israel.
Fast parallel dazu verlor die HSBC Private Bank weitere Kaderleute, die von der Schweiz aus im Israel-Geschäft tätig waren. Fünf Banker, darunter der Leiter des Israel-Desk in Zürich, Dan Sagui, verliessen jüngst die britische Bank.
Sie wechseln mehrheitlich zur Bank Julius Bär, welche in der ersten Jahreshälfte 2012 ein Representative Office in Tel Aviv eröffnen wird. Julius Bär bestätigt, dass man für den Standort Zürich und Genf «mehrere Leute» von HSBC gewinnen konnte.
Hervé Falciani? Bernard Madoff?
«Calcalist» schreibt zusammenfassend, dass die Israel-Desks von HSBC in Zürich, Genf, Singapur und New York mehrere Leute verloren haben (mehr dazu hier). Eine erste Erklärung, so hört man in Branchenkreisen, liegt in den Schwierigkeiten, welche sich im Gefolge der Datenklau-Affäre bei HSBC Private Bank ergaben: Die entsprechenden Geldabflüsse und Schwierigkeiten mit unzufriedenen Kunden führten auch zu Frustrationen in den Teams.
Mit Bezug zu Israel kam ein anderer Faktor hinzu: HSBC hat die Konten von Kunden eingefroren, welche ihr Geld in Madoff-Fonds investiert und früh genug zurückgezogen hatten. Die Bank, die mit Forderungen der Madoff-Konkursverwalter konfrontiert ist, will notfalls auf diese Gelder zurückgreifen. Israelische Kunden waren überdurchschnittlich von dieser Massnahme betroffen.
«Die Eskalation beim Personal ist eine direkte Folge dieser Sperrung», sagt der Zürcher Wirtschaftsanwalt Daniel Fischer, der HSBC-Kunden in diesem Fall vertritt. «Die Kundenberater können dies ihren Kunden gegenüber nicht rechtfertigen – und verlassen das Haus.»
HSBC widerspricht: «So etwas geschah in vielen Banken, und es geschah auch schon vor 18 Monaten», sagt ein Sprecher in Genf. Insgesamt habe HSBC im letzten halben Jahr sechs Mitarbeiter im Israel-Geschäft verloren. Die Darstellung in «Calcalist» sei insgesamt übertrieben: «So etwas sind normale Bewegungen, die Positionen wurden auch wieder erfolgreich besetzt.»
«Keine Probleme auf Kundenebene»
In Tel Aviv sagte der CEO von HSBC in Israel, Yehuda Levi, dass sich die Abgänge vor allem aus internen Reorganisationen ergeben. «Von Problemen auf Kundenebene haben wir nichts gehört», sagte er im Wirtschaftsdienst «Ynet News».
Bei HSBC könne nicht von Krisen die Rede sein, sondern nur von lokalen Problemen. Die Abgänge von Israel-Experten in New York hätten nichts mit den Abgängen bei den Israel-Desks in der Schweiz zu tun. Verbindend sei, dass die Mitarbeiter in New York, in Genf und Zürich unlängst an Unabhängigkeit verloren, weil sie der Niederlassung in Israel unterstellt wurden.