UBS-Präsident Colm Kelleher bedauert in einem Interview, dass es ihm nicht gelungen ist, mehr Verständnis für die Vergütungspolitik der Grossbank zu erzielen. Der Finma wirft er mangelnde Durchsetzungskraft vor.
Colm Kelleher, Präsident der UBS, nimmt erstmals öffentlich Stellung zur Kritik am Millionensalär von CEO Sergio Ermotti. «Es ist mir nie gelungen, in Bezug auf die Vergütung von Bankern in der breiten Bevölkerung Verständnis zu gewinnen», sagt Kelleher in einem Interview mit dem «SonntagsBlick» von diesem Wochenende.
Es habe «viele und ausschliesslich positive Rückmeldungen» zu Ermottis Engagement gegeben, «bis wir die Vergütung für unseren CEO bekannt gegeben haben. Die Stimmung kippte wie ein Lichtschalter.»
Ermotti habe schwierige Aufgabe als seine Vorgänger
Absolut gesehen verstehe er das. «Relativ gesehen, haben wir Sergio Ermotti nur 10 Prozent mehr bezahlt als seinem Vorgänger, obwohl er eine viel schwierigere Aufgabe übernahm und diese bisher hervorragend gemeistert hat. Wäre es Sergio gegenüber fair gewesen, wenn wir ihm das Gleiche bezahlt hätten? Ich glaube nicht.»
Ermotti arbeite «sieben Tage die Woche rund um die Uhr, damit aus dieser völlig desaströsen Situation, wie wir sie im März 2023 vorgefunden haben, etwas Gutes entsteht». Im Rückblick habe er vielleicht «unterschätzt, wie Teile der Öffentlichkeit auf diese Vergütung reagieren würden».
Briefwechsel der Finma mit CS sorgt für Erstaunen
Zur Rolle der Finanzmarktaufsicht (Finma) beim Niedergang der Credit Suisse (CS) sagte Kelleher: «Am 12. Juni 2023, als UBS erstmals die volle Kontrolle über die CS hatte, habe ich mir die Briefe der Finma an den CS-Verwaltungsrat angesehen. Ich war – diplomatisch gesagt – sehr erstaunt.»
Hätte er solche Briefe der Bankenaufsicht bei Morgan Stanley oder UBS erhalten, «hätte ich gesagt: Leute, wir haben ein Riesenproblem. Die Tatsache, dass die Credit Suisse diese Briefe erhielt und nichts oder zu wenig unternommen hat, ist unfassbar.»
Zur Aussage der Finma, man hätte zu wenig Befugnisse gehabt, sagt er: «Aufsichtsbehörden haben mir in der Vergangenheit gesagt: Colm, wenn du das hier nicht in Ordnung bringst, kriegst du Probleme. Das ist, was Regulierungsbehörden tun. Die besten Regulierer der Welt setzen schon viel früher an, lange bevor Regeln verletzt werden.»
Wegzug ist kein Thema
Zur Erhöhung der Kapitalanforderungen sagte Kelleher: «Wenn die Politik uns zwingt, unser Kapital massiv zu erhöhen, dann hat die Schweiz entschieden, kein relevanter internationaler Finanzplatz mehr sein zu wollen.»
Ein Wegzug aus der Schweiz ist laut dem UBS-Präsidenten jedoch selbst dann kein Thema: «Nein, das steht ausser Frage. Obwohl wir eine globale Bank sind, ist das Herzstück von UBS unsere Swissness.»