Während viele Privatbanken Personal von der inzwischen aufgelösten Credit Suisse übernahmen, hat sich Pictet vergleichsweise zurückhaltend bei der Einstellung grosser Teams verhalten, wie Victor Aerni, CEO von Pictet Wealth Management Asia, gegenüber finews.asia erklärt. Wie kann das Institut gleichwohl wachsen?
«Als Folge der Branchenkonsolidierung im vergangenen Jahr haben wir selektiv nicht nur in der Kundenberatung, sondern auch im Investmentbereich Leute eingestellt,» erklärt Victor Aerni im Gespräch mit finews.asia. «Aber wir sind zurückhaltend bei der Einstellung grosser Teams geblieben.»
Pictet beteiligt sich auch nicht an der Konsolidierung im Private Banking. «Wir haben in unserer ganzen Firmengeschichte noch nie eine Übernahme getätigt. Wir setzen vielmehr darauf, unsere Kultur organisch aufzubauen,» so der Asien-Chef, der im vergangenen Jahr von Zürich nach Singapur wechselte.
Starkes Neugeldwachstum
«Wir haben heute die Vertreter der neunten Generation der Familie als geschäftsführende Partner an Bord. Sie pflegen ein Geschäftsmodell, das unsere langfristige Perspektive unterstreicht. Die Prinzipien der Nachfolge und Übertragung der Bankbeteiligung sind seit der Gründung von Pictet 1805 unverändert», unterstreicht Aerni.
In Asien hat Pictet die Zahl der Kundenberaterinnen und -berater (Relationship Manager) in den vergangenen Jahren um rund 40 Prozent erhöht. Zudem verzeichnete die Bank 2023 ein Wachstum von 8 bis 9 Prozent beim Neugeld. Das Genfer Institut gibt keine regionale Aufschlüsselung bekannt, ist aber die zweitgrösste Finanzielle institution der Schweiz mit mehr als 700 Milliarden Dollar an verwalteten Vermögen weltweit.
Mehr Geschäft in Singapur
«Bisher haben wir auch in den ersten vier Monaten des laufenden Jahres gute Fortschritte beim Neugeld gemacht,» fügt Aerni hinzu und gibt weiter bekannt, dass die Bank in jüngster Zeit mehr Geschäfte aus Singapur tätigt und sich dabei hauptsächlich auf die lokalen Märkte Thailand und Indonesien konzentriert. Tatsächlich entfallen 60 Prozent der verwalteten Kundenvermögen in Asien auf Singapur im Vergleich zu 40 Prozent auf Hongkong.
Die einstige britische Kronkolonie bleibt indessen ein Wachstumstreiber und ein «Schlüsselpfeiler» der Strategie von Pictet, wie Aerni weiter ausführt. Die Bank konzentriert sich mit ihrem Nordasien-Geschäft auf Kunden aus Hongkong, Taiwan und dem chinesischen Festland, und dabei insbesondere auf sehr wohlhabende Leute in Peking, Shanghai und der Greater Bay Area.
Indien im Fokus
«In Hongkong gibt es viele vermögende Familien und neu geschaffenen Reichtum aus dem chinesischen Festland,» so Aerni. «Singapur hat zwar grosse Anstrengungen unternommen, um sich als internationales Finanzzentrum zu profilieren, aber der Stadtstaat hat keinen so grossen Markt vor der Tür wie China. Hongkong ist immer noch das Kapitalmarktzentrum Asiens und der bevorzugte Standort für Börsengänge», betont der Pictet-Banker.
Pictet hat vorläufig nicht die Absicht, weitere Standorte in Asien zu eröffnen, zumal bereits eine Zusammenarbeit mit der Bangkok Bank in Thailand existiert. Zu diesem Joint-Venture steuert die Schweizer Privatbank ihre Expertise im Wealth Management bei. Aerni schliesst jedoch nicht vollständig aus, in Zukunft etwa in Indien, von den beeindruckenden Wachstumsperspektiven zu profitieren.
«Für Indien stellt sich die Frage, ob wir eines Tages «onshore» gehen, denn dort spielt die Musik. Die Vermögensbildung in Indien ist beeindruckend, die Region holt im Vergleich zu anderen grossen Märkten wie China rasant auf,» erklärt er.
Mandate gefragt
Wie Aerni im Gespräch weiter sagt, stellt Pictet in Asien, wo viele Kundinnen und Kunden bislang eher selbständig ihre Portfolios bewirtschafteten, eine wachsende Nachfrage nach Mandaten in der Vermögensverwaltung fest. Derzeit weist die Bank eine Mandatsdurchdringung von mehr als 50 Prozent auf. Besonders sehr vermögende Kundinnen und Kunden suchen zunehmend solche Anlagelösungen.
«Solchen Kunden bieten wir massgeschneiderte Mandate mit einem Mindestvolumen von 100 Millionen Dollar, die das Pictet Investment Office (PIO) strukturiert. «Mehr als die Hälfte der PIO-Mandate im vergangenen Jahr kamen von Kundinnen und Kunden in Asien», sagt Aerni und unterstreicht damit die Bedeutung der Region, in der er tätig ist.