Die Privatbanken in der Schweiz sehen sich mit einem komplexen Marktumfeld konfrontiert, getrieben von neuen Zinslandschaften, erhöhtem Wettbewerb und steigenden Betriebskosten. Das laufende Jahr dürfte vor allem für kleinere Institute anspruchsvoller werden, die zuvor den grösseren Geldhäusern vorausgeeilt waren.
Dank höherer Zinsen erzielten kleinere Privatbanken im vergangenen Jahr höhere Gewinnmargen als ihre grösseren Konkurrenten. Dies führte zu historisch hohen Eigenkapitalrenditen (Return on Equity, RoE) bei dieser Bankenkategorie von 8 Prozent.
Im Vergleich dazu hinken die mittelgrossen Privatbanken mit einem ROE von 5,4 Prozent den kleinen hinterher. Trotz einem Vielfachen an Volumen konnten auch die grossen Banken nicht mit dem Wachstum der kleinen mithalten. Mit einem ROE von 9,1 Prozent verzeichnete diese Bankengruppe den niedrigsten Wert seit 2019.
Neues Wachstum in der Kerndisziplin
Das könnte sich 2024 ändern, da die Einnahmen aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft – also in der Kerndisziplin im Schweizer Private Banking – wieder zunehmen. Zu diesem Schluss kommen die Autoren der Beratungsfirma PwC in ihrem neusten «Private Banking Market Update», in welchem sie die Zahlen von insgesamt 76 Privatbanken untersucht haben.
Insbesondere mit der durchgeführten Zinssenkung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zu Beginn des Jahres 2024 sowie mit den erwarteten Zinsschritten der US-Notenbank und der Europäischen Zentralbank (EZB) dürfte die Netto-Zinsertragsgenerierung in den kommenden Jahren herausfordernder werden, schreiben sie in ihrem Report, der am Montag veröffentlich wurde.
Deutlich gestiegene Personalkosten
Besonders aktiv waren die Privatbanken in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein im vergangenen Jahr auf dem Arbeitsmarkt. Das Verschwinden der Credit Suisse (CS) respektive deren Integration in die UBS führte laut PwC zu einem intensiven Wettbewerb um kompetentes Personal, was 2023 zu einem signifikanten Anstieg der Personalkosten führte, besonders bei grossen Privatbanken, wie die PwC-Autorinnen und Autoren schreiben. Diese Finanzinstitute erhöhten ihre Vollzeitäquivalente (FTE) um fast 7 Prozent.
Der Personalzuwachs spiegelte sich auch in mittleren und kleinen Privatbanken wider, die ihre FTE-Zahlen um 3 Prozent respektive 6 Prozent steigerten. Gleichzeitig blieben die allgemeinen und administrativen Ausgaben dank Kostendisziplin weitgehend konstant.
AuM: Grössere Privatbanken im Vorteil
Grössere Privatbanken verzeichneten 2023 trotz herausforderndem Marktumfeld höhere Netto-Neugeldzuflüsse als im Vorjahr. Ihr verwaltetes Vermögen (Assets under Management, AuM) stieg auf insgesamt rund 2'740 Milliarden Franken, blieb damit allerdings 8 Prozent unter dem Höchststand von 2021.
Der Zusammenbruch der Credit Suisse im März 2023 förderte diese Zuflüsse und trug ebenfalls zur erhöhten Wachstumsrate von allgemein 3 Prozent bei.
Für die kommenden Jahre erwarten die PwC-Autoren eine jährliche Netto-Neugeld-Wachstumsrate zwischen 2 Prozent und 5 Prozent bei sämtlichen Grössenkategorien, wobei grössere Banken tendenziell am oberen Ende dieser Spanne liegen werden.
Öffentlich zugänglich
Die diesjährige Ausgabe des «Private Banking Market Update» deckt mit ihren 76 untersuchten Privatbanken 80 Prozent des Marktes ab. Die Autorinnen und Autoren unterteilten die Banken in grosse Privatbanken (AuM von mehr als 50 Milliarden), mittelgrosse Privatbanken (AuM von CHF 5 Milliarden bis CHF 50 Milliarden) und kleine Privatbanken (AuM von weniger als 5 Milliarden).
Die Ergebnisse der Studie basieren auf öffentlich zugänglichen Daten von im Private Banking spezialisierten Finanzinstituten in der Schweiz und Liechtenstein (exkl. UBS), die zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Studie ihre Geschäftsberichte für 2023 veröffentlicht hatten.