Das Megabanken-Projekt UBS schreitet nicht ganz ohne Störgeräusche voran. Neuerdings zeigt sich: wenn es irgendwo klemmt, greift der Konzern auf den Talentpool seiner Schweizer Einheit zurück.

Bereits kommende Woche, am 1. Juni, startet die neue Truppe von Aleksandar Ivanovic: Im vergangenen März zum neuen Leiter der Fondssparte (Asset Management) der kombinierten UBS ernannt, hat der Manager seither sein Haus bestellt und unter anderem die Verantwortung für Produkte und diverse wichtige Märkte in neue Hände gegeben. Nun legt das Team Ivanovic los.

Erst selber noch ihre neue Funktion antreten muss hingegen Simone Westerfeld (Bild unten). Die deutsch-schweizerische Doppelbürgerin gibt per 1. Juli die Oberaufsicht über das gesamte Schweizer Retailbanking (Personal Banking) bei der Grossbank ab. Stattdessen übernimmt sie die operationelle Leitung des UBS Integration Office, wie finews.ch dieser Tage exklusiv berichtete.

Also jener Konzerneinheit, die sich ausschliesslich um die Eingliederung der übernommenen Krisenbank Credit Suisse (CS) kümmert.

Dringend gesucht: rechte Hand

westerfeld 500

(Bild: UBS)

Bei der Gruppe hat man sich an die digital-versierte Bankmanagerin erinnert, als es schnellstmöglich eine Lücke zu stopfen galt: Im Integration Office war zuvor die operationelle Leiterin (COO) Penny Tunbridge, eine ehemalige CS-Kaderfrau, abgegangen. Die mit der Leitung der Einheit betraute UBS-Veteranin Michelle Bereaux braucht also dringend eine neue rechte Hand bei ihrer anspruchsvollen Aufgabe.

Eine Schweizer Verantwortung hatte zuvor auch der neue Asset-Management-Chef Ivanovic inne. Bevor er an die Spitze des Fondsgeschäfts berufen wurde, leitete er dort den hiesigen Markt sowie die Region Europa, Nahost und Afrika (Emea). Auch er wurde scheinbar in einer heiklen Situation auf den neuen Posten geholt. Unter der vormaligen Fondschefin Sunni Harford hatte die Sparte Ende 2023 milliardenschwere Abflüsse zu beklagen, und die Kosten nahmen stark zu.

Harter Schnitt droht noch

Im ersten Quartal 2024 hat das UBS-Asset-Management nun scheinbar Tritt gefunden; so vermeldete die Division einen zum Vorjahr um 54 Prozent höheren Ertrag von 776 Millionen Dollar sowie 21 Milliarden Dollar an Neugeldern. Weiterhin in der Luft liegt aber ein kolportierter Kostenschnitt bei der Sparte, bei dem zufolge mindesten 300 Millionen Dollar eingespart werden sollen,

Zeichnet sich da bereits ein Muster ab? Wenn es irgendwo knarrt im Konzerngefüge, holt die UBS Talente aus dem Heimmarkt. So die zeitweilig als neue Postfinance-Chefin gehandelte Westerfeld, so den Fondsprofi Ivanovic, der seine Laufbahn 1992 mit einer Banklehre bei UBS in der Schweiz begonnen hatte.

Kandidaten für den Top-Posten mit Schweizer Hintergrund

Dies, während der Schweizer Vermögensverwaltung-Chef Iqbal Khan und die Schweiz-Leiterin Sabine Keller-Busse sich offenbar nochmals bessere Chancen für den Top-Posten bei der grössten Bank des Landes ausrechnen dürfen. Wie auch finews.ch berichtete, soll der amtierende CEO Sergio Ermotti bei der Nachfolgeplanung ausschliesslich auf interne Kandidaten setzen.

Khan als Verantwortlicher für das UBS-Kerngeschäft und die deutsch-schweizerische Doppelbürgerin Keller-Busse als Zuständige für den Heimmarkt sind dabei logische Kandidaten.

Seit Keller-Busse im Jahr 2021 die Zügel im Schweiz-Geschäft (Personal & Corporate Banking, P&C) übernommen hat, zeichnet sich dieses nicht nur durch solide Zahlen aus, sondern hat auch bei Gewinn und Wachstum an Tempo aufgenommen – was zuletzt natürlich auch der für Banken äusserst günstigen Zinswende und dem Untergang der Erzrivalin CS geschuldet war. Insofern hat sich die Sparte als Talentpool für Kräfte empfohlen, die auch Gruppenstufe etwas zu «reissen» vermögen.

Ausnahme von der Regel?

Nun muss sich zeigen, ob den Personalien Westerfeld und Ivanovic bald noch weitere Ernennungen nach diesem Schema folgen.

Hatecke 500

(BIld: UBS)

Unterdessen gibt es auch die Ausnahme zu beobachten, welche die Regel bestätigt. So wurde August Hatecke (Bild oben) als damaliger Co-Chef der UBS-Vermögensverwaltung in der Region Asien-Pazifik im vergangenen Sommer aus Singapur in die Schweiz zurück beordert, um hier das kombinierte Schweizer Private Banking zu übernehmen.

Allerdings ist auch Hatecke eine im Heimmarkt geformte Führungskraft: Bei der UBS etwa leitete er zwischen 2010 und 2016 das Geschäft mit superreichen Privatkunden, bevor er nach Asien geschickt wurde.