Arbeitsalltag mit Feriengefühlen zu kombinieren: Workation heisst dieser Trend, der inzwischen auch den Banksektor erreicht hat. Doch die Freiheit hat Grenzen. 

Arbeiten von zu Hause war schon vor der Pandemie ein Thema. Doch seit Covid muss über Homeoffice in vielen Betrieben inzwischen gar nicht mehr diskutiert werden: In Zeiten des Fachkräftemangels ist das «Remote Working» eine Selbstverständlichkeit. Auch in der Finanzbranche.

Die Steigerungsform davon nennt sich Workation: Arbeiten vom Ausland aus – die Ferienverlängerung quasi. Dem einen oder anderen Chef beziehungsweise HR-Verantwortlichen mag dies zwar ein Graus sein. Doch die meisten Unternehmen können sich diesem Trend nicht entziehen, wie Isabelle Wildhaber, Expertin für Wirtschafsrecht und Digitales Recht, in einem Interview auf dem KMU-Portal des Bundes geltend macht.

Sie warnt vor einem Verbot: «Dies würde nicht nur der Attraktivität der Firma auf dem Arbeitsmarkt schaden, sondern es verhindert auch nicht, dass die Mitarbeitenden davon abgehalten werden, heimlich aus dem Ausland zu arbeiten. Da kann die Lage kompliziert werden», sagt sie. 

Je nach Rolle und Funktion

Zahlreiche Vertreter der Finanzbranche haben deshalb reagiert und entsprechende Programme entwickelt. Bei der Zürich-Versicherung etwa nennt sich dieses Flexwork@Zurich und soll alle Mitarbeitenden ermutigen, so zu arbeiten, dass sie «optimale Ergebnisse erzielen und ein gesundes Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben aufrechterhalten können», wie das Unternehmen festhält. 

Dies beinhaltet auch hybrides Arbeiten. Mitarbeitenden des Zurich Insurance Group Corporate Center ist es dadurch möglich, auch vom Ausland aus zu arbeiten, wobei jede Anfrage individuell je nach Rolle und Funktion geprüft wird.

Pax hat Pilotversuch am Laufen 

Ähnlich handhabt dies die Pax-Versicherung. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass durch Workation eine «Win-Win-Situation» für die betreffende Person wie auch für die Firma beziehungsweise das jeweilige Team entsteht. Gleichzeitig muss die berufliche Tätigkeit aufgrund der persönlichen Situation auch wirklich vom Ausland aus möglich sein. Eine ausdrückliche Zustimmung seitens der Vorgesetzten ist eine weitere Bedingung. 

Zudem ist bei der Pax grenzüberschreitendes Arbeiten aus Gründen des Datenschutzes und IT-Sicherheit vorwiegend in EU/EFTA-Ländern denkbar. «Aus Risikogründen können wir grenzüberschreitendes Arbeiten in anderen Teilen der Welt nur sehr selektiv zulassen: In Ländern, die nicht in der Datenschutzverordnung aufgeführt sind, darf nicht gearbeitet werden», teilte die Medienstelle auf Anfrage von finews.ch mit.  

Doch dies könnte sich vielleicht demnächst ändern. Denn derzeit läuft beim Lebensversicherungsspezialisten der Pilotversuch mit dem System eines externen Anbieters, das Anfragen hinsichtlich der Risken für Mitarbeitende und Unternehmen analysiert und aufzeigt, welche administrativen, sozialversicherungsrechtlichen und technischen Voraussetzungen erfüllt sein müssen.

UBS: Kein generelles Nein

Selbst bei den Banken, die solcher neuen Arbeitsmodellen eher skeptisch eingestellt sind, findet ein Umdenken statt. So ist bei der Privatbank Lombard Oddier Workation durchaus möglich, aber nicht grundsätzlich. Es ist jedoch abhängig von der Rolle des Mitarbeitenden.

Auch bei der UBS sagt man zu Workation nicht zum Vornherein nein. «Work-Life-Balance ist uns sehr wichtig. Dies beinhaltet teilweise auch die Möglichkeit, zu arbeiten und gleichzeitig Familie und Freunde in anderen Ländern zu treffen», betont die Bank.  

Bedingungen verändern sich laufend 

Die Kombination von Ferien und Arbeiten in einem anderen Land findet bei der UBS in eng definiertem Rahmen statt. Faktoren sind unter anderem: das konkretes Land, Passport Situation, Rolle und Zugehörigkeit juristische Einheit/Division.

«Nicht in jedem Fall ist die Kombination von Urlaub und Arbeiten in einem anderen Land möglich. Viele Faktoren sind hier relevant und die Bedingungen verändern sich laufend: zum Beispiel zwischenstaatliche Vereinbarungen, Sozialversicherungsaspekte, steuerrechtliche Situationen, Datenschutz, Wettbewerbsrecht, Lizenzsituation etc.», teilte die Bank mit.

Luzerner KB winkt ab

Strikte Nein zu Home-Office im Ausland sagt die Luzerner Kantonalbank (LUKB). Gründe sind unter anderem: mögliche aufsichtsrechtliche sowie steuer- und sozialversicherungsrechtliche Konsequenzen.

Im Übrigen verunmögliche auch die Beschränkung von Homeoffice auf zwei Tage in der Woche ein länger andauerndes Arbeiten am Stück ausserhalb der Lukb-Räumlichkeiten, wie das Institut betont.

Luxemburg als ideale Destination

Was ist denn der ideale Ort für Workation? Dieser Frage hat sich der Schweizer Ferienhaus-Spezialist Interhome angenommen und den sogenannten Workation-Index entwickelt. Darin werden Faktoren wie Sicherheit, Gesundheitsversorgung oder Kosten für das Nachtleben berücksichtigt. 

Zuoberst auf der Rangliste befindet sich nicht ein Ort auf einer griechischen Insel oder eine Südsee-Destination, sondern Luxemburg. Die Stadt biete unberührte Natur, schöne Orte zum Wandern und Radfahren und ein stimmungsvolles Stadtzentrum. Als Plus wurde auch gewertet, dass die Benützung der öffentlichen Verkehrsmittel kostenlos ist.

Museen und Nähe zum Meer machen es aus

Auf Rang zwei befindet sich Valencia. Die spanische Stadt besteche durch die Anzahl an Sonnenschein-Tage und die tiefen Kosten. Und falls das Wetter mal nicht so mitspiele, gebe es sieben Kunstmuseen in Valencia und mehr als 50 (!) Escape-Rooms.

Aufs Treppchen geschafft hat es mit Platz drei Den Haag in Holland. Die Stadt überzeuge vor allem bezüglich Sicherheit und Gesundheit. Zudem könne sie mit einem Strand (Scheveningen) aufwarten, der zu Fuss erreichbar sei.

Und in Sachen Kunstmuseen lässt Den Haag Valencia hinter sich: Dort gibt es sogar zwölf Kunstmuseen.