Colm Kelleher möchte drei interne Kandidaten für Nachfolge von CEO Sergio Ermotti aufbauen. Damit tritt der Präsident der UBS jüngsten Spekulationen entgegen.
Colm Kelleher wirkt seit knapp zwei Jahren als oberster Vertreter der UBS. Aber so ganz hat er seine jahrzehntelange Karriere bei der amerikanischen Konkurrentin Morgan Stanley nie hinter sich gelassen.
Auch was die Ablösung von CEO Sergio Ermotti angeht – dieser soll nach dem Willen von Kelleher noch mindestens vier Jahre im Amt bleiben – möchte er sich am liebsten nach dem US-Institut orientieren. Dieses hatte drei interne Kandidaten für den Langzeit-Chef James Gorman aufgebaut und sich vergangenen Herbst für Edward Pick entschieden.
Interne Lösung ideal
Im Interview mit der «NZZ» (Artikel bezahlpflichtig) erklärte der gebürtige Ire nun zum amerikanischen Modell: «Das gefällt mir, aber das muss Sergio entscheiden». Ideal wäre eine interne Lösung, führte er weiter aus, «ich hätte gerne drei interne Kandidaten».
Die Ansage lässt aufmerken, schossen doch nach jüngsten Aussagen von Ermotti Spekulationen ins Kraut, dass sich die UBS extern nach einem Nachfolger für den bereits 63-jährigen Tessiner umsehe. Genannt wurde etwa Unicredit-Chef Andrea Orcel. Nun hielt Kelleher klar dagegen – was wohl bedeutet, dass allen voran Vermögensverwaltungs-Leiter Iqbal Khan und die Schweiz-Chefin Sabine Keller-Busse weiterhin im Rennen sind.
Bis zum CEO-Wechsel bleiben
Zwar gab der Bankpräsident zu bedenken, die Pläne könnten sich noch ändern. Vier Jahre seien schliesslich eine lange Zeit. Festgelegt hat sich Kelleher aber bezüglich den Anforderungen, die der nächste UBS-Chef mitbringen muss: «Es braucht Integrität, es muss ein Kulturträger sein, führungsstark, er oder sie sollte Visionen haben.» In vier Jahren sei die Integration abgeschlossen, und dann könne die Bank sich voll auf die Zukunft konzentrieren.
Ebenfalls ist für den Präsidenten klar: «Ich möchte den CEO-Wechsel auf jeden Fall beaufsichtigen. Das ist die Aufgabe eines Verwaltungsratspräsidenten.»
«Man funktioniert einfach»
Mit Blick auf die Vergangenheit und speziell die Notübernahme der Credit Suisse (CS), die sich am Dienstag das erste Mal jährt, gab der immer betont gelassen auftretende Wallstreet-Veteran zu, dass er ihn das bevorstehende Ende der CS für zwei Minuten sprachlos gelassen habe. Dann hat aber offensichtlich seine jahrzehntelange Erfahrung als Bankmanager – Kelleher musste schon in der Finanzkrise von 2008 Notkapital für Morgan Stanley beschaffen – zu wirken begonnen.
«Man funktioniert einfach. Man hat sehr wenig Zeit für persönliche Befindlichkeiten», blickte er im Interview auf jene Märztage zurück.
Allerdings ist die UBS nach seinen eigenen Worten bestmöglich auf die Zwangsübernahme vorbereitet gewesen. Als CS-Retterin stellte sie dann die Forderungen. «Als wir uns am 15. März mit Finanzministerin Keller-Sutter, Nationalbankpräsident Jordan und der Präsidentin und dem CEO der Finma trafen, hatten wir eine Liste von Voraussetzungen. Uns war klar, dass wir die Kontrolle über die Entscheidung behalten müssen, was mit dem Schweizer Geschäft der Credit Suisse geschieht.»
Keine Beschränkungen beim Wettbewerb
Insbesondere hatte sich die UBS, das wird nun abermals deutlich, Zusicherungen für das Schweizer Geschäft geben lassen. «Wir mussten sicher sein, dass uns keine wettbewerbsrechtlichen Beschränkungen auferlegt würden.» Ebenfalls habe man keine Garantien für die Zukunft der CS Schweiz abgegeben. «Wir wollten unsere Handlungsfreiheit wahren.» Der Ort, an dem grosse Synergien (lies, wo es grosse Überschneidungen gibt, die beseitigt werden können) vorhanden seien, sei die Schweiz, so Kelleher weiter.
Ebenfalls lässt sich aus dem Gespräch herauslesen, dass der höchst kontroverse Milliardenabschreiber auf Pflichtwandelanleihen (AT1-Bonds) der CS der UBS durchaus gelegen kam. «Mit dem AT1-Entscheid hatten wir nichts zu tun», sagte der Bankpräsident zwar. Nur um anzufügen: «die Frage ist, was wir getan hätten, wenn die AT1-Anleihen nicht abgeschrieben worden wären. Ich denke nicht, dass wir zu einer praktikablen Einigung gekommen wären, denn es klaffte eine Kapitallücke von 16 Milliarden Franken.»
Kellehers «Job» am 19. März
Diese Äusserung wird von den Anwälten der Tausenden von AT1-Investoren, die eine Beschwerde gegen die von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) befohlenen Massnahme vor dem Bundesveraltungsgericht eingereicht haben, wohl noch auf die Goldwaage gelegt werden.
In der Hitze des Augenblicks gab es offenbar im Umfeld der UBS Akteure, die noch mehr Sicherheiten und noch vorteilhaftere Bedingungen für die Übernahme verlangten. Dazu Kelleher: «Wir wollten nicht als Sieger auftreten. Manche drängten auf mehr. Aber man braucht ein Gleichgewicht.» Dieses herzustellen, sei sein Job gewesen.