Aus seinem Misstrauen gegenüber dem Finanzsystem formte der Zentralschweizer Privatbankier (Reichmuth & Co) die Investment-Gesellschaft RealUnit. Seit drei Jahren wirbt sie mit Kapitalerhöhungen um Privatinvestoren.
RealUnit gibt für 2023 einen Nachsteuer-Gewinn von 231'500 Franken bekannt. Im vorangehenden Jahr hatte der Verlust 1,3 Millionen Franken betragen.
Es ist der erste Jahresgewinn, seit sich die Aktiengesellschaft im Jahr 2021 für das Publikum öffnete und infolgedessen im Herbst an der BX Swiss kotieren liess. Später führte sie mehrere Kapitalerhöhungen durch, welche aktiv beworben wurden. Als eine der ersten Firmen nutzte RealUnit auch die Möglichkeit, digitale Aktientokens herauszugeben.
Reichmuths Investment-Strategie
Die Investment-Gesellschaft ist das Ergebnis eines lang gepflegten Steckenpferds von Karl Reichmuth (*1939). Im Jahr 2001, da war er noch unbeschränkt haftender Teilhaber der Privatbank Reichmuth & Co. in Luzern, entwickelte er eine Anlagestrategie unter dem Namen RealUnit.
Deren Anspruch ist, über lange Zeiträume ungefähr im Gleichschritt mit dem Schweizer BIP zu wachsen. Das Vermögen soll vor Inflation und vor katastrophalen Zusammenbrüchen des Banken- oder Finanzsystems möglichst wirksam geschützt werden.
33 Millionen Franken Aktienkapital
Besonderen Wert legt Reichmuths Konzept auf grösstmögliche Unabhängigkeit von Finanzsystem. Aus diesem Grund wurde der Versuch, die Strategie im Rahmen eines klassischen Anlagefonds umzusetzen, im Jahr 2017 abgebrochen und stattdessen eine AG gegründet.
Das Aktienkapital beträgt per Ende 2023 total 33’093’976 Franken, das angelegte Vermögen 26’196’046 Franken. Knapp die Hälfte davon ist in Edelmetalle investiert, gut die Hälfte in Finanzanlagen, vor allem in Aktien von Schweizer Unternehmen «mit starker Bilanz und nachhaltigen Dividendenzahlungen», wie das Unternehmen betont. Knapp eine Million ist in die Kryptowährungen Bitcoin und Ethereum angelegt.
Neuer CIO
Mit der Geschäftsführung der Gesellschaft ist Daniel Stüssi beauftragt, früher Filialleiter bei der Neuen Aargauer Bank. Für die Umsetzung von Reichmuths Investment-Strategie war als CIO bislang Vahan P. Roth zuständig. Per Anfang März hat RealUnit für diese Aufgabe Dietmar Peetz unter Vertrag genommen, der von 2003 bis 2020 für die Credit Suisse in verschiedenen Funktionen tätig war.
Karl Reichmuth hat sich 2020 aus dem Verwaltungsrat verabschiedet, wie auch Finews.ch berichtete. Ihm und seiner Ehefrau gehören nach wie vor gut 20 Prozent der Aktien.