Kaspar Villiger hat zur Causa Credit Suisse lange geschwiegen. Nun erklärt der Alt Bundesrat in einem Buch, worin sich das CS-Debakel von der früheren UBS-Krise unterscheidet.
Alt Bundesrat Kaspar Villiger kennt die UBS wie kaum ein anderer Schweizer Politiker. Nach der Finanzkrise führte er als Verwaltungsratspräsident von 2009 bis 2012 zusammen mit CEO Oswald Grübel die zuvor vom Untergang bedrohte UBS aus ihrer existenziellen Krise auf einen Sanierungskurs – und damit zu einer stabilen Grossbank.
Erfahrener Krisenmanager
Gestählt wurde der Luzerner durch die Bewältigung mehrerer Krisen, die er in seiner Zeit als Bundesrat zu meistern hatte, etwa den Untergang der Fluggesellschaft Swissair. Entsprechend gefragt war die Expertise des ehemaligen Finanzministers bei der Rettung der schwer angeschlagenen UBS, wo der Bund und die Schweizerische Nationalbank (SNB) einspringen mussten.
Zur Notübernahme der Credit Suisse (CS) schwieg der heute 82-Jährige lange, während sich Grübel immer wieder zu Wort meldete. Nun aber äusserte sich auch Villiger zum Bankendebakel, das den Finanzplatz Schweiz in diesem Frühjahr erschüttert hat. Allerdings legt er seine Überlegungen in einem Buch dar, wie die «Luzerner Zeitung» (LZ) am Dienstag berichtete (kostenpflichtiger Artikel).
«Nicht appetitlich, aber erfolgreich»
Es handle sich um eine «ordnungspolitisch nicht besonders appetitliche, aber erfolgreiche Bewältigung der CS-Krise», schreibt Villiger laut «LZ» in dem vom Schweizerischen Institut für Auslandforschung herausgegebenen Sammelband «Krisenmanagement Schweiz».
Er unterscheidet zwischen schockartigen und schleichenden Krisen. Schockereignisse haben nach Villigers Erfahrung den Vorteil, dass alle sofort wissen, was sie getroffen hat. Bei der UBS haben nach der Rettung alle begriffen, dass einschneidende Reformen nötig seien.
Besonders perfide
Die Missstände bei der CS hätten sich dagegen über einen längeren Zeitraum aufgebaut. Eine schleichende Krise sei besonders perfide.
Erschwerend sei hinzugekommen, dass die CS die Finanzkrise besser überstanden habe als die UBS: «Die Credit Suisse sonnte sich offenbar so sehr im Triumph, so dass sie es versäumte, ihren nicht kleinen Reformbedarf rechtzeitig anzupacken». Erst als es zu spät war, habe die CS versucht, Gegensteuer zu geben.
Warnung vor zu vielen Staatzseingriffen
Villiger äusserte sich auch zu den Aufräumarbeiten nach dem Debakel. Es sei richtig gewesen, dass die Behörden auf eine Abwicklung der CS nach dem Too-big-to-fail-Prinzip verzichtet hätten. Er warnt aber vor zu viel Staatseingriffen. Man könne zwar eine krisenfreie Wirtschaft herbeiregulieren, aber dann wachse die Wirtschaft nicht mehr.