Die Gegner des Verkaufs der Schweizer Fondsgesellschaft bekommen ihre Chance, den Verwaltungsrat von GAM umzubauen. Doch die Transaktion könnte dann faktisch schon gelaufen sein.
Anfang Woche ist die Investoren-Allianz um den französischen Milliardär Xavier Niel mit ihrer Beschwerde bei der Übernahmekommission abgeblitzt. Nun dringt sie aber mit der Forderung nach einer ausserordentlichen Generalversammlung bei GAM durch: Wie das in Zürich beheimatete Fondshaus auf Anfrage von finews.ch bestätigt, braucht es 5 Prozent der Stimmrechte, um ein solches Aktionärstreffen zu verlangen.
Die Allianz verfügt nach eigenen Angaben mittlerweile über 9,2 Prozent der Stimmen an GAM.
Angebotsprospekt wird morgen versandt
Der Plan der Investorengruppe, die jeweils mit den Gesellschaften Rock Investments, Bruellan und NewGAMe in Erscheinung tritt: Im Verwaltungsrat von GAM ihr genehme Mitglieder einsetzen, die sich gegen das ordentliche Übernahmeangebot der britischen Fondsfirma Liontrust stellen und stattdessen den Turnaround des Unternehmens aus eigener Kraft anstreben. Bekanntlich unterstützt der amtierende GAM-Verwaltungsrat das Angebot von Liontrust.
Damit sind alle Bälle wieder in der Luft in dem Bieterstreit – auch wenn das Timing gegen die Allianz um Niel spielt. Denn die ausserordentliche Generalversammlung würde vermutlich um den 16. August herum einberufen. Der Angebots-Prospekt für die Übernahme durch Liontrust wird aber bereits morgen Freitag verschickt. Nach einer so genannten Cooling-off-Periode beginnt am 26. Juni wie geplant die Angebotsfrist.
Vollendete Tatsachen
Von da an können GAM-Aktionäre ihre Papiere während 20 Handelstagen zum Tausch gegen Liontrust-Aktien andienen; eine Verlängerung um weitere 20 Handelstage sowie zusätzliche Fristen für den Tausch sind vorgesehen.
In der Folge könnten bereits vor dem 16. August zwei Drittel der GAM-Aktien angeboten worden sein, und die Besitzverhältnisse wären damit neu geordnet. Inwieweit dann ein neuer Verwaltungsrat des Fondshauses – dieses besteht als Rechtseinheit weiter bis zur Dekotierung – den Deal noch sprengen könnte, ist aus heutiger Warte unklar. Der Abschluss der Liontrust-Übernahme wird regulär für das vierte Quartal erwartet.
Vergeht der Appetit?
Der Transaktion gefährlicher werden könnten indes die Aktionäre von Liontrust. Bei der britischen Konkurrentin ist die Generalversammlung, an der die Aktionäre grünes Licht geben sollen, für den 7. Juli geplant. Bekanntlich «zahlt» Liontrust den Kaufpreis in eigenen Aktien, weshalb eine Kapitalerhöhung nötig wird.
Wenn die Eigentümer aufgrund der immer neuen Komplikationen beim Schweizer Übernahmeziel den Appetit verlieren, fällt das Angebot in sich zusammen. Ein amtierender wie auch ein künftiger GAM-Verwaltungsrat stünde dann vor einer nochmals schwierigeren Ausgangslage.