Mit rund 400 Millionen Franken an überschüssigem Kapital will sich die Schweizer Privatbank EFG International an der Konsolidierung in der Wealth-Management-Branche beteiligen. CEO Giorgio Pradelli hat auch klare Vorstellungen, was ihm gefällt.
Ungeachtet des schwierigen Marktumfelds haben die Aktien der Schweizer Privatbank EFG International innert Jahresfrist um mehr als 18 Prozent zugelegt. Im Vergleich dazu verloren beispielsweise die Valoren von Vontobel 26,5 Prozent an Wert, während die Titel von Julius Bär immerhin um gut 10 Prozent haussierten. Offenbar kommt der EFG-Aktie nach wie vor der Boris-Collardi-Effekt zugute.
Der frühere Julius-Bär-Chef und spätere Pictet-Partner stieg im vergangenen Jahr bei EFG mit einer substanziellen Beteiligung ein und wirkt seither als aktiver Verwaltungsrat hinter den Kulissen munter mit; am (heutigen) Mittwoch wurde darüber hinaus bekannt, dass er im Asien-Geschäft der Bank eine zusätzliche Berater-Rolle übernehmen wird, wie auch finews.ch berichtete.
Beginn einer neuen Zeitrechnung
Nicht wenige Investorinnen und Investoren gehen davon aus, dass EFG International über kurz oder lang eine grössere Transaktion, also eine Übernahme oder Fusion, tätigen wird – darum hält sich selbst im aktuell etwas garstigen Finanzmarkt-Umfeld die Aktie so gut. Dass die Privatbank auch tatsächlich solche Absichten hat, bekräftigte am Mittwoch anlässlich der Präsentation der 2022er-Zahlen in Zürich CEO Giorgio Pradelli, indem er sagte: «Wir sind offen dafür» und damit eine Transaktion meinte.
Für EFG International hat 2023 denn auch eine neue Zeitrechnung begonnen, nachdem die Bank ihren bisherigen Dreijahresplan Ende vergangenen Dezember erfolgreich abschloss. Dabei konnte die Bank, wie Finanzchef Dimitris Politis am Mittwoch anlässlich der Präsentation festhielt, alle gesteckten Ziele trotz Corona-Pandemie, Zinswende und Ukraine-Krieg erfüllen.
Strategische Ziele bis 2025
Nun hat sich das Unternehmen bis 2025 neue Ziele gesteckt. «Keine Revolution, sondern eher eine Evolution des abgeschlossenen Dreijahresplans», betonte Politis. So will die Bank bis 2025:
- eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate der Netto-Neugelder von 4-6 Prozent für den Zeitraum 2023-2025
- eine Ertragsmarge von 85 Basispunkten
- ein Aufwand-Ertrags-Verhältnis von 69 Prozent (aktuell 75,4 Prozent)
- sowie eine Rentabilität des materiellen Eigenkapitals von 15-18 Prozent erzielen.
Überschüssiges Kapital für Akquisitionen
Aufgrund der guten operativen Ertragsaussichten will EFG International die Eigenkapitalquote (Tier 1) von aktuell rund 14 Prozent auf 12 Prozent reduzieren und so mehr überschüssiges Kapital generieren, um eine Akquisition zu tätigen, wie Pradelli ausführte und dabei den Betrag von rund 400 Millionen Franken erwähnte.
EFG-Chef Pradelli nannte auch die drei Hauptkriterien für eine Übernahme:
- Sie soll zu weiteren Marktanteilen in strategischen Regionen und entsprechenden Synergien verhelfen.
- Der kulturelle «Fit» mit dem Übernahmeobjekt muss vorhanden sein.
- Der Return on Investment (RoI) einer Transaktion muss nach drei Jahren höher als 10 Prozent sein.
Stark gewachsen ist die Privatbank, die ein Geschäftsmodell betreibt, bei dem die Kundenberaterinnen und -berater eine vergleichsweise hohe Unabhängigkeit geniessen. Allerdings tragen sie auch ein höheres Eigenrisiko, vor allem in den Marktregionen Kontinentaleuropa sowie im Nahen Osten. Nach einem schwierigen 2021 nahm inzwischen auch das Geschäft im Wachstumsmarkt Asien wieder an Fahrt auf, wo die handelsfreudigen Kundinnen und Kunden etwas Abstand von Aktien und Obligationen nahmen und stattdessen vermehrt in Währungs- sowie Rohstoff-Finanzprodukte investieren, wie weiter zu vernehmen war.
Auch ganze Teams auf dem Radar
In diesen Marktregionen dürfte EFG International nach Transaktionen Ausschau halten. Pradelli machte indessen keine konkreten Angaben - ausser, dass man auch ganze Teams an Relationship-Managern auf dem Radar habe. Die Marktregion Schweiz und Italien generierte im vergangenen Jahr 1,4 Milliarden Franken an Netto-Neugeldern.