Nach den jüngsten Milliardenabflüssen blickt alles auf die Vermögensverwaltung der Credit Suisse. Benjamin Cavalli, Leiter des Wealth Management in Asien-Pazifik, hat mit finews.ch über die Chancen für die Grossbank in der Wachstums-Region gesprochen.
Nach der Ankündigung der strategischen Neuausrichtung im vergangenen Oktober hat die Vermögensverwaltung der Credit Suisse (CS) in der Region Asien-Pazifik bereits eine Reihe von Veränderungen vorgenommen. So läuft ein Stellenabbau im Rahmen der Vorgabe der Gruppe, bis Ende Jahr 5 Prozent der Jobs im Konzern aufzuheben.
Ebenfalls ist es an der Spitze des regionalen Markts bereits zu einer Reorganisation gekommen, wie auch finews.ch berichtete.
Besorgte Blicke nach Asien
Im Fokus steht dabei das örtliche Wealth Management unter Benjamin Cavalli. Vergangene Woche musste die Grossbank vermelden, dass sie im Kerngeschäft mit reichen Privatkunden von Ende September bis Mitte November mehr als 63 Milliarden Franken an Vermögen verloren hat. Das entspricht jedem zehnten in der Sparte verwalteten Franken. Bekannt ist, dass im Schweizer Geschäft nur 1 Prozent der Kundengelder zurückgezogen wurden – entsprechend rückt damit das internationalen Private Banking ins Blickfeld.
Die CS vermerkte in Bezug auf das dritte Quartal bereits, dass asiatische Privatkunden deutlich weniger gehandelt hatten.
Gegenüber dem Finanzportal finews.asia betonte Cavalli nun die Bedeutung des Onshore-Banking in der Region, auf das der Löwenanteil der verwalteten Vermögen bei der CS in Asien entfällt. «Eine Schlüsselinitiative für das Wealth Management in Asien-Pazifik besteht darin, das Onshore-Wachstum zu beschleunigen und die Onshore-Rentabilität zu steigern», führte Cavalli aus.
Fokus auf Onshore
Entsprechend sei es für die Bank auch wichtig, Zugang zu Onshore-Vermögen in ganz Asien zu erhalten, da das regulatorische und geschäftliche Umfeld in den verschiedenen Märkten sehr unterschiedlich und mitunter komplex sei. Das Wealth Management habe die regionale vor-Ort-Präsenz im Laufe der Jahre konsequent ausgebaut. «Damit sind wir gut positioniert, um Chancen in der Region zu nutzen», so der CS-Manager weiter.
Geografisch gesehen wird China in den kommenden Jahren der wichtigste Zielmarkt für die Credit Suisse sein. Auch wenn das Land kurzfristig mit wirtschaftlichen Herausforderungen konfrontiert sein mag, positioniert sich die Bank für längerfristige Perspektiven – und dies erneut im Onshore-Markt.
Festhalten an der One Bank
«Unser Ziel ist es, unseren Kunden im chinesischen Festland ein umfassendes Wealth-Management-Angebot zu bieten. Wir wollen der führende Vermögensverwalter für Unternehmer in China sein und sowohl die Bedürfnisse von Unternehmen als auch von Privatpersonen auf dem Festland und im Ausland abdecken», sagte Cavalli. Die Schweizer Grossbank geht dabei davon aus, dass das Segment der superreichen Kunden in China viel schneller wachsen wird als das BIP des Landes.
Diese Klientel stellt das Institut in den Mittelpunkt und will reichen Chinesen weiterhin sowohl Privat-Banking- wie auch Investmentbank-Dienste offerieren. Cavalli erklärte, dass diese sogenannten One-Bank-Strategie auch nach der Umstrukturierung der CS Investment Bank Bestand halten werde.
«In der Region Asien-Pazifik hat die Credit Suisse ihren One-Bank-Ansatz gegenüber ihren Kunden immer erfolgreich umgesetzt und sichergestellt, dass wir eine ganze Reihe von Dienstleistungen in den Bereichen Wealth Management, Investment Banking und Asset Management anbieten. Das ist Teil unserer DNA, unsere Hauptstärke und unser Alleinstellungsmerkmal in der Region», so Cavalli. «Davon werden wir nicht abweichen.»
Hoffen auf Millionärs-Kunden
Neben den Ultra-Reichen wird die Bank laut Cavalli auch die Millionärs-Kunden (HNW) in der Region stärker in den Fokus nehmen. Damit knüpft er an die jüngsten Äusserungen von Spartenchef Francesco De Ferrari an, wonach die Bank das Wachstum in diesem Segment mit Hilfe von Technologie beschleunigen wolle. Auch am Schweizer Heimmarkt führt dies im Private Banking zu einer Umteilung von Kräften.
«Das HNW-Kundensegment macht 65 Prozent des globalen Vermögenspools aus», erklärte Cavalli das Marktpotenzial. «Während das UHNW-Geschäft für die Credit Suisse weiterhin im Mittelpunkt steht, bietet das HNW-Kernsegment ein breiteres Aufwärtspotenzial, das für weiteres nachhaltiges Wachstum in der Zukunft entscheidend ist.» Und Wachstum, darüber kann seit vergangener Woche kein Zweifel mehr bestehen, ist für den gesamten Bankkonzern überlebenswichtig.