Gleichzeitig mit der Strategieanpassung hat die Credit Suisse Zahlen für das dritte Quartal vorgelegt, in denen die hausgemachten Probleme nochmals deutlich hervortreten. Das Grossreinemachen ist vor allem im Investmentbanking dringend.
Der Geschäftsausweis der Credit Suisse (CS) im dritten Quartal 2022 stand angesichts der heute endenden Funkstille zur künftigen Strategie der Grossbank nicht im Zentrum. Die vorgelegten Zahlen lieferten aber gleichwohl wichtige Hinweise, wie stark der Restrukturierungsbedarf angesichts chronisch roter Geschäftsergebnisse ist, und wo mit den grössten Restrukturierungskosten zu rechnen ist.
Die gute Nachricht vorneweg: Die Schweizer Bankeinheit erwirtschaftete wie in der Vergangenheit wiederum einen klar positiven Beitrag. Die Bankleitung bezeichnet das Ergebnis aufgrund der negativen Auswirkungen der jüngsten Zinsänderung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) als solid.
Auf bereinigter Basis ging der Vorsteuergewinn der Schweizer Bank im Vorjahresvergleich um 15 Prozent auf 383 Millionen Franken zurück. Dies beruht gemäss einer Medienmitteilung auf einem Rückgang des Nettoertrags bei weiterhin niedrigen Rückstellungen für Kreditrisiken, die teilweise ausgeglichen wurden durch einen um 7 Prozent rückläufigen Geschäftsaufwand infolge des niedrigeren Personalaufwands. Das bereinigte Aufwand-Ertrag-Verhältnis betrug 58 Prozent.
Abflüsse in der Vermögensverwaltung
Sowohl das Vermögensverwaltungsgeschäft wie auch das Asset Management konnten hingegen nur in bescheidenem Mass zum Gesamtergebnis beisteuern.
Im Wealth Management (WM) wurde das Ergebnis durch den Rückgang der Kundenaktivität, der verwalteten Vermögen und der wiederkehrenden Erträge in Mitleidenschaft gezogen. Allerdings profitierte das WM vom verbesserten Zinsumfeld, das zu einem höheren Zinserfolg führte, wie es heisst.
Auf bereinigter Basis sank der Vorsteuergewinn im WM im Vorjahresvergleich um 80 Prozent auf 78 Millionen Franken. Der bereinigte Vorsteuergewinn wurde belastet durch eine Wertberichtigung auf IT-bezogenen Vermögenswerten von 145 Millionen Franken.
Das WM verzeichnete im dritten Quartal 2022 Netto-Mittelabflüsse von 6,4 Milliarden Franken, vor allem aufgrund des Fremdfinanzierungsabbaus im Kundengeschäft und des proaktiven Risikoabbaus. Auf Gruppenebene betrugen die Netto-Mittelabflüsse 12,9 Milliarden Franken, gegenüber einem Zufluss von 5,6 Milliarden Franken im dritten Quartal des Vorjahrs.
Die Abflüsse von Kundengeldern konnten zwar gemäss Finanzchef Dixit Joshi seit Mitte Oktober stabilisiert werden. Anfangs Oktober hätten aber wilde Gerüchte auf sozialen Netzwerken die
In den ersten zwei Oktoberwochen seien weitere Gelder abgeflossen, sagte der Finanzchef Dixit Joshi gegenüber den Medien. «Lärm in den sozialen Netzwerken» habe dazu beigetragen – Ende September machten bekanntlich auf Twitter wilde Gerüchte die Runde, dass eine grosse Bank «am Abgrund» stehe. Seit Mitte Oktober habe sich die Situation in Bezug auf die Abflüsse von Kundengeldern aber stabilisiert, sagte Joshi.
Erwartungen im Asset Management übertroffen
Das Asset Management verbuchte im dritten Quartal bei einem 15 Prozent tieferen Nettoertrag einen Vorsteuergewinn auf bereinigter Basis von 104 Millionen Franken, was einem Rückgang um 21 Prozent im Vorjahresvergleich entspricht.
Der niedrigere bereinigte Vorsteuergewinn ist gemäss den Angaben hauptsächlich auf rückläufige Marktniveaus zurückzuführen. Die Erwartungen der Analysten an diesen Geschäftsbereich waren im Vorfeld weniger hoch.
Schwaches Investmentbanking
Im Vorfeld am deutlichsten auseinander gegangen waren die Erwartungen zum Verlust der Investmentbank. Die als volatil und im Konkurrenzvergleich ertragsschwach geltende Einheit hatte der zweitgrössten Schweizer Banke im 2021 wegen des Archegos-Kollapses einen Verlust von 5 Milliarden Franken eingebrockt.
Der ausgewiesene Vorsteuerverlust der Einheit betrug 691 Millionen Dollar. Der Nettoertrag für das dritte Quartal belief sich auf 1,1 Milliarden Dollar, was einem Rückgang um 58 Prozent im Vergleich mit einem vergleichsweise starken Vorjahresquartal entspricht, schreibt die Bank.
Eine Herkulesaufgabe
Insgesamt musste die CS zum vierten aufeinanderfolgenden Mal einen Quartalsverlust ausweisen. Dass der Verlust vor Steuern im Umfang von 342 Millionen Franken besser ausfiel, als die Analysten im Vorfeld erwartet hatten, bleibt lediglich ein schwacher Trost. Und auch der Ausblick für das vierte Quartal ist düster: Die Bankleitung erwartet aufgrund des Ausstiegs aus den nicht zum Kerngeschäft gehörenden Geschäftsbereichen für das vierte Quartal 2022 einen weiteren Reinverlust für die Gruppe.
Aufgrund einer massiven Wertberichtigung von 3,7 Milliarden Franken, die im Zusammenhang mit dem Konzernumbau steht, verbleibt unter dem Strich ein den Aktionären zurechenbarer Reinverlust von 4,0 Milliarden Franken.
Zur Finanzierung der neuen Strategie will sich die Bank an einer ausserordentlichen Generalversammlung die Aufnahme von rund 4,0 Milliarden Franken genehmigen lassen. Damit würde auch die Quote des harten Kernkapitals (CET1), die für das dritte Quartal 2022 auf 12,6 Prozent sank, wieder auf rund 14,0 Prozent angehoben. Weiteres Kapital soll zum einen durch die Veräusserung von verschiedenen Geschäftsbereichen und zum andern durch die Senkung von risikogewichteten Aktiven und Leverage-Risikoposition freigesetzt werden.
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