Inflation, Marktvolatilität, Rezessionsangst und Ukrainekrieg sind die Risiken, welche die Schweizerische Nationalbank als Faktoren für die Schweizer Banken in ihrem Stabilitätsbericht herausstreicht. Die Grossbanken seien aber gut gerüstet und die steigenden Zinsen dürften den Banken insgesamt zugutekommen.
Die beiden global tätigen Schweizer Banken haben sich in Bezug auf ihre Profitabilität unterschiedlich entwickelt, schreibt die Schweizerische Nationalbank (SNB) in ihrem am Donnerstag veröffentlichtem Finanzstabilitätsbericht. In den letzten vier Quartalen habe die UBS einen starken Gewinnanstieg verzeichnet und ihre Gesamtkapitalrendite (ROA) zähle zu den höchsten, die sie in den letzten zwei Jahrzehnten erzielt hat.
Im Gegensatz dazu war die ROA der Credit Suisse negativ. Dies ist zum einen auf ausserordentliche Posten wie Abschreibungen und Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten zurückzuführen und zum andern auf eine relativ niedrige operative Leistung.
Gering seien für beide Banken die Verluste, die direkt mit dem Krieg in der Ukraine zusammenhingen, was das begrenzte Engagement von Credit Suisse und UBS in Russland widerspiegelt.
Kapitalposition weiter verbessert
Die Kapitalposition beider Banken habe sich seit dem letzten Finanzstabilitätsbericht weiter verbessert, betont die SNB. Die Kapitalquoten der Credit Suisse und der UBS übertreffen die Anforderungen der Schweizer «Too big to fail»-Regelung (TBTF) und seien im internationalen Vergleich überdurchschnittlich hoch. Im Fall der Credit Suisse ist die verbesserte Kapitalposition auf eine Kapitalerhöhung und eine Reduktion des Engagements zurückzuführen, bei der UBS auf einbehaltene Gewinne.
Dank diesen Kapitalpuffern sind die beiden global tätigen Schweizer Banken gut gerüstet, um das anspruchsvollere Umfeld und die Risiken aus dem Krieg in der Ukraine zu bewältigen, schreibt die SNB.
Bessere Rentabilität bei den Inlandsbanken
Bei den Inlandsbanken habe sich die die Rentabilität im Jahr 2021 leicht verbessert. Die Risikovorsorge im Kreditgeschäft war geringer, der Provisionsüberschuss stieg und die Kosteneffizienz verbesserte sich. Diese Entwicklungen glichen einen weiteren Rückgang der Zinsmargen dieser Banken aus. Die Kapitalpuffer der Inlandsbanken seien «beträchtlich» und lägen aktuell auf einem historisch hohen Niveau.
Nachhaltige Gewinne und grosse Kapitalpuffer sein wichtig für die Fähigkeit der Banken, Verluste aufzufangen und für die Kreditvergabe in Stresssituationen. Als Risikofaktoren werden das direkte Engagement in Russland und der Ukraine gesehen und der Fall, dass der Krieg stärkere und länger anhaltende wirtschaftliche Auswirkungen haben könnte als derzeit erwartet. Dies könnte zu einer Verschlechterung der Qualität der Kreditportfolios inländisch orientierter Banken führen.
Hypotheken- und Immobilienmarkt im Blick
Das Engagement der auf das Inland fokussierten Banken im Schweizer Hypotheken- und Immobilienmarkt habe weiter zugenommen, und das Wachstum ihrer Hypothekenportfolios war gross. Die Stärkung der Selbstregulierung der Banken habe zu einer weiteren Verringerung des Anteils neuer Hypotheken mit hohem Beleihungsauslauf (LTV) geführt. Die Erschwinglichkeitsrisiken, gemessen am Kredit-Einkommens-Verhältnis, haben in allen Segmenten zugenommen.
Die jüngste Reaktivierung des sektoralen antizyklischen Kapitalpuffers (CCyB) werde in erster Linie die Widerstandsfähigkeit des Bankensektors aufrechterhalten. Die Nationalbank werde die Entwicklungen an den Hypothekar- und Immobilienmärkten genau beobachten und beurteilen, ob weitere Massnahmen zur Minderung der Risiken nötig sind.
Die Szenarioanalyse der SNB sieht keine überbordenden Risiken. Die meisten Institute könnten auch einen Sturm wie eine anhaltende Rezession im Euroraum oder einen Zinsschock mit entsprechenden Folgen für den Schweizer Hypotheken- und Immobilienmarkt überstehen. Die meisten Institute wären in der Lage, die entstehenden Verluste aufzufangen und ihre Rolle als Kreditgeber für die Realwirtschaft wahrzunehmen, so die Einschätzung.