Der Europa-Chef von J.P. Morgan Asset Management rät seinen Kunden, nicht auf jede Krise oder jede Marktbewegung zu reagieren. Das bedeutet aber nicht Nichtstun.

Patrick Thomson, zuständig für die Region Europa, Naher Osten Afrika (Emea) beim Fondsarm der grössten US-Bank J.P. Morgan, ist gerade nicht sehr optimistisch. Er sieht das derzeitige Marktumfeld geprägt von viel Düsternis und Trübsal. «There is a lot of gloom around», sagte er am (gestrigen) Mittwoch vor Medienvertretern in London.

Die derzeit belastenden Faktoren Ukraine-Krieg, Zinswende, Inflation und Lieferketten-Probleme waren am Anlass, bei dem finews.ch zugegen war, die Hauptthemen. Thomson sieht aber für Anleger keinen Grund, untätig zu bleiben oder gar in Panik zu geraten. Das Ende des Niedrigzins-Zyklus sei nämlich eine Gelegenheit für aktive Vermögensverwaltung. Und die Vermögen und zu investierenden Gelder seien in den vergangenen Jahren weiter angewachsen.

Diversifiziert bleiben

Im aktuellen Umfeld haben sich allerdings die Spielregeln geändert, so Thomson weiter. Die Anleihenmärkte würden mit steigenden Zinsen attraktiver, und im Vergleich zu börsenkotierten Unternehmen würden auch viele ungelistete Firmen gute Chancen bieten. Zudem gebe es mehr Firmen, die privatisiert würden und die Börse verliessen, währen sich Debutanten heute viel mehr nähmen für einen Börsengang. Auch Alternative Anlagen in Infrastruktur, Immobilien oder andere Bereiche, die einen stabilen Ertragsfluss sichern, seien angesichts der Marktvolatilität interessant.

«Unsere Botschaft an die Kunden lautet, diversifiziert zu bleiben, auch langfristig. Man muss die sich im neuen Umfeld bietenden Chancen erkennen und nutzen. Und vor allem sollte man nicht auf jede Krise reagieren und auch mal nichts machen», so der Europa-Chef.

Einen grossen Stellenwert haben bei J.P. Morgan nachhaltige Investments nach ESG-Kriterien. «Das Thema ist uns sehr wichtig und wir können den Kunden eine gute Auswahl bieten.» Die Investmentbank investiert zudem stark in IT und Digitalisierung. «Wir wollen 400 Millionen Dollar investieren, um besser und effektiver zu arbeiten.»

Talente anlocken

Bei der Suche nach neuen Talenten sieht er die Bank als Arbeitgeber gut aufgestellt. «Dabei ist Geld nicht der alles entscheidende Faktor», sagte Thomson. J.P. Morgan verfüge über die Mittel, das Umfeld und die Ressourcen, damit neue Mitarbeitende ihre Ideen umsetzen können.»

Das Thema Diversität spiele für das Unternehmen eine wichtige Rolle, und der Regionenleiter sieht das als einen klaren Wettbewerbsvorteil. «Unsere Diversität spiegelt auch diejenige unserer Kundschaft wider.»