Die Sanktionen gegen Russland erfordern in der Eurozone erste Opfer. Während hierzulande darauf gewartet wird, ob der Bundesrat sich den Schritten der EU anschliesst, steht die Finanzaufsicht in Kontakt mit den Instituten.

Den Sanktionen gegen Russland werden sich die Schweizer Banken nicht entziehen können – ob diese nun Unternehmenskredite, die Finanzierung des Rohstoffhandels oder das Geschäft mit reichen Kunden aus Russland betreffen. Selbst im (unwahrscheinlichen) Fall, dass sich der Bundesrat in seiner heutigen Sitzung den Massnahmen der EU nicht voll anschliesst, würden die Hürden und Hindernisse überall auftauchen.

So hat Medienberichten zufolge die zweitgrösste Schweizer Bank Credit Suisse (CS) entschieden, keine Rohstoff-Trades aus Russland heraus mehr zu finanzieren. Die Agentur «Bloomberg» bezifferte derweil die Guthaben aus Russland bei der UBS auf rund 450 Millionen Dollar.

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Von der Finma hiess es gegenüber finews.ch, man stehe mit Banken über deren Risiken durch Sanktionen im Russland-Geschäft im Austausch. Inwieweit die in der Schweiz tätigen Tochter-Institute Sberbank (Switzerland) Gazprombank (Schweiz) und VTB Capital, die vor allem in der Finanzierung von Rohstoff-Deals aktiv sind, in Mitleidenschaft gezogen werden, ist unklar.

Weder Sberbank, Gazprombank noch die Auslandsbanken-Vereinigung Association of Foreign Banks in Switzerland wollten gegenüber finews.ch die aktuelle Lage kommentieren.

EZB-Bankenaufsicht senkt Daumen über Sberbank-Töchter

In der Eurozone stehen die Tochtergesellschaften der russischen Sberbank wegen den Sanktionen aus der EU, den USA und Grossbritannien bereits vor der Pleite. Laut der EZB-Bankenaufsicht sind sie nicht mehr in der Lage, ihre Schulden oder sonstige Verbindlichkeiten bedienen. Von der Muttergesellschaft in Russland kann auch kein Geld nachgeschossen werden.

Betroffen sind demnach die Sberbank Europe mit Sitz in Wien sowie ihre beiden Tochtergesellschaften im Euroraum, die Sberbank in Kroatien und die Sberbank Banka in Slowenien.

Erhebliche Abflüsse

«Bei der Sberbank Europe und ihren Tochtergesellschaften kam es zu erheblichen Abflüssen von Einlagen infolge der Auswirkungen der geopolitischen Spannungen auf ihre Reputation», heisst es in einer Mitteilung der Bankenaufsicht. «Dadurch hat sich ihre Liquiditätslage verschlechtert. Zudem sind keine Massnahmen verfügbar, bei denen realistische Aussichten darauf bestehen, dass diese Position auf Gruppenebene und auf Ebene der einzelnen Tochtergesellschaften in der Bankenunion wiederhergestellt wird.»

Auch die österreichische Finanzmarktaufsicht (FMA) hat bereits reagiert und den Geschäftsbetrieb der Sberbank-Europatochter vorübergehend fast komplett unterbunden. Die in Wien ansässige Bank dürfe «keinerlei Auszahlungen, Überweisungen oder andere Transaktionen durchführen». Einleger dürfen aber 100 Euro pro Tag zur Deckung des täglichen Bedarfs abheben.

Anzeichen eines Bank-Runs?

«Wir unternehmen alle Anstrengungen und unterstützen die Behörden uneingeschränkt, damit diese ihre Befugnisse einsetzen können, um diese beispiellose Situation im Sinne der Kunden zu meistern», schreibt Sberbank-Europe-Chefin Sonja Sarközi in einer Mitteilung.

Mehrere Banken der Gruppe hätten «innerhalb sehr kurzer Zeit einen deutlichen Abfluss an Kundeneinlagen» verzeichnet. Darum sei teilweise die tägliche Bargeldbehebung eingeschränkt worden.


Mitarbeit: York Runne und Jade Cano