Mit Play-to-Earn können Gamer ihre digitalen Gewinne in richtiges Geld umtauschen. Das Business wächst rasant und dürfte an der etablierten Finanzwelt vorbeigehen, wenn sie nicht rechtzeitig auf den Zug aufspringen. 

Die Blockchain-Technologie verändert derzeit die Spieleindustrie. Bis vor kurzem boten Internetspiele ihren Teilnehmern kaum finanzielle Entschädigungen, stattdessen flossen die Erlöse meist nur den Spielplattformen zu. «Die neuen Arten von Spielen, bei denen Geld verdient werden kann, sind ein Vorgeschmack darauf, was viele als das Versprechen des Web3 ansehen", erklärt Alexander Braun, Geschäftsführer Digitales bei der Beratungsfirma Capco, gegenüber finews.ch.

In den Anfängen des Webs, das als Web1 bezeichnet wurde, konsumierten die Nutzer Inhalte auf eine Art und Weise, die man als «Nur-Lesen» beschreiben kann. Die technologischen Fortschritte machten den Weg frei für das Web2, das den Nutzern Lese- und Schreibzugriff ermöglichte und sie in die Lage versetzte, Inhalte auf Plattformen wie YouTube und Facebook zu laden. Auf diesen Plattformen wurden die geteilten Inhalte dann zu Geld gemacht.

Schlüsselkomponente vom Web3

Die Einführung von Nicht-Fungiblen-Token (NFT) ermöglicht es den Spielern, digitale Vermögenswerte zu erwerben und zu besitzen, die sie in Geld umwandeln und auch ausserhalb des Spiels verwenden können. Diese Dezentralisierung des wirtschaftlichen Eigentums ist eine Schlüsselkomponente vom Web3.

«In diesem Sinne sind diese Spiele zu virtuellen Volkswirtschaften geworden. Der Hype um NFTs und das Metaverse ist eng mit dieser Entwicklung verbunden», erklärt Braun die Entwicklungen.

Laut Statista wird der weltweite Markt für Videospiele bis 2025 schätzungsweise 268 Milliarden Dollar erreichen. Angesichts dieser Summe sollten bei den Banken die Alarmglocken schrillen, denn nichts davon hat mit ihnen zu tun.

Die NFTs, die in solchen Spielen verdient werden, sind vielfältig und umfassen virtuelle Charaktere, dekorative Gegenstände und Grundstücke, welche die Spieler verdienen und in reales Geld umwandeln können.

Beginn einer neuen Wirtschaft?

Die geplante 70-Milliarden-Dollar Übernahme des Spieleentwicklers Activision Blizzard durch Microsoft, die im vergangenen Monat angekündigt wurde, und die Anmeldung von Patenten für die Erstellung und den Verkauf virtueller Güter durch Walmart im vergangenen Jahr zeigen, welche Bedeutung die Unternehmen Spielen und dem Metaverse beimessen.

Einige gehen sogar so weit zu sagen, dass der Paradigmenwechsel im Bereich der Spiele als Blaupause für den Beginn einer neuen Wirtschaft dienen könnte, die auf einem selbstverwalteten Finanzsystem basiert. Eines, in dem sich die Art und Weise, wie Menschen mit traditionellen Finanzinstituten und Regierungen interagieren, grundlegend ändern werde.

«Genau diese Erwartungen sind sicherlich die treibende Kräfte hinter den Milliarden, die in Blockchain-bezogenen Projekte investiert werden», sagt Braun weiter.

Einstiegspunkte für Banken

Banken können auf verschiedene Weise in den Trend einsteigen, abgesehen vom kurzfristigen Gewinn durch Effizienzsteigerung und Rationalisierung veralteter Prozesse. Es sei auch eine Chance für sie, völlig neues Geschäft zu generieren, heisst es vom Berater. Allerdings werde die Diskussion derzeit von der Befürchtung der Banken dominiert, dass ihre Rolle als Intermediär durch die Blockchain-Technologie überflüssig werden könnte, fügt er hinzu.

Wenn die Banken jedoch die kostspieligen Lehren aus der Softwareindustrie ziehen, die in den späten 1990er Jahren Angst davor hatte, von Open-Source-Software verdrängt zu werden, sie zunächst bekämpfte und dabei fast ausstarb, um sie dann später zu übernehmen und dadurch umso profitabler zu werden, werden sie in Zukunft eine wichtige und sehr erfolgreiche Rolle spielen, betonte Braun.

Damit, und das ist das Fazit, ist die eigentlich Fragestellung klar: Werden Gamer zu Bankern, bevor Banker zu Gamern werden?