Das Zürcher Investment-Haus Vontobel hat im ersten Semester 2021 sehr gut gearbeitet. Doch CEO Zeno Staub warnt vor überhöhten Erwartungen und betont: «Wir arbeiten in einem zyklischen Geschäft und vergessen das auch nicht.»
«Das Wachstum und das Ergebnis in den ersten sechs Monaten haben gezeigt, dass wir das Vertrauen der Kunden in unsere Arbeit stärken konnten», sagte Vontobel-Chef Zeno Staub an einem Call am Dienstag; aus Anlass der präsentierten Halbjahreszahlen 2021. Das erneut starke Nettoneugeld, das Rekordniveau beim betreuten Kundenvermögen sowie das starke Ertragswachstum mit institutionellen und privaten Kunden seien Beleg dafür.
In den Bereichen Global Banks, den superreichen Kunden (UHNWI) und Nachhaltigkeit (Environmental, Social, Governance; ESG/Sustainability) habe Vontobel strategische Fortschritte gemacht. «Fast alle Vontobel-Fonds berücksichtigen ESG-Kriterien und bis 2022 werden wir dies aktiv bei allen operativen und Investitionsentscheidungen miteinbeziehen», betonte Staub.
Impact-Investing mit Potenzial
«In fünf Jahren wird man nicht mehr nach der Nachhaltigkeit von Investitionen fragen müssen. ESG wird Mainstream sein und integraler Bestandteil jedes Investitionsprozesses.» Etwas anders sehe es da noch beim Impact-Investing aus.
Die neuen Produkte wie ESG-Anleihen und -Aktienfonds mit einem Green Bond-Fonds, einem Sustainable Emerging Markets Debt-Fonds und einem Global Impact-Fonds zählte der Vontobel-Chef denn auch zu den Erfolgen des ersten Halbjahres. Auch die Übernahme der restlichen 40 Prozent an TwentyFour Asset Management zählte er dazu.
Im Digital Investing habe man von der starken Nachfrage nach Strukturierten Produkten profitiert. Gefragt waren auch weiterhin Produkte mit Kryptowährungen. Neue Kunden gewann Vontobel vor allem in der Schweiz, Deutschland und Hongkong.
Dämpfende Faktoren
Alle Regionen und Bereiche, also Asset Management, Wealth Management und Digital Investing, haben beim Nettoneugeld zugelegt. Das Wachstum beim Netto-Neugeld in Höhe von annualisiert 6,0 Prozent lag am oberen Ende der Zielspanne. In den beiden Vorjahren wurde dies mit je plus 7,4 Prozent sogar übertroffen.
Staub nannte hier die Corona-Pandemie und die Zinsbewegungen als dämpfende Faktoren. Die Entscheidungen und Präferenzen von privaten und institutionellen Investoren hätten sich über den Zeitraum betrachtet verschoben. So hatte im ersten Halbjahr 2020 das Asset Management einen starken Neugeldzufluss ausgewiesen, im zweiten jedoch das Wealth Management.
Angebot muss stimmen
Um sich im Asset Management zu behaupten, müsse man eine Palette von alternativen Produkten anbieten können. «Viele Banken reduzieren die Zahl der Firmen, mit denen sie zusammenarbeiten. Und als ein One-Trick-Pony schafft man da nicht mehr den Schnitt. Bei der Produktentwicklung setzen wir auf die spezialisierten Boutiquen, welche die entsprechenden Produkte schaffen.»
«In der Vermögensverwaltung haben alle Wettbewerber unter Corona unter den gleichen schwierigen Bedingungen gearbeitet», betonte Staub. Vontobel habe sehr hat daran gearbeitet, neue Kunden zu gewinnen und das breite Angebot an Investitionsprodukten habe dabei geholfen. Mit geringeren Pandemie-Einschränkungen könne man hier noch besser werden.
Zyklisches Geschäft
Das gute Ergebnis sowie die bessere Kapital- und Verschuldungsquote verhelfe Vontobel zu mehr Spielraum. Staub will das Standbein in Asien weiter stärken und in Technologie investieren. Der Marktanteil in Asien habe das Unternehmen signifikant steigern können. Das sei ein interessanter Wachstumsmarkt in den kommenden Jahren.
«Wir sehen eine wachsende Nachfrage nach professioneller Beratung.» Die Digitalisierung und Automatisierung biete hier noch Potenzial das Angebot auszuweiten. «Wir arbeiten aber in einem zyklischen Geschäft und vergessen das auch nicht», so Staub beim Blick auf den Rest des Jahres.