Guy Lachappelle tritt das Amt des Verwaltungsratspräsidenten von Raiffeisen Schweiz per Ende Juli ab. Auslöser des Rücktritts ist eine vergangene Affäre.
Es ist ein schwerer Rückschlag für Raiffeisen Schweiz: Guy Lachappelle stellt sein Amt als Verwaltungsratspräsident per Ende Juli zur Verfügung, wie es in einer Mitteilung vom Donnerstagabend hiess. Für ihn übernimmt Vizepräsident Pascal Gantenbein.
Während Raiffeisen in der Mitteilung keine Gründe für den abrupten Abgang angab, trat Lachappelle am Abend in Basel vor die Medien – als Privatperson, wie er betonte.
Ungutes Ende einer Beziehung
Auslöser des Rücktritts ist eine aussereheliche Beziehung Lachappelles, die ungut endete. Der «Blick» hatte schon vor Wochen rundum die Affäre recherchiert. Die Publikation eines Artikels hatte Lachapelle aber gerichtlich verhindert.
Nun sei es an der Zeit, über die Hintergründe Klarheit zu schaffen, sagte Lachappelle. Die Frau habe zwei Strafanzeigen gegen ihn eingereicht. Die eine betrifft Vorwürfe im Umgang mit der Frau und die andere Anzeige Vorgänge im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit als Chef bei der Basler Kantonalbank (BKB). Für Lachappelle gilt bei beiden Anzeigen die Unschuldsvermutung.
Vertrauliche Informationen weitergeleitet
Lachappelle soll als BKB-CEO «potenziell börsenrechtlich relevante vertrauliche» Informationen zum digitalen Umbau der Bank weitergegeben. Er habe eine Präsentation mit seinem privaten Email weitergeleitet. Dafür entschuldigte sich Lachappelle nun.
Die Beziehung mit der Frau endete im Streit. Er habe sich zwar von seiner Ehefrau getrennt, dann aber bemerkt, dass die neue Beziehung keine Zukunft habe und diese beendet. Das habe die Frau nicht akzeptieren wollen.
Einen Racheakt verhindert
Die Frau habe dann ein Buch geschrieben, in welchem Lachappelle als Psychopath dargestellt worden sei. Gegen diesen «Racheakt» sei er juristisch vorgegangen und habe die Publikation des Buches verbieten lassen.
Lachappelle nannte es einen «riesengrossen Fehler», dass er seiner damaligen Geliebten das bankinterne Dokument zugeschickt habe. Diese habe seine E-Mail an die Staatsanwaltschaft Basel-Stadt geschickt und Strafanzeige eingereicht.
Faktisches Schuldeingeständnis
Auch Medien hätten diese E-Mail erhalten. Er habe den Behörden uneingeschränkte Kooperation zugesagt, sagte Lachappelle.
Der Basler hatte im November 2018 das Verwaltungsratspräsidium bei Raiffeisen übernommen, nachdem die Genossenschaftsbank durch den Skandal um Ex-CEO Pierin Vincenz erschüttert worden war.