In der Schweiz nutzt jede und jeder zweite Twint. Nun will die Bezahlapp die Nutzer auch ins Ausland begleiten. Hierzulande tastet sich Twint in neue Gefilde vor.
Zu Twint kommt man heute in der Schweiz, weil einen das nächste Umfeld dazu drängt. Wie Chef Markus Kilb am Mittwoch vor Journalisten erklärte, nutzen 65 Prozent aller die Bezahl-App der Schweizer Banken zunächst unter Freunden, um die Rechnung zu teilen und offene Beträge zu begleichen.
Frauen «twinten» reger
Angesichts der dominanten Position von Twint im Land erstaunt der Gruppenzwang wenig: Dem Unternehmen zufolge laufen 77 Prozent der Smartphone-Zahlungen über die Applikation, schweizweit zählt diese 3,5 Millionen Nutzer. 500'000 davon gebrauchen die App sehr rege, wobei hier der Frauenanteil gegenüber den Männern überwiegt.
Damit ist es an der Zeit, über die Landesgrenzen hinauszublicken. Laut Kilb hat Twint vor, seine Schweizer Nutzer auch bei der Reise ins Ausland zu begleiten. Ab Frühling 2022 soll es erstmals möglich sein, im einzelnen Nachbarländern der Schweiz zu «twinten». Sukzessive sollen dann weitere europäische Länder hinzukommen.
Empsa übersetzt deutschen QR-Code
Die Twint-Macher stützen sich dabei auf die European Mobile Payment Systems Association (EMPSA), die das Schweizer Fintech 2019 mitbegründet hat und welche nun bereits kontaktlose Bezahlmethoden aus 15 Ländern (bisher ohne Frankreich und Spanien) zusammenführt.
Via die Empsa ist es für Twint-Nutzer etwa möglich, in Deutschland beim Händler einen deutschen QR-Code einzulesen und die Zahlung zwischen der Schweizer Hausbank und der Bank des Händlers auszulösen. Am ehesten, erklärte der Twint-CEO am Mittwoch, sei die Funktionsweise in ihrer Einfachheit in der Anwendung mit dem Roaming in der Mobiltelefonie zu vergleichen.
Derweil geht das Fintech, zu dessen Aktionären die Banken UBS, Credit Suisse, Raiffeisen, Zürcher Kantonalbank, BCV und Postfinance sowie die Börsenbetreiberin SIX und der französischen Bezahlterminal-Betreiber Worldline zählen, im Heimmarkt noch mehr in die Breite.
Zugang zu Versicherungen
Der Fokus liegt auf dem so genannten Marktplatz, der auf der App unter der Funktion «Twint +» läuft. Hier sollen dieses Jahr noch diverse neue Angebote aufgeschaltet werden, so der Zugang zu Versicherungen, eine Ticketing-Service, eine Food-Delivery-Lösung sowie eine wechselnde Sonderaktion mit starken Rabatten (siehe Grafik unten).
Ab 2022 soll der Marktplatz dann nochmals stark forciert werden, versprach der Twist-Chef weiter. Bis anhin sind dort eine kontaktlose Parkingmeter-Funktion, digitale Gutscheine, Spenden und der Bargeldbezug via die Sonect-App abrufbar.
Vollintegration bei Banken vorangetrieben
Zum Vorstoss ins Feld der Bancassurance wollte sich Kilb nicht näher äussern. Als erstes wird Twint den Dienst mit einem Partner in Betrieb nehmen, später sollen weitere Versicherer hinzustossen. Die App der Schweizer Banken würde so auch die Applikation der hiesigen Versicherer.
Das ist allerdings noch Zukunftsmusik, während Twint noch um die volle Integration der App bei den Banken bemüht ist. Diesen dem Vernehmen nach durchaus kostspieligen Schritt haben zuletzt die Migros Bank sowie die Regionalbank Valiant auf sich genommen.